Soehne des Lichts
kann das verhindern.“
„Aber warum? Wozu der ganze Unsinn?“ Inani versuchte sich zu fassen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
„Ilat langweilt sich, Rynwolf kontrolliert ihn zu stark. Der König kann seinen Willen nicht ausleben, er ist abgeschnitten von allem, was ihn ablenken könnte, er kann nicht in der Politik mitmischen. Er hat diesen Krieg verlangt, in erster Linie, um zu spüren, dass er Macht besitzt, und eben auch, um Roen Orm zu
entfliehen. Lynthis wurde gewählt, weil es versucht, ein
Handelsmonopol und Unabhängigkeit zu erzwingen. Wenn er als Sieger wiederkehrt, wird sich in Roen Orm einiges ändern. Erkennt Ilat erst einmal, dass er Macht hat, wird Rynwolf viel Kontrolle über ihn verlieren.“
„Maondny, wie lange noch? Wann ist meine Zeit endlich gekommen? Wenn Ilat wirklich immer gefährlicher wird, müssen wir rasch handeln. Ich bin schon seit Monaten nicht mehr bei meinen Anhängern gewesen, sie werden mich fallen lassen“, drängte Thamar.
„Nicht mehr lange. Wirklich, es dauert nicht mehr allzu lange. Und sei unbesorgt, dein getreuer Freund Kýl hält deine Krieger und Söldner bei angemessen schlechter Laune. Sie lassen dich nicht fallen!“
„Thamar?“ Taón trat plötzlich vor. „Wenn ein Fehler gemacht wurde, bleiben nur Entschuldigungen und die Hoffnung, daraus zu lernen. Bitter waren die Fehler, die ich gemacht habe, bitter, welches Leid daraus entstanden ist. Ich wollte mein Volk beschützen und ihm den Rückweg nach Hause ermöglichen. Zu lange habe ich nicht gesehen, dass dies nichts als Tod und Schmerz für zwei Völker einbringt. Mein verzweifelter Wunsch, das Richtige zu tun, hat mein Volk beinahe ausgelöscht. Nichts und niemand kann diese Schuld von mir nehmen. Für die Blutschuld an deinem Volk, die an meinen Händen klebt, gibt es keine Worte, keine Entschuldigung. Mehr als Worte und Reue habe ich nicht zu bieten, was nichts heilt oder die Toten zurückbringt. Prinz Thamar von Roen Orm, stellvertretend für dein ganzes Volk flehe ich dich an, mir nicht zu verzeihen. Niemals. Wenn du einst den Thron erringen solltest, dann bitte ich dich, eine Säule bauen zu lassen, ein Mahnmal für das sinnlose Leid. Auf ihr soll die Geschichte meines Irrens geschrieben stehen, damit alle kommenden Generationen sich erinnern, was geschah, und vielleicht etwas lernen, damit es nie wieder geschieht.“
Er zog Thamar zu sich heran und umarmte ihn, was dem jungen Mann vor Schreck den Atem nahm. Inani wusste, was ihn bewegte – sein eigener Vater hatte ihn niemals im Arm gehalten, er war dazu erzogen worden, männlicher Autorität mit Respekt und beherrschter Distanz zu begegnen. Taón spürte wohl sein Unbehagen und gab ihn rasch frei.
„Es schmerzt mich, wie viel Leid du in solch jungen Jahren ertragen musstest. Es schmerzt mich, dass du so viel Liebe zu geben hast und bloß so wenig empfangen darfst. Meine Missbilligung sollst du allerdings nicht fürchten müssen. Es ist gut zu sehen, was du für meine Tochter bedeutest. Maondny leidet, doch zumindest nimmt sie um deinetwillen gelegentlich am Leben teil. Ich danke dir, Thamar von Roen Orm.“
Verzweifelt rang Thamar nach Worten, um all seine Gefühle und Gedanken auszudrücken, und fand kein einziges. Nichts, um den König zu trösten, ein wenig von der weltenschweren Last von seinen Schultern zu nehmen. Kein Wort würde dafür reichen.
Er hoffte, dass der König ihn trotzdem verstand.
„Er versteht dich, Thamar, klarer, als du dir vorstellen kannst.“
Sie nahmen Abschied voneinander. Corin und Taón verschwanden im Nebel, Thamar und Inani wollten am Fluss entlang laufen, auf der Suche nach einer Stadt. Bevor sie Maondny allerdings gehen ließ, konnte sich Inani eine Frage nicht verkneifen: „Du wolltest uns verraten, was es mit „nicht wiedergeboren, und doch wiedergeboren“ auf sich hat“, erinnerte sie ihre Freundin.
„Nun, ich habe bereits einmal gelebt. Allerdings nicht als Elfe. Es war Teil des Abkommens, das meine Eltern geschlossen haben, um mich zu dem zu machen, was ich bin. Damit ich das Schicksal von zwei Welten sowohl begreifen als auch lenken kann, wurde die Seele einer Dunklen Tochter in einen Elfenkörper geboren.“
Maondny lachte. „Ja, in meinem vergangenen Leben war ich eine Hexe. Sie starb jung, und ihre damalige Lebensaufgabe wurde von einer anderen Tochter der Dunkelheit übernommen. Ich bin eine Elfe. Ich bin eine Hexe. Und ich bin beides nicht. Meine Magie ist schwach, all
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