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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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heranzuziehen. Ihr Gesichtsausdruck war nicht zu deuten, sie schien Thamar seltsam entspannt dafür, dass sie so verunstaltet worden war. Alle Frauen die er kannte, Hexen eingeschlossen, hätten an ihrer Stelle begonnen zu schreien.
    „Ich kann sie dir wachsen lassen“, bot Corin an.
    „Nein, es fühlt sich leicht an.“ Avanya kicherte wie ein kleines Mädchen. „Es ist so lästig, ständig dieses lange Gezottel. Allein kann ich sie sowieso nicht kämmen und flechten, und ich glaube nicht, dass Thamar es lernen möchte. Sie werden recht schnell nachwachsen.“
    „Warum hast du sie dir nicht längst abgeschnitten?“, fragte Inani grinsend, obwohl sie immer noch bleich wie ein Geist war. Thamar konnte ihr ansehen, wie sie sich ihn beim Zöpfchen flechten vorstellte. Seinen wütenden Blick beantwortete sie mit einem frechen Zwinkern. Kein Zweifel, diesem Hexenweib ging es schon wieder viel zu gut!
    „Es ist …“ Avanya zögerte kurz, überspielte ihre Gefühle aber geschickt, indem sie mit mehr Aufwand als notwendig herumrutschte, bis sie sich an die Felswand anlehnen konnte. „Es ist gegen die Traditionen. Meine Leute sind sehr streng mit Traditionen.“ Ein Schatten von Trauer fiel über ihre zarten Gesichtszüge, doch er verschwand so rasch, dass vermutlich nur Thamar ihn überhaupt bemerkte.
    Avanya schüttelte ihre kurzen Strähnen mit solcher Faszination, dass irgendwann alle lachen mussten.
    „Wir hocken mitten in einem Berg, in einem kaum drei Schritt langen Tunnel ohne Anfang und Ende, haben uns ungefähr fünfhundert Todfeinde geschaffen, mit knapper Not Gift- und sonstige Attacken überlebt. Es ist schön, dass du etwas Gutes darin findest“, stieß Inani halb erstickt hervor.
    „Was machen wir denn jetzt? Kommen wir wirklich nicht heraus?“, fragte Avanya besorgt.
    „Mit etwas Geduld schon“, murmelte Inani schwach. „Sowohl für einen weiteren Versuch in magischem Tunnelbau als auch die Nebelpfade  fehlt es mir gerade ein wenig an Kraft und Konzentration. Corin ebenso.“.
    „Womöglich kann ich helfen?“ Avanya legte beide Hände auf die Felswände und konzentrierte sich. Einige Zeit lang geschah nichts, außer, dass sie an immer neuen Stellen die Hände auflegte und nach irgendetwas zu suchen schien. Schließlich aber nickte sie zufrieden.
    „Hier gibt es kristalline Strukturen im Gestein, die ich formen kann. Allerdings verlaufen sie weiter in die Tiefe, nicht an die Oberfläche“, erklärte sie bedauernd.
    „Sobald wir Wasser finden, können Corin oder ich die Nebelpfade leichter öffnen als hier im staubtrockenen Gestein. Man braucht das Wasserelement“, sagte Inani. „Führt ein Fluss oder zumindest eine kleine Wasserader in der Nähe entlang?“
    „Ja. Es wird allerdings eine Weile dauern.“
    „Du solltest dich wirklich ausruhen“, mahnte Thamar, was die Nola mit einem amüsierten Lächeln überging. 
    Es schienen ganze Zeitalter zu vergehen, während Avanya die Felsen regelrecht einschmolz, obwohl es vermutlich nur einige wenige Minuten waren. Sie schnaufte bald, ihr Gesicht verzerrte sich vor Anstrengung Es kostete sie sehr viel Kraft, was sie mit dem Gestein anstellte. Kurz bevor Thamar bereit war, sie zum Aufhören zu zwingen, aus Angst, sie würde sich selbst umbringen, rief sie: „Geschafft! Ich bin durch!“ Sofort schlüpfte sie in die kreisrunde Öffnung hinein und verschwand in die Tiefe.
    Thamar konnte nicht an Avanya vorbeiblicken, dazu war der neue Tunnelgang zu schmal. Um genau zu sein, er war so eng und niedrig, dass sie alle auf dem Bauch liegen und langsam vorwärts robben mussten, was keinem von ihnen gefiel. Thamar, der sich direkt hinter Avanya befand, konnte Corins angstvolles Atmen hören, und Inanis Flüstern, die versuchte, der Freundin beizustehen. Hexen gehörten offenkundig nicht unter die Erde!
    Außer Avanya gehören wir alle nicht hierher.
    Das matte Licht, das Avanya ausstrahlte, verschwand, stattdessen streichelte kühle, frische Luft über Thamars Gesicht.
    „Wir sind wirklich durch!“, rief er nach hinten, und befreite sich so rasch wie möglich aus dem engen Gefängnis. Avanya griff nach seinen Händen und half ihm, sich hinauszuwinden. Er hörte und roch fließendes Wasser, dennoch keuchte er erschrocken, als eisige Kälte seine Beine traf.
    „Wir sind direkt auf einen unterirdischen Fluss gestoßen, das Wasser ist sehr kalt“, sagte Thamar warnend, als er Inani und Corin nacheinander aus dem Gang zog. Alle drei Frauen waren in

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