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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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lauf!“
    „Mutter, wenn die Schatten es konnten, warum hat uns sonst nichts angegriffen? Die Pflanzen, die Chimären, egal was?“
    Chyvile verhielt mitten im Schritt, schon fast am Ufer angelangt, bereit, sich ins Wasser zu stürzen.
    Misstrauisch starrte sie um sich. Ihr Sohn hatte Recht. Wo waren denn plötzlich sämtliche Kreaturen hin, die sonst unentwegt auf der Lauer lagen? Es war zu ruhig. War genau das die Falle?
    Langsam wich sie von dem schmalen Gewässer zurück.
    „Wenn Osmege weiß, dass wir hier sind ...“, murmelte sie und kaute hektisch auf ihrer Unterlippe.
„Chyvile, dort drüben, was ist das?“ Pera wies mit zitternden Fingern bachaufwärts. Etwas Dunkles bewegte sich dort. Langsam wichen die drei zurück, ratlos, wohin sie sich jetzt noch wenden sollten. Immer war das Wasser ihr Fluchtweg gewesen, den Osmege zwar mit seinen Gedanken erforschte, doch nicht kontrollierte. Es gab Chimären in den Flüssen und Seen, aber nicht in der alles überwältigenden Vielzahl. Der Dunkle schien stets vor den Flüssen zurückgeschreckt zu sein. Wenn es damit nun vorbei war, welche Hoffnung gab es dann noch?
    Der dunkle Schwarm gelangte ans Ufer, es waren Flusskrebse. Oder genauer gesagt, irgendwann einmal waren es Flusskrebse gewesen, die harmlosen kleinen Schalentiere gab es nicht mehr. Verdorbene, grauenhafte Kreaturen fluteten an Land, mit übergroßen Scheren, skorpionartigen Stacheln und geifernden Mäulern. Angewidert schaute Chyvile auf die Angreifer, ihr Verstand raste. Es gab nur eine Möglichkeit.
    Ich wusste, ich lebe schon zu lange. Ich bin zu alt für solchen Unfug!
    „Lauft!“, befahl sie ihren Schützlingen, packte beide an den Händen und zerrte sie hinter sich her.
    „Wohin? Wenn Osmege durch unsere Tarnung sehen kann ...“, schrie Jordre atemlos.
    „Wenn er das könnte, wären wir bereits tot. Nein, mein Sohn, er weiß bloß, wir sind irgendwo hier in diesem Gebiet, und deshalb hat er versucht, uns ins Wasser abzudrängen, weil das unser normaler Weg wäre. Es ist nicht schwer, so lange Kreaturen umherstolpern zu lassen, bis wir uns selbst verraten. Lauft! Wir müssen so weit wie möglich weg!“
    Unerbittlich trieb Chyvile die beiden jungen Leute durch die Wälder, vorbei an zahllosen gewöhnlichen Fallen – den Schlingpflanzen, giftigen Sporen und alltäglichen Monstern. Als Pera zurückfiel, an solche Anstrengungen nicht gewöhnt, hob Jordre sie einfach über die Schulter. Die junge Frau schrie vor Empörung und Angst, doch dann ließ sie sich wehrlos von ihm tragen. Erst, als auch Jordre erschöpft in die Knie sank, hielt Chyvile an.
    „Dort rüber, Kinder, zu den Felsen. Kein Laut!“, wisperte sie. Sie hatten die dichten Wälder um Navill hinter sich gelassen und offenere Gebiete erreicht. Lichte Baumgruppen, hügeliges Grasland und viele Flüsse und Seen bestimmten die Landschaft. Sie standen auf Felsen, die in Sichtweite der Himmelsberge lagen, einem Gebirgsmassiv, das bis zu den Wolken zu reichen schien.
    Chyvile wartete. Lauschte, beobachte jede Regung zu Land und in der Luft, die sie erkennen konnte, während ihre jungen Gefährten still dalagen und versuchten, ihre Kräfte zu sammeln. Es wimmelte wie gewöhnlich vor Kreaturen. Wie befürchtet schienen sie sich auf die Ufer zu konzentrieren – und zögerten dabei nicht, sich gegenseitig zu vernichten.
    Wenn die Elfen jemals heimkehren sollten, werden sie eine leere Welt
    antreffen. Hier gibt es nichts als Monster, die nicht einmal für sich selbst genug Nahrung finden. Wie soll das alles wieder gut werden?, dachte Chyvile, erfüllt von stiller Traurigkeit. Es hatte lange gedauert, bis diese Welt unter Osmeges wahnerfülltem Hass zerbrochen war, aber nun schien es geschehen zu sein. Ohne die Zuflucht der Gewässer würden die Famár vernichtet werden.
    Kopfschüttelnd löste sie sich von diesen Gedanken. Maondny hatte gesagt, es gäbe Hoffnung auf den Sieg, also war dem auch so! Im Augenblick musste sie etwas tun, was sie bereits jetzt bitter bereute.
    „Hört zu, ihr beiden, das ist wichtig!“, flüsterte sie ihren Gefährten zu. Sie sammelte die Edelsteine einsammelte, die sie stets bei sich trug. „Osmege weiß, dass ihr unterwegs zur Steintänzerin seid, doch er kann den Tarnzauber nicht durchschauen. Um euch vor seinem Zugriff zu bewahren, müssen wir uns trennen. Ich werde allein wandern und dabei seine Aufmerksamkeit auf mich lenken, während ihr nach Osten zieht. Merpyn, die Heimat der Tänzerin, liegt auf

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