Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
einfach satt, wenn mich die Leute auf das reduzieren, was die Königin mit mir anstellt“, ruft Fanyik heraus, „Das ist nicht alles, was ich im Leben erreichen möchte: Mir von der Königin einen blasen lassen, bis sie mich irgendwann wieder auf die Straße schmeißt.“
„Und indem du mir einen bläst, hoffst du auf meine Unterstützung?“
„Nein“, Fanyik schüttelt Kopf, „Das ist nicht der Grund, und das weißt du auch.“
Sayos berührt Fanyiks Kinn, hebt etwas dessen Kopf und schaut in seine enttäuschten Augen. „Das weiß ich“, bestätigt ihm die tiefe Stimme von Sayos, „Und bitte erinnere mich nicht daran, es je gesagt zu haben: ich bin jeden Tag froh, den ich dich lächelnd durch die Gänge des Palastes laufen sehe, dass ich dich damals vor dem Leben auf der Straße gerettet habe. Du bist ein Freund. Ich bin in Sorge um dein Schicksal. Doch niemand kann dieses besser schmieden als du selbst.“
„Ich habe Angst“, gesteht Fanyik mit zitternden Worten.
„Wovor?“
„Dass dies alles ist, was ich wirklich gut kann.“
„Du wirst es nicht herausfinden, wenn du es nicht versuchst“, ermutigt ihn Sayos.
„Du hast recht“, erkennt Fanyik mit einem hoffnungsvollen Lächeln, „Jetzt muss mir nur noch ein neues Schicksal über den Weg laufen.“
„Es würde mich wundern, wenn in diesen Zeiten des Aufbruchs und des Wandels nicht auch eine ehrbare Aufgabe für dich dabei sein sollte“, erwidert Sayos, nachdem er Fanyik aufbauend auf die Schulter klopft und sich wieder an seinen Schreibtisch setzt.
„Hoffentlich“, meint Fanyik, „Gibt es sonst noch etwas?“
Sayos schüttelt den Kopf. „Nein. Ich wollte nur meinen Frust abladen. Bis morgen habe ich noch eine ganze Menge zu tun. Ich danke dir für dein offenes Ohr.“
„Ich danke dir“, erwidert Fanyik. Er schaut Sayos in sein wieder grübelndes Gesicht, erkennt seinen konzentrierten Blick, lächelt kurz erleichtert und verlässt den Raum.
Botin sitzt neben Dalin an einem großen, ovalen Tisch, der beinahe den gesamten Raum, vom Eingang bis hin zum großen, sonnendurchlässigen Fenster ausfüllt. Von der Decke hängen die Fahnen der sechs Menschenvölker, die ursprünglich Teil des Rates sein sollten und zaghaft vom Wind bewegt werden. Skeptisch, aber interessiert schaut sich Botin die anderen Vertreter der Menschenvölker Vylithiens ganz genau an.
„Du würdest weniger auffallen, wenn du deine Stirn nicht so runzeln und so starren würdest“, behauptet Dalin, nachdem er seinen Hauptmann mit dem Ellenbogen anstößt.
Dieser fühlt sich ertappt. „Ich starre wohl?“
„Als ob du noch nie eine Gruppe von Menschen gesehen hast, die an einem Tisch sitzen“, beschreibt Dalin schmunzelnd.
„Das wird wohl die Aufregung sein“, vermutet Botin, „Für diese erste Ratssitzung haben wir schließlich diese lange Reise auf uns genommen.“
„Aber die Nordberg-Eiserlinger scheinen tatsächlich keine Fraktion nach Bilanis Ixis gesandt zu haben“, meint Dalin, als er sich noch einmal vergewissernd in der Menge umschaut.
„Die Königin wird dazu bestimmt etwas sagen.“
Unter den gesprächigen Gesandten in der Ratskammer kehrt Ruhe ein, als einige valesianische Soldaten den Raum betreten und stolz die weiße Fahne ihres Königs mit den beiden sich reichenden Händen präsentieren. „Die Königliche Hoheit, Prinz Elythias von Valesia, Sohn von König Vynithias XII. und Königin Pynthiabella ist nun bereit, sein Volk im Rat von Königin Lynarat zu vertreten.“
Aufmerksam beobachtet Botin, wie Prinz Elythias mit zügigen Schritten den Raum betritt. Er bemerkt, dass dem valesianischen Prinzen die Aufmerksamkeit, die seine Soldaten durch ihre lautstarke Ankündigung auf ihn gelenkt haben, unangenehm zu sein scheint. Er nickt mit einem kurzen, schüchternen Lächeln den anderen Gesandten im Raum zu und begibt sich an seinen Platz neben der Spitze des Tisches, der sich links neben dem noch leeren Thron der Königin befindet. Auf der anderen Seite hat bereits Prinz Sayos Platz genommen. Die kühlen Blicke, die sich Elythias und Sayos zuwerfen, bemerkt Botin jedoch nicht.
„Stell‘ dir mal vor, man hätte dieses Theater bei jedem Gesandten veranstaltet“, lästert Dalin, „Dann würden wir wahrscheinlich nach Sonnenuntergang noch hier sitzen.“
„Das mag stimmen“, erwidert Botin, „Doch wir sind alle Vertreter unserer Völker und sollten mit dem gleichen Respekt und der Aufmerksamkeit behandelt werden wie die
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