Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
den nächsten Tagen sehr viel mehr erwarten können.“
„Die Sitzung ist beendet“, ruft Prinz Elythias in die Menge, „Hauptmann Eisenfels. Ihr stellt bitte Eure Einheit zusammen. Wir werden uns morgen zusammensetzen und die Einzelheiten besprechen.“
„Wie Ihr wünscht, General “, erwidert Botin wenig begeistert. Nachdem auch der valesianische Prinz den Raum mit seinem Gefolge verlassen hat, löst sich die Gemeinschaft der Gesandten langsam auf.
„Hast du jetzt das Gefühl, dass das Feuer des Feindes bald erlöschen wird?“, fragt Dalin seinen Hauptmann, als er auf die hinausschleichenden Botschafter und Gesandten schaut.
„Nein.“
„Gut“, erwidert Dalin enttäuscht, „Ich nämlich auch nicht.“
Kapitel Zwanzig
Das Gebäude, in dem sich die sagettarische Senatskanzlei befindet, wirkt wie ein architektonischer Fremdkörper in der Königinnenstadt. Mit ihrer gewaltigen Kuppel, deren ovale, aus blauem Glas gefertigte Fenster, das Innere der Kanzlei in ein nächtlich schillerndes Licht hüllen, ist die Wirkungsstätte der Volksvertreter und der zivilen Regierung in der gesamten Stadt zu erkennen. Die Kuppel befindet sich im Nordosten des Palastkomplexes. Der Bau wurde von König Bainos, dem Vater der heutigen Königin Lynarat, in Auftrag gegeben. Die Fertigstellung dieses ehrgeizigen Vorhabens dauerte mehrere Jahre und wurde durch den Einsturz der äußeren Kuppelwände verzögert. Viele Arbeiter und Freiwillige wurden bei dieser Tragödie unter den Trümmern begraben. Auch wenn die Unterstützung des Volkes und auch seiner Regierung schwand, bestand Bainos auf die Vollendung der Senatskanzlei. Schließlich wurde der Bau, acht Jahre nach der ersten Grundsteinlegung, feierlich und mit der Bewunderung der Bevölkerung eingeweiht. Mit dem unübersehbaren Bauwerk und den weiten, ausladenden Fenstern wollte König Bainos den Einfluss und die Macht des Volkes auf das Wirken des Königs und der Regierung stärken und verdeutlichen.
Doch nicht nur mit dem imposanten Kuppelbau stärkte Bainos den Einfluss des Senats. Er übertrug, selbst von der Bevölkerung zwiespältig beäugt, immer mehr Macht in die Hände der Senatorinnen und Senatoren. Seit Jahrtausenden war en die Königsfamilie und das Militär für die Sicherheit und alle zu treffenden Entscheidungen, die das sagettarische Volk betreffen, verantwortlich. Selbst innerhalb der königlichen Familie wurde diese Entscheidung angezweifelt. Sein Bruder Nyrtas, der schon den Bau der Kanzlei für einen politischen, Schwäche eingestehenden Fehler hielt, äußerte offen seinen Protest gegen die Entscheidung des Königs.
Lynarat selbst hielt ihre Entscheidung für falsch. Für sie wirkte der Beschluss ihres Vaters wie Schwäche und Angst vor der Verantwortung, der ihr Vater nicht länger allein tragen wollte. Es waren schließlich jene Jahre, in denen die Feuerkönige damit begannen, vermehrt nach ihrer Macht zu greifen, die sie zum Ende des zweiten Zeitalters verloren hatten. Doch es war dieser mutige Entschluss, der letztendlich dazu führte, dass das Volk der Sagettari auch im Angesicht der brutalen Kriege, die das Feuer gegen die Menschen Vylithiens führte, keine Geisel von Panik und Unterdrückung wurde. Noch heute sind die Sagettari stolz auf das, was König Bainos mit der Stärkung des Senats erreichte. Und noch stolzer sind sie auf ihre Königin, die es trotz ihrer offensichtlichen, menschlichen Schwächen geschafft hat, die Freiheit ihres Volkes zu bewahren.
Lynarat hat ihre Hände zu zwei lockere Fäusten geballt. Nervös schlagen die Zeigefinger schnell und unregelmäßig an ihre Daumen. Sie steht allein vor dem Eingang der Halle in dem kreisförmigen, schmalen Gang, der einmal komplett um die gesamte Kammer herum führ und wartet, bis sie von den Senatorinnen und Senatoren empfangen wird. Sie wird dem Senat ohne ihren weißen Seher gegenübertreten. Ihr Vater hatte damals darauf bestanden, den Volksvertretern den bedrohlichen Anblick des bleichen Enryks zu ersparen.
Noch immer nagt der Ärger über die Ereignisse während der ersten Sitzung des Widerstandsrates an ihr. Doch auch das Aufeinandertreffen mit Senatskanzlerin Niffarat Karron macht ihr Sorgen. Schon damals, als ihr Vater noch über Sagettar herrschte, war Niffarat eine vom Rat geschätzte und sehr einflussreiche Politikerin, die erst als Senatorin und Vertreterin der Jägerstämme tätig war, bevor ihr unerbittlicher Einsatz für die Belange der Jagenden und ihre teils
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