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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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umwandte. Ihr Akzent war seltsam, genau wie ihre Art, manche Laute auszusprechen, doch Thamar konnte sie mühelos verstehen.
    „Sie hätten mich in Stücke schlagen können, warum haben sie mich nicht angegriffen?“
    „Chyrsk tun immer das, was sie für richtig halten, niemand hat je verstanden, was in ihnen vorgeht. Genieße dein Glück.“
    Thamar beschloss, Avanya als weiblich zu betrachten. Der Name und der Klang ihrer Stimme schienen ihm eher zu einer Frau zu passen, auch, wenn dies die einzigen Anhaltspunkte waren, an denen er sich orientieren konnte. Vom Körperbau hatte er eher das Gefühl, einer lebendigen Puppe gegenüber zu stehen. Dabei war sie nicht einmal unbedingt klein zu nennen. Mit ungefähr eineinhalb Schritt Länge war sie durchaus so groß wie viele Menschenfrauen, die Thamar kannte. Nur eben wesentlich zierlicher, schmaler und auf kaum benennbare Weise anders – allein ihre schimmernde, beinah kristalline Haut und die Augen zeigten, dass sie eindeutig nicht menschlich war.
    „Hm – werden deine Leute dich holen kommen, Avanya?“, fragte er, um überhaupt etwas zu sagen, statt sie lediglich unhöflich anzustarren.
    „Nein. Ich muss zu ihnen gehen. Im Moment ist das noch zu gefährlich, die Chyrsk könnten mich beobachten. Ich war schon einmal unaufmerksam und habe die Chyrsk in unsere Tunnel eingelassen.“ Avanya verzog schmerzlich das Gesicht.
    „Nun, ich wollte mir ein Nachtlager errichten. Möchtest du mir Gesellschaft leisten?“
    „Ich ...“ Avanya zögerte. „Ich möchte dich auf keinen Fall beleidigen, Svern, aber ist das keine gute Idee.“
    „Mir ist klar, dass ein Fremder aus einem anderen Volk nicht unbedingt die Gesellschaft ist, die man sich wünscht, doch du bist verletzt und ich schwöre, du hast vor mir nichts zu befürchten. Dich allein hier draußen mit den Chyrsk zu lassen halte ich zumindest für gar keine gute Idee.“
    „Da ist mehr, Svern, ich kann dir das nicht erklären.“ Mit diesen Worten sank Avanya stöhnend in die Knie, die Hand fest gegen die Stirn gepresst.
    „Das reicht jetzt!“, murmelte Thamar besorgt. Er konnte sie gerade noch auffangen, bevor sie bewusstlos zu Boden fiel. Rasch hob er sie hoch und trug sie fort, in den Schutz der Bäume.
     
    ~*~
     
    Es war bereits kurz vor Morgendämmerung, als Avanya sich wieder zu regen begann. Thamar hatte die Wunden der Kriegerin versorgt – dabei hatte er eindeutige Beweise für ihr Geschlecht gefunden – und sie mit seiner Decke und einem kleinen Feuer warm gehalten. Nur aus diesem Grund hatte er es riskiert, das Feuer zu entzünden, und die ganze Nacht Wache gehalten. Die Gelegenheit, ein solch fremdartiges Geschöpf ungehindert anstarren zu können, war ein gutes Mittel gegen Langeweile gewesen. Ebenso wie die amüsierten Gedanken über das Schicksal als solches. Es war immerhin schon das zweite Mal, dass er eine Frau aus einem anderen Volk rettete, irgendwo in der Wildnis und umgeben von Feinden. Diesmal musste er allerdings wohl nicht fürchten, von den Angehörigen ihres Volkes niedergeschlagen und verschleppt zu werden. Zumindest hoffte er das.
    Thamar war müde, aber soweit zufrieden. Die Nacht war ruhig verlaufen, kein Anzeichen von irgendwelchen Tunneltrollen oder Raubtieren, von denen es in dieser Gegend sowieso nicht allzu viele zu geben schien. Die Nola hatte einen heftigen Schlag gegen den Kopf erhalten und mehrere oberflächliche Schnittwunden erlitten, trotzdem befand sie sich insgesamt in gutem Zustand. Sicherlich würde sie heute schon zu ihren Leuten heimkehren können, und ihm vielleicht vorher die Richtung zu einer menschlichen Siedlung weisen.
    „Guten Morgen“, sagte er, als sich weiß schimmernde Augen verschlafen auf ihn richteten.
    „Geht es dir besser?“ Er hielt Avanya einen Becher Tee entgegen, doch sie winkte ab. Zu seiner Überraschung rannen Tränen über ihre Wangen. Hastig versuchte sie, sich von ihm abzuwenden und ihr Gesicht zu verbergen.
    „Avanya, hast du Schmerzen?“ Stumm schüttelte sie den Kopf, drehte ihm den Rücken zu.
    „Bitte, was ist nur?“ Sanft legte er eine Hand auf ihre Schultern, besorgt, welche Verletzung er vielleicht übersehen haben mochte, gab sie allerdings sofort frei, als sie schreiend vor ihm zurückwich.
    „Avanya?“ Ratlos setzte sich Thamar auf die Fersen zurück und betrachtete das lautlos weinende Geschöpf vor sich. „Habe ich etwas falsch gemacht?“
    „Nein, es ... du kannst es nicht wissen ...“ Avanya setzte sich

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