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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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dabei nie.“
    „Vielleicht hat sie es unterdrückt?“, murmelte Inani, die sich mittlerweile zurückverwandelt hatte. Sie war totenbleich und zitterte, schien jedoch unverletzt zu sein.
    „Was ist mit dir geschehen?“, fragte Corin sofort.
    „Ich weiß es nicht. Der Tunnel bebte, meine Ohren dröhnten, und dann wurde mir so schwindelig, dass ich nicht mehr sehen konnte, wo oben und unten ist. Als nächstes weiß ich nur noch, dass ich auf dem Boden lag und Thamar mit der Chyrsk zu verhandeln versuchte.“ Inani presste die Hände gegen beide Ohren.
    „Es ist alles gut“, wehrte sie Corin ab, die sich besorgt näherte. „Sie klingeln noch ein wenig, es wird bereits besser.“
    Sie grinste, als ihre Freundin sie böse anfunkelte. „Ja, in Ordnung. Mir ist schlecht, und mein Kopf fühlt sich an, als wären die Trolle darauf herumgesprungen. Und das bleibt so, du musst deine Kraft für die Nola aufheben. Es nutzt nichts, wenn du uns beide heilst und anschließend stundenlang ohnmächtig bist. Lass es gut sein. Sag mir lieber, wie die Trolle das eigentlich gemacht haben.“
    „Die große Chyrsk hat laut gerufen, und alle Trolle haben zusammen ... ich weiß nicht, gesungen wäre das falsche Wort ... es sah ein wenig wie ein Ritual aus. Ich dachte, die Trolle besitzen keine Magie?“ Corin schüttelte ratlos den Kopf.
    „Keine Magie. Schwingungen im Tunnel, vielfach verstärkt durch die Enge“, murmelte Avanya plötzlich. „Man wird nicht immer taub davon, aber irgendwas im Kopf kann davon verletzt oder sogar zerstört werden. Es sind schon viele einfach tot umgefallen, andere können tagelang nicht aufrecht stehen, sind gelähmt oder werden blind … Chyrsk-Ohren sind nicht so empfindlich wie die von Nola und Menschen. Sie machen das häufiger, egal, wie oft sie damit halbe Berge zum Einsturz bringen.“ Avanyas Stimme war so leise, dass ihre Worte kaum zu verstehen waren. Thamar, der ihr gerade die letzten Fesseln durchtrennt hatte, hüllte ihren geschundenen Leib rasch in seinen Umhang.
    „Wie geht es dir?“, fragte er besorgt.
    „Gift. Ich sterbe“, hauchte sie mit verzerrtem Gesicht. Sie krümmte sich stöhnend, würgte elend, offenbar von Übelkeit geschüttelt.
    „Bleib ruhig, ich kann dir helfen.“ Corin beugte sich über sie, zögerte jedoch, als sie die Angst in den schmerzerfüllten Perlenaugen sah. Avanya war offenbar nicht ganz bei Bewusstsein.
    „Du kannst Corin vertrauen, sie ist eine Freundin“, sagte Thamar und nahm das zitternde Geschöpf vorsichtig in die Arme. Avanya nickte nur stumm, die Lider fest zusammengepresst. Eine neue Schmerzwelle durchzuckte sie sichtbar, sie warf den Kopf zurück, bäumte sich stöhnend auf.
    Rasch ergriff Corin ihre abwehrenden Hände, strich ihr beruhigend über die kaltschweißigen Wangen, bis sich Avanya etwas entspannte. Dann legte sie ihre Hand über Avanyas Herz und schloss die Augen. Thamar spürte magische Energien fließen, die ihm die Haare leicht zu Berge stehen ließ. Gleichgültig, wie oft er so etwas bereits beobachtet und am eigenen Leib gespürt hatte, Magie blieb für ihn ein Wunder. Einige Minuten vergingen, in denen Corin der Schweiß von der Stirn tropfte. Als jegliche Anspannung aus Avanyas verkrampften Muskeln gewichen war, seufzte Corin erschöpft, aber zufrieden auf und lehnte sich matt gegen die Wand.
    „Sie ist geheilt. Es war ein seltsames Gift, so etwas habe ich noch nie gesehen, und glaub mir, Hexen verstehen einiges davon.“
    „Es sollte Schmerzen bereiten, um meinen Widerstand zu brechen. Es hätte lange gedauert, bis ich gestorben wäre“, sagte Avanya leise. „Die Chyrsk-Königin – sie wollte gar nicht wissen, wo die geheimen Tunneleingänge meines Volkes sind.“ Verwundert schüttelte sie den Kopf. „Sie fragte nach irgendwelchen Steinen, und wie wir unsere künstlichen Höhlen formen, damit sie auch stabil bleiben, wenn Erdbeben oder Chyrskgesänge sie erschüttern. Sie nannte das Höhlengeheimnis, ich habe Ewigkeiten nicht gewusst, wovon sie spricht.“ Langsam löste sie sich aus Thamars Armen und setzte sich auf. Mit einer für sie typischen Geste wollte sie ihr Haar hinter die Ohren streichen – und
    erstarrte. Erst jetzt bemerkte sie offenbar, was mit ihren Zöpfen geschehen war. Mit weit aufgerissenen Augen fuhr sie über ihr Haar, das teilweise stachelig nach oben stand, schüttelte den Kopf hin und her, begutachtete die wenigen verbliebenen Strähnen, die noch lang genug waren, um sie in Sichtweite

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