Soehne & Liebe der Nacht
Hand in Hand geht.“ Neugierig schaute Paul Lara an.
„Saphira ist keine Auserwählte. Sie ist Kairons Tochter, eine Göttin, und Ewan ist mehr als ein Sohn der Nacht. Er ist ihr Schöpfer“, erklärte Lara vorsichtig. „Gütiger Gott, stehe uns bei“, stöhnte Paul.
„Ewan gehört jetzt zu den Guten, Henry auch, deshalb sind sie hier. Ewan und Henry stehen uns bei im Kampf gegen die Söhne der Nacht, die sich mit Richard verbündet haben, um diese Welt zu beherrschen!“, sprudelte es aus Lara heraus.
Paul erstarrte. „Richard? Der Richard, der in meinen Motel wohnt?“
„Kairons Bruder und der Schlimmste von allen. Er wurde von einer Frau aus der Unterwelt befreit, die jetzt ebenfalls unsere Verbündete ist. Hoffe ich jedenfalls.“ Paul kämpfte mit den Tränen. „Werde ich Amanda Wiedersehen, überhaupt jemanden, der heute Abend mein Motel verließ?“
„Rafael lässt nicht zu, dass Amanda etwas geschieht“, beruhigte Lara Paul, dessen Hände zitterten.
„Wo befinden sich die Söhne der Nacht?“, fragte Paul mit erstickter Stimme.
„Sie haben Unterschlupf in einem Schloss gefunden. Rafael, Gabriel und Henry haben sich sofort auf den Weg gemacht“, berichtete Lara heiser.
Paul lachte bitter. „Henry, ein Sohn der Nacht, rettet eine Auserwählte? Werde ich verrückt, Lara, oder ist die ganze Welt verrückt?“
„Es wäre nicht das erste Mal, dass sich Henry für eine Auserwählte entscheidet.“
„Bitte erzählen Sie mir die ganze Wahrheit, Lara. Ich habe Angst, ich verliere sonst meinen Verstand mit all den Fragen, die in meinen Kopf hämmern.“
Lara nickte mitfühlend, konnte sie sich doch erinnern, wie sehr sie selbst gelitten und Antworten herbeigesehnt hatte. Doch Lara hatte auch nicht vergessen, welch Schicksal ihr mit der Wahrheit auferlegt wurde. Bedrückt blickte Lara zum Fenster hinaus. „Paul, sehen Sie die Dunkelheit? Wollen Sie wirklich Verbündeter einer Geschichte werden, deren Komplizen versuchen, uns das Licht zu stehlen?“
„Ich will!“
38
Leise schlichen Gabriel, Rafael und Henry die steinerne Schlosstreppe hinauf, vorbei an angezündeten Kerzen, deren Flammen, gezwungen von der Zugluft, wilde Schatten an die bröckelnde Wand warfen. Von weitem hörten sie Stimmen, die wohlwollend Richard und Lilith begrüßten. Am Ende der Treppe angekommen, blieben sie stehen. Amanda atmete auf, als sie Rafael vor der Kammer erblickte. Er wirkte abgelenkt.
„Sie sind mit Richard dort hinten.“
„Du hast mich gefunden“, flüsterte eine erleichterte Stimme.
Rafael schaute sich um. „Mein Gott, Amanda!“ Er stürmte in die kleine Kammer zu der Frau, die er am liebsten aufgrund ihrer Eigensinnigkeit erwürgen würde. Dankbar für ihre Rettung, fiel Amanda Rafael in die Arme und drückte ihr Gesicht fest an seine Brust.
Auch Gabriel betrat erleichtert, Amanda am Leben zu sehen, die Kammer. „Du bringst Amanda in Sicherheit und wir werden Richard im Auge behalten.“
Amanda löste sich aus Rafaels Armen, um Gabriel zu begrüßen. „Gabriel, du ...“ Amandas Blick fiel auf schwarze Haare und grüne Augen. Hysterisch schrie sie auf.
„Mein Gott, Amanda!“ Rafael legte seine Hand auf ihren Mund und erstickte ihren Schrei.
„Das war nicht zu überhören“, bemerkte Henry ungerührt und zog seinen Dolch aus dem Stiefel. „Bring sie weg, ich erledige das!“ Rafael verschwand mit einer völlig hysterischen Amanda im Arm.
Schritte näherten sich. „Was ist ...“ Mit einem Satz sprang Henry auf seinen Bruder zu und zog seinen Dolch durch Olafs Kehle. Sein Blut spritze und hinterließ Spuren in Form von Tränen an der kargen Wand. Henrys Blick hing gefesselt an Olaf.
„Hungrig?“, stichelte Gabriel.
„Das Blut meines Bruders?“ Abscheu lag in Henrys Blick. „Tu dir keinen Zwang an. Ich geh schon mal vor!“
39
Nervös zupfte Diana an ihrem blauen Kleid. Seit einer halben Stunde stand sie nun schon vor ihrem Spiegel und probierte ein Abendkleid nach dem anderen an.
„Du siehst fantastisch aus“, bestätigte Cara zum achten Mal. „Jetzt lass uns gehen, ich möchte meinen Vater nicht warten lassen.“
Diana warf einen letzten kritischen Blick in den Spiegel, bevor sie nickte und Cara aufgewühlt zum Speisesaal folgte. Dies war ihr letzter Abend in der höchsten Ebene, und bei aller Freude auf die Erde, verspürte Diana tief im Herzen Abschiedsschmerz, ließ sie doch ihre Eltern zurück, die sie nach ihrem gewaltsamen Tod vor zwanzig Jahren hier
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