Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
Klostervater offen und ehrlich zu sagen, welche Reaktion seinerseits ihm die liebste wäre. „Lasst mich gehen.“
Yuthian schaut Lithan entsetzt an.
„Gehen? Du weißt, dass ich dich nicht gehen lassen kann. Diese Entscheidung darf nur deine Mutter für dich treffen.“
„Ich bin kein kleines Kind mehr“, versucht Lithan verzweifelt zu argumentieren.
Yuthian schüttelt den Kopf. „Das sieht mir nach eurem albernen, zwecklosen und riskanten Abenteuer aber nicht danach aus. Da ich keinen Sinn darin sehe, dich selbst zu bestrafen, muss ich meine Methoden überdenken.“
„Was meint Ihr?“, möchte Lithan beunruhigt wissen.
Der Klostervater grübelt. „Du wirst deine Studien der Einhörner fortsetzen. Watin und Bithan. Dein ach so treues Gefolge…“, Lithan ahnt Schreckliches, „Die beiden werden für die nächste Woche in die Kammer der Züchtigung verschwinden.“
Lithan schüttelt entsetzt den Kopf und fleht den Klostervater an: „Ich bitte Euch, Vater. Die beiden haben sich von mir überreden lassen. Sie trifft keine Schuld.“
Yuthian stürmt auf Lithan zu und stößt kräftig mit seinem Zeigefinger auf dessen Brust. „Das wird deine Bestrafung sein, junger Mann. Schuld. Und die Beraubung derer, die dich für ihren Freund hielten.“
Er schaut Lithan tief in sein trauriges, entsetztes Gesicht. Der kann nicht glauben, das Yuthian tatsächlich nur Watin und Bithan bestraft. Watin, der sich von seinen rebellischen Worten beeindrucken ließ. Bithan, der nur zögernd mit ihm gegangen ist, um seinen Freund Watin zu schützen. Sie müssen nun die Last der Bestrafung auf ihren Schultern tragen. Sie werden nun in diesen finsteren, engen Kerker gesperrt, während Lithan sein normales Leben im Kloster fortsetzen soll. Tränen laufen seine Wangen herunter.
„Und nun geh‘ mir aus den Augen“, befiehlt der Klostervater und zieht sich, selbst erschrocken von seiner Härte, langsam zu seinem Schreibtisch zurück.
Kapitel Fünfzehn
In den Gewässern nördlich der Bucht der Tränen.
Unter dem klaren, wolkenfreien Himmel brechen sich die großen, vom Wind getragenen Wellen der westlichen See an die zerklüfteten, kilometerweit ins Meer ragenden Landzungen. Gewaltige Felsen, die über die Jahrtausende von den meterhohen, scharfen Klippen abbrachen, zerschneiden die aufschäumenden Wassermassen. Einige Kilometer von der Küste entfernt sind die drei gewaltigen Frachtschiffe mit den Soldaten der Hurth und der Sagettari auf dem Weg nach Bilanis Ixis. Von der Reling aus blickt Botin Eisenfels auf die beeindruckende, geologische Wucht der sagettarischen Küste. Die Märchen um die Magie der Sirenen kamen ihm in den Sinn, als die Schiffe die Pforten zur Sirenenbucht passierten. Unweigerlich dachte er an die Möglichkeiten, mit dem tiefen, finsteren Zauber der Sirenen seinen Sohn ins Leben zurückzuholen. Er war von sich selbst überrascht, als ihm bewusst wurde, wie sehr er sich inzwischen mit dem Verlust seines Sohnes abgefunden hatte.
Welchen Preis auch immer die Sirenen dafür verlangen würden, die Gesetzte der Natur außer Kraft zu setzten, er wäre zu hoch. Viele Stunden konnte er sich der Anziehungskraft des Meeres entziehen. Nun, da er den Großteil seiner Pflichten an Bord hinter sich gelassen hat, konnte er seiner Leidenschaft für das Meer nicht länger widerstehen. Nachdem die drei gewaltigen Schiffe den Mund der Fischer und die Bucht der Tränen, die Meeresengen zwischen den Inseln der vergessenen Seelen und dem sagettarischen Festland, hinter sich ließen, sind es nur noch wenige Seemeilen, bis die kleine Flotte den Hafen von Bilanis Ixis erreicht. Seit dem Aufbruch von der Mündung des Nhaukin-Flusses ist das Klima merklich wärmer geworden. Die Sonne scheint nun, da sich Botin und seine Leute dem Zentrum der sagettarischen Welt nähern, wesentlich mehr Kraft zu besitzen. Voller Begeisterung blickt Botin auf die üppig mit Gräsern, Bäumen und Büschen bewachsenen, schmalen Halbinseln, durch die sich die natürlichen Kanäle des Meeres ins Landesinnere kämpfen. Er liebt die dichten Wälder seiner Heimat, die weißen Strände, die beinahe das gesamte Land umgeben, doch Botin kann sich der Faszination für die Schönheit der sagettarischen Natur nicht erwehren.
„Genießt Ihr die Aussicht, Hauptmann?“, fragt ihn eine weibliche Stimme, die ihn aus seiner stillen Freude reist. Botin dreht sich um und blickt auf Seylat Forrin, die lächelnd hinter ihm steht.
„Steht Ihr dort schon
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