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Söhne und Planeten

Söhne und Planeten

Titel: Söhne und Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens J. Setz
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aus dem a machten sie
eine philosophie
und zum zeitgeist den herrn derrida
    Jan lud Thomas ein, auf den Balkon zu kommen.
    – Heute ist da dieser unglaublich warme Wind, sagte er.
    Sie saßen auf Liegestühlen und Jan kramte in einer kleinen Zigarrenkiste. Nachdem er endlich gefunden hatte, was er suchte, balancierte er die braune Tablette auf seinem kleinen Finger und fixierte sie in der Öffnung einer Zigarette.
    – Auch was?
    – Nein, sagte Thomas, ich nehme das nicht mehr.
    Nicht, seit ich wieder normal denken kann, dachte Thomas. Es geht nichts über Zusammenhang und Kohärenz. Sinn, die männliche Leidenschaft.
    – Ist nicht unbedingt wirksam, ist aber ganz angenehm.
    Jan begann zu rauchen. Die rote Diode am anderen Ende der Zigarette begann zu leuchten, ein pessimistischer Indikator, dass der Raucher noch am Leben war. Er lächelte ein wenig, sagte ein paar Mal
Ja … ja … ja
, dann wurde seine Stimme wieder die alte.
    – Also ihr habt euch … länger nicht gesehen?
    – Stimmt genau. Nachdem er die Schule verlassen hatte, haben wir uns aus den Augen verloren, sagte Thomas.
    Die Sonne schien, der erstaunlich warme Wind, den Jan versprochen hatte, blies tatsächlich und warf Thomas’ Hemd in Falten, aber der Garten drei Stockwerke unter ihnen schien kalt und finster. Ein Loch. Kein bisschen Grün, nur verwildertes, schwarzes Gestrüpp und eine alte, verfallene Holzkonstruktion, die früher vielleicht ein kleiner Gartenpavillon gewesen sein mochte.
Die Asche alter Achs
.
    Ein Mädchen brachte Jan ein großes Glas Wasser,das er in langen Zügen zu seiner Droge genoss. Thomas bekam ein kleineres Glas.
    – Aber obwohl wir kaum noch voneinander gehört haben, habe ich natürlich seine… Karriere, wenn man so will, verfolgt. Ich hab mich immer für ihn gefreut, ohne großen Neid.
    – Verstehe. Wart ihr eigentlich irgendwann einmal –
    – Nein. Ich meine, ich weiß nicht, ob er diese Möglichkeit überhaupt in Betracht gezogen hat. Und ich war dann ja auch ziemlich schnell verheiratet. Da war das andere dann hinfällig.
    – Das ist nie ganz hinfällig.
    Jan setzte sich auf, die Finger gespreizt, im Begriff, etwas Kluges zu sagen, was den Einsatz seines ganzen Körpers erfordern würde, da entdeckte er etwas im Garten:
    – Nein!
    Thomas schaute nach unten. Ein großer Hund streifte durch den dunklen, verwilderten Garten.
    – Verdammtes Scheißvieh, fluchte Jan.
    – Was ist denn mit dem Hund?, fragte Thomas.
    Aber Jan antwortete nicht. Er nahm zwei Finger in den Mund und pfiff. Der Hund blieb stehen, schaute auf, schien sich erst orientieren zu müssen – dann rannte er auf das Haus zu. Jan rannen plötzlich Tränen über die Wange. Er entschuldigte sich und verschwand im Inneren der Wohnung. Thomas blieb allein zurück und betrachtete das trübe Leitungswasser in seinem Glas. Vielleicht ist da auch irgendein
Stoff
drin. Ich drehe bald durch, hier auf dem Balkon, in der Sonne, in dem Wind.
    Nach einer Weile kam Jan zurück, in der Gefolgschaft des aufgeregten Hundes.
    – Vier Tage verschwunden!, sagte Jan. Der verdammte Drecksköter!
    Und er küsste den Hund auf den flachen Kopf. Der Hund presste sich in heftiger Zuneigung gegen die Berührung seines Herrchens.
    – Ehrlich?, fragte Thomas.
    – Ich hab schon sicher damit gerechnet, dass er tot ist. Überfahren oder von irgendwelchen Kindern ermordet.
    – Kindern?
    – Ja, in der Nachbarschaft sind wirklich einige Exemplare unterwegs, begann Jan, aber der Hund unterbrach seine Erklärung, sprang an Jan hoch und bettelte um eine Fortsetzung der Zuneigungsgesten. Jan streichelte den Hundekopf, klopfte und tätschelte den schmutzigen Rücken, und das Tier starrte mit heraushängender Zunge und weit offenen Augen auf sein Glück.
    – Ah … Jan ließ sich zurück in den Liegestuhl sinken, jetzt wirkt der Mist, den ich genommen habe, endlich. Stört es dich, wenn ich flenne?
    – Nur zu, sagte Thomas.
    Aber Jan brach nicht in Tränen aus, er blickte nur ernst in das Gesicht des Hundes, der ebenso ernst und aufmerksam zurückblickte. Thomas fühlte sich von der Unterhaltung ausgeschlossen.
    – Der Vater … ja, ja, Castor, Lieber … der Vater, der Scheißkerl, hat auch geflennt. So wie ich. Als sie ihn gefunden haben.
    Thomas brauchte einen Augenblick, dann meinte er zu verstehen.
    – Als sie Victor gefunden haben … war sein Vater dabei?
    – Ja.
    – Woher weißt du das?
    – Das kann ich nicht sagen. Tut mir leid, ist zwar nichts Weltbewegendes,

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