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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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einem schlechten Zustand. Avanya lehnte sich völlig verausgabt an seine Seite, Inani versuchte nicht einmal zu verbergen, dass ihr weiterhin übel und schwindelig war, und Corin hatte sich offenkundig weder von der anstrengenden Heilung noch von der Reise durch Dunkelheit und erdrückender Enge erholt. Thamar versuchte, sie alle drei zu stützen, obwohl er selbst müde war.
    „Wir müssen hier raus“, murmelte er.
    „Nur einen Moment, ich brauche ... Nur einen kleinen Moment. Ich rufe gleich den Nebel. Der Schwindel wird bald aufhören.“ Inani hielt sich den Kopf fest und lehnte sich gegen die Felswand in ihrem Rücken. Thamar wollte nach ihr greifen, besorgt, wie schwer die Verletzungen durch den Gesang der Trolle wirklich sein mochten.
    In diesem Augenblick begann die Erde zu beben, und lautes, gleichmäßiges Grollen erfüllte die Luft.
„Die Chyrsk! Sie wissen, wo wir sind!“, flüsterte Avanya, von Grauen geschüttelt.
    „Lauft, lauft!“, schrie Thamar drängend. Sie stolperten vorwärts, stürzten mehr als einmal in dem rasch fließenden eisigen Wasser. Der Boden war uneben und voller Steine.
    Das Grollen wurde immer lauter, es schmerzte in Thamars Ohren. Inani schrie, fiel haltlos in den Fluss, der ihnen mittlerweile bis zur Hüfte reichte. Avanya hatte jeden Versuch zu laufen aufgegeben, sie ließ sich von Thamar ziehen. Inani verschwand unter Wasser.
    „Hier sind Strudel, und ich glaube, vor uns ist ein ...“, rief Corin atemlos, bevor ihr die Beine weggerissen wurden. Thamar wollte sie packen, doch nun erfasste auch ihn die harte Strömung. Alle vier wurden mitgerissen, und jetzt wusste Thamar, wovor Corin sie hatte warnen wollen: Ein Wasserfall, den sie über das Grollen der Chyrsk nicht wahrgenommen hatten. Sie wurden wie Spielzeug umher geworfen, prallten schmerzhaft gegen Felsen, bis sie über den Rand gespült und in die Tiefe geschleudert wurden. Wo war oben? Unten? Thamar ging die Luft aus, er klammerte sich an irgendetwas, das seine Hände ertasteten. Luft!
    Bevor er einatmete und alles vergaß, nahm er Licht wahr. Dann war es vorbei.
     

23.
     
    „Alles Schlechte, was uns widerfährt, hat zumindest einen Sinn: Es lässt uns dankbar sein für die Momente des Friedens und Glücks. Auch, wenn das kein Trost ist.“
    Sinnspruch, Ursprung unbekannt
     
    Inani konnte sich nicht erinnern, wann sie jemals so unglücklich gewesen war, erwachen zu müssen. Sie fror, gleichzeitig war ihr heiß. Das Atmen fiel so schwer ... Steckte sie immer noch in einem viel zu engen Tunnel fest? Es war dunkel, sie konnte sich nicht bewegen.
    „Ich bin bei dir, Schwester. Erwache.“
    Sie zuckte zusammen. Wie konnte es sein, dass sie die Nähe ihrer Seelenschwester nicht bemerkt hatte? Mühsam zwang sie ihren trudelnden Verstand, endlich zu funktionieren, quälte ihren Körper, ihr zu gehorchen, bis es ihr tatsächlich gelang, die Augen zu öffnen. Das Pantherweibchen lag halb auf, halb neben ihr und wärmte sie mit ihrem Leib. Inani versuchte den Kopf zu drehen, was heftigen Schwindel auslöste. So ging es nicht, sie war offenbar schwer verletzt.
    „Fast ertrunken. Das Wasser ist zu kalt, es war schwer, dich zu wärmen. Werde wie ich, so hast du mehr Kraft.“
    Inani brauchte mehrere Anläufe, bis sie sich genug konzentrieren konnte, dann schaffte sie endlich die Verwandlung. Nun konnte sie aufstehen und sehen, wo sie sich überhaupt befand. Sie lag am Ufer des Flusses, der beinahe ihr Leben gekostet hätte, doch über ihr befand sich der nächtliche Himmel, keine Felswand. Die Strömung hatte sie ins Freie getragen, sie und ihre Gefährten. Thamar und Corin lagen in der Nähe, offenbar noch bewusstlos. Die Jungen ihrer Leopardin, mittlerweile fast ausgewachsen, wärmten die beiden, so gut es ihnen möglich war. Inani witterte Corins Taube, der Vogel saß in einem Baum in der Nähe. Auch die Kyphra war nicht weit, hatte wohl am Boden darüber gewacht, dass sich niemand näherte.
    „Wo ist Avanya?“ Kalte Panik ergriff Inani, fauchend sprang sie ans Ufer, suchte mit allen Sinnen nach der Nola. Sie war so geschwächt gewesen, ohne Hilfe würde sie nicht überleben! Wenn sie nicht schon ...
    „Nur ihr drei wart hier“, versicherte die Leopardin beunruhigt.
    Bevor Inani loslaufen und das Ufer absuchen konnte, hörte sie leises Stöhnen – Corin erwachte. Hastig rannte sie zu ihr,
    verwandelte sich zurück, auf die Gefahr hin, vor Erschöpfung zusammenzubrechen.
    „Inani?“, wisperte Corin matt.
    „Scht,

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