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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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ohne Begleitung sein mochte. Sie wollte keinerlei Unruhen provozieren indem sie sich mit Seeleuten oder Stadtwächtern prügelte!
    Seit einigen Wochen streiften die beiden Freundinnen nun
    gemeinsam durch Enra, um Pyas Werk auf der Wanderschaft zu verrichten. Nach Inanis schmerzlicher Rückkehr ins Leben hatte sie es nicht mehr im Reich der Hexen ausgehalten. Da weder sie noch Corin eine vernünftige Aufgabe besaßen, hatten sie Kytharas Segen erbeten und erhalten, sich auf diese Weise nützlich zu machen. Corins natürliche Gabe wies den beiden dabei den Weg zu jenen Orten, an denen sie am meisten gebraucht wurden. Über die Nebelpfade erreichten sie ihre Ziele rasch und problemlos. Allerdings verriet Corins Richtungssinn nie vorher, was sie auf der anderen Seite des Nebels erwarten würde.
    „Inani, sieh nur, wie riesig!“ Corin kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, als sie den Hafen erreichten. Inani hatte in Roen Orm zwar einiges an Handelsschiffen zu Gesicht bekommen, aber noch niemals solche gewaltigen Bauwerke. Schwimmenden Festungen gleich ragte eine ganze Armada vor ihnen auf, die Masten und Takelagen schienen den Himmel zu streicheln. Hafenarbeiter, Soldaten, Händler und zahlloses andere Volk wimmelte um sie herum.
    „Geht weg da, Mädchen, dass hier ist kein Ort für euch!“, ertönte plötzlich eine dünne Stimme dicht neben ihnen.
    Inani betrachtete die ältere Frau gelassen, die gesprochen hatte: Eine Tochter des Lichts, eindeutig. Seit ihrer Zeit als reißende Bestie konnte sie regelrecht wittern, ob ein Mensch Magie besaß oder nicht, ob er von Ti oder Pya berührt worden war, und ob er jemals getötet hatte. Die Frau sprach den Dialekt von Roen Orm mit schwerem Akzent und sie schien sich vor irgendetwas zu fürchten. Das alles erkannte Inani binnen eines Herzschlags.
    „Es scheint, wir haben dich gesucht. Vielleicht weißt du einen besseren Ort für uns?“, sagte sie kühl.
    „Ich ahnte es, ihr seid Pya-Töchter, nicht wahr? Niemand sonst kann so weit in den Süden gelangen, ohne von der Sonne verbrannt worden zu sein. Was wollt ihr in Barrand, und was wollt ihr von der alten Esta?“
    „Die Frage lautet eher, was will Esta von uns?“, erwiderte Inani etwas freundlicher. Die Angst der Frau war deutlich zu spüren, es gab keinen Grund, sie einzuschüchtern. Rasch warf sie Corin einen Blick zu – war Esta tatsächlich ihr Ziel? Ihre Freundin nickte entschieden, ansonsten hielt sie sich im Hintergrund, wie immer, und versuchte, sich unsichtbar zu machen.
    „Kommt erst mal mit, es ist nicht klug, in solch einer Gegend Roensha zu sprechen“, murmelte Esta und sah sich möglichst unauffällig um. Sie wurden beobachtet, allein Inanis rot gelockte Mähne zog die Aufmerksamkeit der Leute auf sich. Niemand aber schien sie belauscht zu haben. Sie winkte ihnen zu und schritt eilig voran.
    „Fürchtet sie sich vor uns? Oder vor etwas anderem?“, fragte Corin leise.
    „Ich bin mir nicht sicher, wahrscheinlich werden wir es gleich erfahren.“ Unruhig betrachtete Inani noch einmal die himmelhohen Schiffe hinter ihr. Sie wusste wenig über die Provinz Barrand, außer, dass sie von einem stolzen, sehr Ti-gläubigen Fürst regiert wurde. Dieses Wissen, zusammen mit der Unzahl von Soldaten in glänzenden Rüstungen, die sich hier herumtrieb, und diese Schiffe, die weniger für den Handel als den Krieg geeignet zu sein schienen, hinterließen ein ungutes Gefühl in ihr.
    Esta führte sie zu einem kleinen weißen Haus in einer ruhigen Seitenstraße. Es war ungewöhnlich sauber im Inneren, beinahe, als würde die Frau den größten Teil ihrer Kräfte darin legen, ihre Umgebung zu ordnen.
    „Ich bin Witwe“, erklärte sie ungefragt. „Meine Kinder sind erwachsen und fortgezogen, seitdem habe ich nicht mehr viel zu tun. Mein Mann hat mir ein wenig Vermögen hinterlassen, von dem ich gut leben kann. Ich helfe, wann immer jemand mich darum bittet. Etwas, das selten geschieht.“ Esta seufzte schwer. „Ich bin ziemlich nutzlos. Ich sollte die Welt von meiner Unwichtigkeit befreien, bloß die Hoffnung hält mich, ich könnte noch irgendeinen Wert haben.“
    „Es ist allein deine Entscheidung, wie du deine Zeit verbringst. Wenn du dich als nutzlos ansiehst, wirst du es auch sein“, sagte Corin ernst.
    „Davon versteht so ein junges Ding wie du nichts. Zumal eine Pya-Tochter, ihr seid ja unentwegt geschäftig! Für uns normal Sterbliche ist das Leben etwas anders. Ohne Mann hat eine Frau wenig Nutzen. Ich

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