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Söhne und Planeten

Söhne und Planeten

Titel: Söhne und Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens J. Setz
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helfen.« »In Ordnung«, sagte ich, »hast du es ihnen schon gegeben?« »Nein«, sagte er, »aber ich habe gerufen und meine Frau hat geantwortet, dass sie noch nicht kommen kann, aber in einer halben Stunde, hofft sie, kann sie kommen. Und jetzt warte ich auf sie. Die Ärmste! Sie ist vom Schicksal wirklich betrogen. Sie hat eine Geschwulst und es ist aufgebrochen, aber ich hoffe, dass sie sich erholt. Ich fürchte nur, dass das Kind sterben wird, aber es ist Gott, der« – hier brach er ab und fing an zu weinen. »Mein Lieber«, sagte ich, »du hast einen sicheren Trost, wenn du dich Gott überantworten wirst. Er richtet über uns alle.« »Ah, Sir!«, sagte er, »Es wäre eine unendliche Gnade, wenn einer von uns verschont bliebe, und wer bin ich, dass ich mich beklage!« »Ist das so?«, sagte ich, »Um wie viel schwächer ist mein Glaube als deiner.« Hier schlug mein Herz, da ich daran denken musste, wie viel stärker dieser arme Mann auf seinen Glaubenvertraute, der ihn hier der Gefahr aussetzte; dass er nirgendwohin fliehen konnte; dass er eine Familie hatte, die ihn hier hielt (was ich nicht hatte); mein Glaube war eine Vermutung, seiner eine wahre Notwendigkeit und ein Mut, der sich auf Gott stützte; und dass er trotzdem alle möglichen Vorkehrungen für seine Sicherheit traf.
    Ich wandte mich ein wenig von ihm ab, während ich dies dachte, denn tatsächlich konnte ich die Tränen, ebenso wie er, nicht mehr zurückhalten. Schließlich, nachdem wir noch ein wenig gesprochen hatten, öffnete die arme Frau die Tür und rief: »Robert, Robert!« Er antwortete und bat sie einen Augenblick zu warten, er würde gleich kommen. Und er rannte die Kaistufen hinunter zu seinem Boot und holte den Sack, in dem die Vorräte von den Schiffen waren; und als er zurückkehrte, rief er erneut. Dann ging er zu dem Stein, den er mir gezeigt hatte, leerte dort den Sack und legte alles aus, schön nebeneinander, und ging dann zurück. Seine Frau kam mit ihrem kleinen Kind, um die Sachen zu holen, und rief ihm zu, dieser Kapitän hätte dieses geschickt und jener Kapitän ein anderes, und am Ende sagte sie: »Gott hat alles geschickt, Dank sei Ihm.« Als die arme Frau alles aufgehoben hatte, war sie zu schwach, um es auf einmal zu tragen, obwohl das Gewicht gar nicht so groß war. Also ließ sie die Kekse, die in einem kleinen Säckchen waren, zurück und auch den kleinen Jungen, der darauf aufpassen sollte.
    »Nun also«, sagte ich zu ihm, »hast du ihr auch die vier Schillinge gelassen, die, wie du sagst, dein Wochenlohn sind?« »Ja, ja«, sagte er, »du sollst es selbst hören.« Und er rief ihr zu: »Rachel, Rachel«– was wohl ihr Name war – »hast du das Geld genommen?« »Ja«, sagte sie. »Wie viel war es?«, fragte er. »Vier Schilling und ein Groschen«, sagte sie. »Gut«, sagte er, »Gott sei mit euch!«, und wandte sich ab.
    So wenig, wie ich meine Tränen über die Geschichte dieses Mannes zügeln konnte, so wenig konnte ich meine Wohltätigkeit zurückhalten. Also sagte ich zu ihm: »Höre, mein Freund, komm her – denn ich glaube, du bist bei guter Gesundheit, sodass ich mich an dich heranwagen kann.« Ich nahm die Hand aus meiner Tasche. »Hier«, sagte ich, »geh und ruf deine Rachel ein zweites Mal, und gib ihr noch ein bisschen von mir. Gott wird niemals eine Familie verlassen, die ihm so vertraut, wie du es tust.« Und ich gab ihm vier weitere Schillinge, und bat ihn, sie auf den Stein zu legen und nach seiner Frau zu rufen.
    Templ nahm die letzten Zeilen nicht mehr wahr, ihm wurde schwarz vor Augen. Die Seite schien sich um ihn zu drehen und er fiel auf das Buch. Er atmete schwer und schaffte es mit letzter Kraft, sich auf den Rücken zu rollen.
    Eine Vision stellte sich ein, ein Fiebertaumel. Sein kleiner Körper, bis zum Hals in Natalies Vagina. Nur der Kopf mit Lesebrille – oder noch besser: mit dem altertümlichen Pincenez seines Großvaters – und seinem eleganten Mittelscheitel schaute hervor, wie bei einer Geburt. Und nehmen wir weiter an, ihr gefiele das und sie hielte ihn wie ein Sexspielzeug und schöbe ihn sich in die Vagina, zöge ihn an den Haaren wieder hervor und rammte ihn zurück – sein ganzer Körper, ein glitschiger leererHandschuh, hin und her schmatzend in ihrem riesenhaften Becken. Und was, wenn er in dieser Stellung etwas zu lesen bekäme, irgendeine Nachricht, auf der Decke zum Beispiel … er würde wachsen, über sich hinaus – und den warmen Tunnel sprengen, Natalies

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