Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
Königlichen Hoheiten.“
„Ich brauche diese Aufmerksamkeit nicht“, entgegnet Dalin, „Und ich dachte, du auch nicht.“
„Stimmt.“
Botin blickt zu Sayos, der gerade aufgesprungen ist. Die meisten anderen Volksvertreter tun es ihm gleich. Spannung und Aufregung füllen den Raum. Jeden Augenblick muss Königin Lynarat den Raum betreten. Botin und Dalin beobachten den Eingang zur Ratskammer, vor der sich bereits einige sagettarische Soldaten versammelt haben.
„Glaubst du, sie spricht von den Problemen mit ihrem Onkel?“, fragt Dalin, als seine Blicke versuchen, an den Soldaten vorbeizuschauen und vielleicht schon die Königin zu entdecken.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Königin Lynarat die Blöße geben wird, und die Differenzen mit ihrem Onkel hier im Rat erörtert.“
„Ich rate Euch nicht allzu laut davon zu sprechen, so lange Mitglieder der königlichen Familie im Raum sind“, rät ihm Botschafterin Sandbruch, die links neben ihm sitzt, „Denkt an meine Worte. Wir beobachten und versuchen eine Bedrohung für unser Vorhaben festzustellen.“
„Ihr habt natürlich recht, Botschafterin“, entschuldigt sich Botin.
„Sie ist da“, verkündet die Botschafterin und erhebt sich, zusammen mit anderen Gesandten im Raum.
Botin und Dalin tun es ihr gleich, als Prinz Sayos den Anwesenden das Erscheinen von Königin Lynarat verkündet: „Wir heißen Euch willkommen: Meine Schwester, die Königin des Westens, die Herrscherin des Landes Sagettar und der Mutter unserer Freiheit Lynarat, Tochter von König Bainos und seiner Gemahlin Pylanat.“
Alle Blicke sind auf den Eingang zur Kammer gerichtet, die die Königin genau in dem Moment betritt, in dem ihr Bruder Sayos seine Ankündigung beendet hat. Sie trägt ein weißes, schlichtes Kleid mit einem hohen, hellblauen Kragen. Ihre Haare sind zu einem hohen Zopf geflochten. Der weiße Seher Enryk folgt ihr.
Lynarat lächelt den Gesandten der Völker auf den Weg zu ihrem Thron zaghaft, aber freundlich zu. Als sie ihre Hand kurz auf die Schulter der Gesandten der Xathirr, Keylin, legt, staunen nicht nur Botin und Dalin über diese völlig unerwartete, persönliche Geste. Keylin selbst schaut der Königin überrascht nach. Jetzt fällt es Botin wieder ein. Es ist die junge Frau, die ihm am Tag zuvor auf den Stufen zur Botschaft in die Arme gelaufen ist und welche er, offenbar unwissend, für eine Bettlerin gehalten hatte.
Mit der Sonne im Rücken nimmt die Königin Platz. Enryk, ihr bleicher, sehender Schatten, scheint mit dem Licht, das durch das Fenster den Raum flutet, zu verschmelzen. Erst, als sie und ihr Bruder sich setzen, tun es ihnen die übrigen Anwesenden gleich.
„Es erfüllt mich mit Stolz, die mutigen und ehrbaren Vertreter ihrer Völker in Bilanis Ixis persönlich zu der ersten Sitzung im Rat begrüßen zu können“, verkündet die Königin, „Allerdings befürchte ich, dass uns die Zeit davon läuft und wir in dieser Form das einzige und letzte Mal zusammensitzen. Ich möchte besonders der Gesandten der Xathirr für ihren Mut und ihre Tapferkeit danken. Sie ist der Hölle ihrer Heimat entkommen um hier, an unserer Seite, Vylithien vor den Mächten des Feuers zu befreien“, die Königin schaut Keylin tief in die Augen, als sie ihre Rede fortsetzt, „Ihr habt mein Wort darauf, dass die Arbeit dieses Rates erst dann erfolgreich war, wenn ihr nach diesem Krieg in Eure befreite Heimat zurückkehren könnt. Wir alle beklagen den tragischen Verlust von Botschafter Hynderson, der Eure Aufgabe sicherlich nicht einfacher machen wird. Würdet Ihr mir den Gefallen erweisen, und Euch persönlich um die Aufklärung dieser feigen und abscheulichen Tat kümmern?“
Der ganze Raum blickt auf Keylin, deren blasses Gesicht vor Schamesröte zu glühen beginnt. Sie schluckt ihre Verlegenheit herunter. „Natürlich, Eure Königliche Hoheit.“
„Ich danke Euch“, erwidert die Königin mit einer kurzen, respektvollen Verbeugung. Botin bemerkt, wie diese unerwartete Geste vor allem von Prinz Sayos skeptisch beäugt wird.
„Es betrübt mein sonst so zuversichtliches Herz, dass es der Regierung der Nordberg-Eiserlinger nicht gelungen ist, uns zur Unterstützung unseres Vorhabens Soldaten oder anderes Personal zur Verfügung zu stellen“, setzt Königin Lynarat ihre Rede fort, „Es wurde mir gesagt, dass die Hauptstadt Miqilios unter ständigen Übergriffen der Eishexen leidet und der Herrscher aus diesem Grund keine Soldaten aus seiner
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