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Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)

Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)

Titel: Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Bergemann
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schmerzende Ehrlichkeit schließlich im Ratsvorstand mündete. König Bainos vertraute ihr ausnahmslos und stattete sie schließlich mit fast uneingeschränkter Machtbefugnis im Rat aus. Lynarat hat dies nach Antritt ihrer Herrschaft einige Zeit geduldet, bevor sie begann, die Machtbefugnisse von Niffarat und dem Rat zu beschneiden und in ihre eigenen Hände zurückzugeben. Sie hielt dies für notwendig, da die Kriege des Feuers im Osten immer weiter hinter die eigenen Grenzen vordrangen.
    Prinz Sayos, der Bruder der Königin, hat die Kammer bereits betreten. Er selbst ist nicht Teil des Senats und übernimmt für seine Schwester lediglich einige vorbereitende Tätigkeiten. Lynarat mag sich gar nicht vorstellen, was sich ihr Bruder alles von den Volksvertretern anhören muss. Beiden ist bewusst, dass es lediglich seine Aufgabe ist, den ersten Frust der Volksvertreter auf sich zu ziehen, um der Königin genau diesen zu ersparen. Auch wenn Lynarat dem Senat wieder viel von der Macht abgenommen hat, der ihm einst von ihrem Vater übertragen wurde, ist ihr nur zu klar, dass das Wort von Senatskanzlerin Karron von den anderen Ratsmitgliedern geschätzt wird und enorm viel Gewicht hat. Selbst Botschafter und andere, fremdländische Würdenträger schätzen Niffarats Einfluss und wissen um ihre Macht. Die Gedanken an die vom Volk gewählten Politiker, die an Niffarats Lippen hängen und der Königin schon aus Prinzip nicht die Möglichkeit geben wollen, sich vor dem Rat durchzusetzen, lenkt Lynarat von ihrem Ärger über den Verlauf der ersten Sitzung des Widerstandsrates ab. Auch wenn sie sicher gehen kann, dass sie von Niffarat und einigen ihrer Nachplapperer daran erinnert wird. Das Knarren der Türscharniere ist zu hören. Die beiden Seitenflügel öffnen sich und Prinz Sayos tritt heraus.
    „Die Senatskanzlerin und die ehrwürdigen Vertreter des sagettarischen Volkes erwarten Euch, Majestät“, ruft dieser lautstark, und für alle in der Kammer deutlich zu hören, während die Königin seine sich verdrehenden Augen bemerkt.
    „Ich werde Botschafter Djerrik noch eine kleine Abreibung verpassen“, flüstert Sayos seiner Schwester im Vorbeigehen zu.
    Sie muss schmunzeln, auch wenn sie sich nicht ganz sicher ist, ob ihr Bruder scherzt oder dem Gesandten der Südberg-Eiserlinger tatsächlich mit Schlägen droht. Die Königin richtet ihr Kleid, wischt sich die verschwitzten Hände ab, verschränkt diese vor ihrem Bauch und betritt die große Kammer. Vor ihr stehen die zwei großen, gebogenen und sich gegenüber stehenden Tische, an denen die Senatorinnen und Senatoren sitzen. Zwischen dem hinteren Ende der beiden Tische steht der angehobene Stuhl von Niffarat, während König Lynarats Platz, zwischen den beiden anderen Tischenden gelegen, in der Nähe der Eingangstür liegt. Von oben scheint das blaue Licht der großen Fenster in die Halle. Lynarat stellt sich vor ihren Stuhl und blickt auf in Würde gealterte, aber noch immer sehr rustige Niffarat. Ihre langen, zu filzigen Zöpfen gewachsenen Haare, die typisch sind für eine Frau aus den hohen Gräsern der Jägerstämme, sind silbergrau. Edle Nadeln und Spangen glänzen in den fast weißen Haaren. Diese wirken deplatziert und sind, wo vermutet die Königin jedenfalls, wahrscheinlich nur ein Eingeständnis an die anwesenden Edelleute, die sich an ihrer zu wilden Erscheinung stören würden.
    „Wir heißen Euch willkommen, Majestät“, begrüßt Niffarat die Königin mit einem breiten Lächeln, das ihr braunes Gesicht in ein Meer aus Falten legt, „Bitte setzt Euch.“
    Die Königin folgt dem vorgeschriebenen Protokoll und nimmt platz. Die Blicke aller Anwesenden sind auf sie gerichtet und betrachten sie musternd. Was mag nur in den Köpfen von diesen Marionetten vorgehen , fragt sich die Königin und zieht ihre Augenbrauen hoch, was glauben die eigentlich, wer sie sind?
    „Schriftführer Dassor, was steht heute auf dem Plan?“, möchte Niffarat von dem jungen, links neben ihr sitzenden Mann wissen. Dieser räuspert sich und blättert nervös in seinen Unterlagen.
    „Ähm, dem Rat verlangt es nach einer Erklärung der Königin, wie mit der Bedrohung durch den im Norden Truppen um sich sammelnden Herzog Nyrtas umgegangen wird“, antwortet Dassor und schaut die Königin verlegen und mit rot werdendem Gesicht an, während diese mit ihrem kalten Blick Niffarat fixiert, „Darüber hinaus geht es um den Beschluss, die Straßen von Bilanis Ixis durch eine zunehmende

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