Soehne & Liebe der Nacht
hatte.
„Ich habe gerade eine telepatische Botschaft von Rafael erhalten“, meldete sich Saphira zu Wort. „Richard ist im Schloss angekommen.“
Ewan erhob sich. „Es ist alles für Richards Verbannung bereit.“
„Rafael hat bestätigt, dass Lilith bei ihm ist“, fügte Saphira hinzu.
„Henry wird mit ihr fertig“, erwiderte Ewan zuversichtlich.
„Ich möchte zu gerne wissen, wie die Telepathie funktioniert. Leider hat mir Richard nur sein unsterbliches Blut vererbt, nicht seine Kräfte“, bedauerte Kassandra.
Saphira lächelte. „Telepathie ist wie telefonieren. Richard gab dir nur so viel Blut von sich, dass du unsterblich wurdest.“
„Nachdem das geklärt ist, schlage ich vor, Thomas bringt Kassandra zu Lara ins Motel, bevor es hier blutig wird.“ Demonstrativ hielt Ewan seinen Dolch hoch.
„Nein!“, protestierte Kassandra: „Ich muss mit eigenen Augen sehen, wie Richard zur Hölle fahrt. Nur so werde ich in Zukunft einschlafen können, ohne Angst, dass er wiederkehrt.“
Thomas zog Kassandra in seine Arme. „Du musst nie mehr Angst haben einzuschlafen, weil ich da sein werde, um deinen Schlaf zu bewachen“, versprach er aus tiefstem Herzen.
„Wo warst du nur mein ganzes Leben“, seufzte Kassandra und fühlte zum ersten Mal im Leben Geborgenheit.
„Hilf Kassandra, ein paar Sachen zu packen, und bring sie zu Lara“, wies Saphira Thomas an.
„Ich bin immer noch dagegen!“
Versöhnlich näherte sich Saphira einer verdrießlich schauenden Kassandra. „Ich möchte nicht, dass sich die Bilder von Richards Verbannung in dein Gedächtnis brennen, denn dort würden sie ewig leben und dich davon abhalten, ein neues Leben zu beginnen. Du sollst nie mehr einer Vernichtung beiwohnen. Du sollst Gutes sehen und tun. Ich möchte, dass Thomas dich zu Lara bringt, ihr Mann Gabriel zieht heute Nacht in einen Krieg, dessen Ende offen ist. Ich möchte, dass ihr Frauen heute Nacht zusammenhaltet und euch gegenseitig Kraft schenkt.“
Kassandra nickte. „Ich verstehe.“
37
„Kommen Sie herein!“, rief Lara, als sie Pauls freundliche Stimme vor der Tür hörte. Lächelnd trat er ein.
„Ich bringe Ihnen Kamillentee. Wie fühlen Sie sich?“ Paul stellte die heiße Tasse auf dem Nachtschrank ab und setzte sich zu Lara aufs Bett. Aufmerksam schaute er Lara an. „Die Söhne der Nacht haben Amanda in ihrer Gewalt, nicht wahr?“
„Bitte?“ Überrascht riss Lara die Augen auf.
„Ich hatte gehofft, sie würden nie zurückkehren.“ „Woher kennen Sie die Wahrheit?“, hakte Lara nach. „Amandas Eltern waren meine Untermieter. Eines Abends riefen sie mich zu sich. Sie erzählten mir eine abenteuerliche Geschichte über eine andere Welt, deren Teil sie waren. Ich hörte nur aus Höflichkeit zu, als sie von Kairon, Ewan, den Söhnen der Nacht, Avataren und Auserwählten erzählten.“
„Ich verstehe, was Sie meinen Paul. Was hat Sie überzeugt?“
„Damals erhielten Amandas Eltern Morddrohungen von den Söhnen der Nacht, die sie hier aufgespürt hatten. Sie waren verzweifelt und verrückt vor Angst um ihr Kind. Sie baten mich, Amanda zu mir zu nehmen, damit sie in Ruhe aufwachsen kann, ohne Angst, ohne gejagt zu werden wie ihre Eltern. Ich versprach, mein Bestes zu tun.
Ich folgte den beiden damals in die Nacht, weil mir ihre Geschichte zu abenteuerlich erschien. Dann sah ich sie, die Söhne der Nacht. Sie waren wie Schatten, und jeder hielt einen Dolch in der Hand. Amandas Eltern hatten keine Chance. Sie starben beide durch einen Dolchstoß ins Herz.“
Erinnerungen an ein Gespräch mit Gabriel überfielen Lara unerwartet. „Ich weiß, wie grausam die Söhne der Nacht sind.“ Mit tränenerstickter Stimme erklärte sie leise: „Mein Mann Gabriel hat mir vor einigen Monaten offenbart, dass auch meine Eltern durch die Hand der Söhne der Nacht getötet wurden. Leider kann nur die Zeit einer unsterblichen Seele nichts anhaben.“
„Ich mache mir Vorwürfe, Amanda die Wahrheit verschwiegen zu haben. Hätte sie die Gefahr gekannt, die ihr Leben bedroht, wäre sie jetzt in Sicherheit.“ Paul ergriff Laras Hände. „Am Anfang habe ich noch keinen Verdacht gehegt, was eure Herkunft betrifft. Doch ich war überrascht, Ewan und Henry bei Fräulein Saphira zu sehen. Es ist offensichtlich, dass sie Söhne der Nacht sind. Ich bin mir sicher, kein normaler Mensch weiß von der Existenz dieser Kreaturen, bis auf die Avatare. Auch wenn mir nicht bewusst ist, weshalb das Gute mit dem Bösen
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