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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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die Blätter begannen sich zu verfärben. Nun, auch wenn er sich gerade in wegloser Wildnis befand, irgendwann würde er wieder auf eine Stadt stoßen. Einem kräftigen Mann gab man gerne Arbeit. Vielleicht keine gut bezahlte, angenehme Beschäftigung, dennoch, irgendetwas würde sich schon finden, womit er die Wintermonate überstehen konnte.
    Wäre beruhigend, wenn Maondny gesagt hätte, wie lange die Suche so ungefähr dauert. Thamar lachte über seinen eigenen Gedanken. Sie hätte diese Frage niemals beantwortet, weil das allein die gesamte Zukunft gefährden würde. Oder so ähnlich. Wen kümmerte das? Eigentlich hatte er es nicht eilig damit, in sein Exil zurückzukehren, bis die Hexen, Elfen und sonstigen Fädenzieher beschließen würden, dass die Zeit reif für den Kampf gegen Ilat war.
    Thamar verließ den Bach und stieg eine kleine Anhöhe empor, als er plötzlich Schreie hörte, Schwerterklirren, raue Stimmen. Sofort waren seine Sinne hellwach, er warf sich auf den Bauch und schob sich eilig auf den Ellenbogen voran, bis er über den Hügel schauen konnte.
    Eine Flut von Kreaturen mit muskulösen breiten Körpern stürzte sich unentwegt auf kleinwüchsige, zierliche Gestalten, die perlmuttweiß in der Abenddämmerung schimmerten. Atemlos versuchte Thamar zu erkennen, welche Wesen er hier beobachtete, ob er sich in diesen Kampf überhaupt einmischen konnte. Er hatte schließlich mit keiner Partei etwas zu schaffen.
    Als er aber sah, wie die kleineren Wesen zu unterliegen drohten, mit welcher Grausamkeit die Angreifer auf sie einschlugen, hielt er es nicht länger aus: Er sprang entschlossen auf und rannte laut rufend den Hügel hinab, in der Hoffnung, die Angreifer damit abzulenken. Es gelang, doch nicht ganz so, wie er gedacht hatte: Sowohl die Angreifer als auch die Verteidiger fuhren erschrocken vor ihm zurück. Innerhalb von einem Atemzug kamen die Kämpfe zum Erliegen, die Angreifer rannten schneller davon, als Thamars Blicke ihnen folgen konnte. Die kleinwüchsigen Geschöpfe schienen sich vor seinen Augen in Luft aufzulösen – in einem Moment standen sie vor einer soliden Felswand, im nächsten Moment waren sie allesamt fort.
    Zurück blieben einige Tote.
    Kopfschüttelnd kniete Thamar nieder, um die niedergemetzelten Körper zu untersuchen. Als sich plötzlich eines der hellhäutigen Geschöpfe unter seinen Händen bewegte, zuckte er zusammen. Dieses Wesen war anscheinend bewusstlos gewesen, aber so von Blut bedeckt, dass man es für tot gehalten hatte. Eine weitere kurze Untersuchung zeigte, das meiste Blut stammte wohl von einem der Angreifer, die Verletzungen des kleinen Kämpfers waren eher oberflächlich.
    Gedankenverloren betrachtete Thamar die kaum sichtbaren Hautmuster auf Stirn, Wangen und Hals des Wesens. Er hatte so etwas bereits auf Bildern gesehen!
    „Nola!“, murmelte er triumphierend. Ja, das war der richtige Name. Das Volk der Nola. Angeblich längst ausgestorben, oder vielleicht sogar schon immer nur eine Legende gewesen, das hatte man ihn gelehrt. Und wer oder was waren die Angreifer?
    Als er wieder auf das verwundete Geschöpf unter sich sah, starrte er geradewegs in zwei wachsame, perlmuttartig leuchtende Augen, die ihn schmerzerfüllt beobachteten.
    „Du bist ein Nola?“, fragte Thamar leise. Er erwartete keine Antwort, vermutlich verstand dieses Wesen seine Sprache überhaupt nicht; doch es nickte ihm leicht zu.
    „Ich heiße Svern“, stellte er sich mit dem Namen vor, den er zur Tarnung angenommen hatte.
    „Avanya“, wisperte das Wesen und wies mit matter Geste auf sich selbst. „Achtung ...“
    Thamar wirbelte herum, das Schwert bereits in seiner Hand. Mehrere der fremden Angreifer standen hinter ihm und musterten ihn misstrauisch. Obwohl sie größer waren, dazu mindestens doppelt so breit waren wie er selbst, zogen sie nicht ihre Waffen, sondern blieben auf Abstand.
    „Gru kmush ta?“, grollte einer von ihnen. Es klang bedrohlich, Thamar ging in Verteidigungsstellung, wobei er darauf achtete, dass er Avanya vor ihren Blicken schützte.
    „GRU KMUSH TAAAA?“
    Mit einem lauten Schrei wandten die Kreaturen sich zur Seite. Jeder von ihnen hob einen Toten auf, dann verschwanden sie langsam, Schritt für Schritt, in der Dämmerung.
    „Was im Namen der Weisheit war das denn?!“, murmelte Thamar ratlos.
    „Chyrsk. Du würdest sie Tunneltrolle nennen.“ Avanya hatte sich mit schmerzverzerrter Miene aufgerappelt und betrachtete ihn, als er sich nun wieder zu ihr

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