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Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)

Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)

Titel: Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Bergemann
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Raum.
    Bevor er in den Korridoren der Botschaft verschwindet, bleibt er stehen, atmet tief ein und dreht sich noch einmal zu Elythias um.
    „Es lastet verdammt viel Gewicht auf unseren Schultern, Prinz Elythias. Wenn wir uns morgen bei der Ratssitzung begegnen, werde ich dieses Gespräch vergessen haben“, sagt er, macht kehrt und verschwindet.
    Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen dreht sich Dyrsa zu Elythias und zieht seine rechte Augenbraue hoch. „Das ist alles, was Ihr als Entschuldigung von ihm erwarten könnt.“
    „Seltsam“, erwidert Elythias, „Und ich hätte gedacht, ich müsse mich bei ihm entschuldigen.“
    „Das war seine Art zuzugeben, dass ihr mit dem, was ihr gesagt habt, recht hattet“, erklärt Dyrsa.
    „Ihr kennt ihn länger. Darauf werde ich wohl vertrauen müssen.“
    „Das könnt ihr, Eure Hoheit“, bestätigt Dyrsa mit einer kleinen, respektvollen Verbeugung.
    Elythias dreht sich um und blickt besorgt auf den toten, bleichen Körper des Botschafters.
    „Hoffentlich schafft es das junge Ding, die Bürde ihres Volkes im Rat allein zu tragen“, sagt Elythias beunruhigt und denkt an Keylin, während er vorsichtig mit seiner Hand die Augen des toten Botschafters schließt.
     
    Durch die großen, offenen Fenster zieht die milde Luft über den riesigen, mit prachtvollen Gemälden geschmückten Gang. Die langsam untergehende Sonne taucht den gesamten Palast in ein warmes, feuerrotes Licht. Die roten Gemäuer der königlichen Residenz glühen. Keylin spürt den warmen Wind, der über den Gang an ihr vorbei in die Halle der Könige weht. Doch von dem regen Treiben um sie herum nimmt sie nichts wahr. Ihre Gedanken sind verschlossen, als sie fasziniert und überwältigt auf die detaillierten Malereien blickt. Niemand scheint Notiz von ihr zu nehmen. Viele Menschen gehen den großen Gang hinter ihr entlang. Niemand bemerkt die junge Frau, die, überwältigt von der künstlichen Ausdrucksstärke dieses Ortes, hier hergekommen ist, nicht nur um zu staunen, sondern auch darüber nachzudenken, wie es nun für sie, nach dem Tod von Botschafter Hynderson, weitergehen soll. Er vermag nicht in der Lage gewesen sein, Keylins Sympathien zu wecken, doch sie war, sie ist auf seine Erfahrungen, seine Kenntnisse über diesen Ort und die Menschen, die hier leben, und mit denen Keylin nun zusammenarbeiten muss, angewiesen. Je mehr sie über diese Tatsache nachdenkt, desto leerer wird ihr Blick. Sie blickt ziellos und ohne Fokus auf das riesige Gemälde vor ihr.
    „Ihr seid bestimmt Keylin, die Gesandte der Xathirr“, hört sie eine junge, männliche Stimme hinter sich. Sie dreht sich um und wischt sich eine Träne aus dem Gesicht.
    „Wer will das wissen?“, fragt sie unbeherrscht, während sie auf den dunkelhaarigen, schlanken Mann schaut, der mit seinem freizügig geschnittenen, grünen Hemd und seiner weiten, lockeren Hose so gar nicht zu den anderen Leuten zu passen scheint, die sich im Palast bewegen. Die Frauen tragen, ebenso wie die Männer, sehr farbenfrohe, luftige Kleidung. In diesem Jahr scheinen bei den Männern blau und grün die Farben zu sein, während die Frauen in ihren eleganten, kostspieligen Kleidern mutig all die Farben mischen, die die Schneidereien der Stadt anbieten können. Beide Geschlechter scheuen sich nicht, körperbetonte, eng anliegende Hosen und Kleider zu tragen.
    „Ich bin Fanyik“, antwortet der Fremde freundlich lächelnd.
    Wenig empfänglich für die Annäherungsversuche von Fanyik wendet sich Keylin wieder den Wandgemälden zu. „Was wollt Ihr von mir?“
    „Nach all dem, was heute passiert ist, dachte ich, ihr wollt vielleicht darüber sprechen.“
    „Wer seid Ihr eigentlich?“, fragt sie erneut, „Und sagt mir nicht wieder, dass Euer Name Fanyik ist.“
    „Sagen wir einfach, ich habe etwas Ahnung von dem Leben hier im Palast“, antwortet er schmunzelnd. Keylin schaut ihn sich etwas genauer an. Ein hübscher Bursche, ohne Frage. Doch sein Haarschnitt und Kleidung erinnern Keylin, obwohl sie sauber und frisch sind, an die Straßenkinder, denen sie vor wenigen Stunden noch die Goldtaler vor die Füße warf.
    „Versteht mich bitte nicht falsch, aber wenn ich Euch so ansehe, wundert es mich, dass Ihr Euch hier so frei bewegen dürft, ohne gleich wieder vor die Tür gesetzt zu werden.“
    Keylin ist überrascht, dass sich der junge Mann durch ihre Worte nicht gekränkt fühlt und sogar zustimmend und lachend nickt, als er an sich selbst hinunterblickt.

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