Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
Einhorn wird den Boden dieser Wälder mit seinem Blut tränken!“, ruft er den Soldaten der Hurth entgegen.
Aus der Menge an immer zahlreicher werdenden Hurth tritt ein großer Mann mit enganliegender Uniform hervor.
Er wirkt ruhig und konzentriert, als er sich General Nassar nähert. „General, mein Name ist Botin Eisenfels. Ich bin der Hauptmann dieser Einheit.“
Doch Nassar hat kein Interesse daran, auf das Gespräch mit Botin einzugehen, der sich, so glaubt Nassar, ohnehin nur Zeit verschaffen möchte. „Mir ist egal, wer Ihr seid. Ihr zieht Euch sofort zurück, oder ich schlage diesem Vieh den Kopf ab.“
Botin erkennt die glühende Aggression in den Augen des Generals. Er macht einen halben Schritt zurück, als ihm die schiere Verzweiflung Nassars bewusst wird. „Die einzige Möglichkeit für Euch und Eure Einheit, diesen Wald lebend zu verlassen, ist die sofortige Übergabe der Einhörner in unser Gewahrsam. Lebend!“
Nassar, der bezweifelt, dass Botin ihn und seine Leute gehen lässt, selbst wenn er die Einhörner tatsächlich gehen lassen würde, schüttelt mit aufgerissenen Augen und einem immer panischer werdenden, schon fast ängstlichen Gesichtsausdruck den Kopf. „Das kann ich nicht tun.“
Während der immer stärker werdende Regen kraftvoll auf das Geschehen prasselt, ziehen einige Soldaten der Hurth ihre Schwerter, während andere ihre Bögen auf den Abschuss weiterer Pfeile vorbereiten.
Botin schaut enttäuscht auf den feuchten, modrigen Boden, schüttelt den Kopf und sagt, während er seinen Kopf langsam wieder hebt. „Dann wünsche ich Euch im Tod den Frieden, den Ihr offenbar im Leben nicht gefunden habt.“
Botin dreht sich um und gibt mit einem Nicken seinen Soldaten den Befehl zum Angriff. Die ersten Pfeile werden abgefeuert, doch Nassar weiß sich gegen die spitzen Todbringer zu schützen. Er reißt das kräftige Einhorn, das er immer noch fest mit seinen Armen umklammert, schützend vor sich. Botin muss schockiert mit ansehen, wie das Einhorn von vier Pfeilen getroffen wird.
Er hebt die Hand. „Haltet ein.“
Nassar erhebt sich hinter dem schwer verletzten Einhorn und schaut Botin an. Den anderen Einhörnern gelingt es nicht mehr länger, ihren hoffnungsvollen Stolz aufrecht zu erhalten. Sie blicken voller Sorge auf den mit dem Tode ringenden Artgenossen.
„Und so hoffe ich darauf, dass meine Frau mir verzeihen wird und ich sie im nächsten Leben wiedersehe“, flüstert Nassar dem Einhorn zu, schaut Botin noch einmal an und holt mit seinem Schwert zum endscheidenden Schlag aus. Noch bevor ihn die Pfeile der Hurth stoppen können und er tot zu Boden geht, gleitet sein Schwert tief in den Hals des Einhorns, ohne dem Wesen dabei komplett den Kopf abzuschlagen. Doch die klaffende, tiefe und stark blutende Wunde ist zu groß und das Einhorn bereits zu erschöpft. Es ist nur wenige Sekunden nach diesem letzten Schlag tot. Botin ist schockiert und bekommt neben der in ihm aufsteigenden Wut auch noch Angst, als er die anderen Einhörner sieht, die mit ihren großen, tiefschwarzen Augen auf den Körper ihres toten Artgenossen starren.
Botin bemerkt, wie seine Kriegerinnen und Krieger schluchzen und anfangen, bitterlich zu weinen. Tränen laufen an ihren verzweifelten Gesichtern herunter. Selbst Dalin Wolfsklamm, ein guter und enger Freund des Hauptmanns, den sonst kaum etwas nahe geht oder gar zu Tränen rühren kann, hält sich erschüttert die Hände vor die verheulten Augen.
„Was ist denn mit dir los?“ Botin schaut irritiert, während ihm selbst das Wasser in die Augen schießt.
„Sie tun mir so leid“, schluchzt der Soldat, „Sie sind seit Jahrhunderten miteinander verbunden. Nun ist einer der ihren fort. Ich möchte mir am liebsten die Hände abschlagen, um ihren Schmerz zu teilen.“
„Ich habe davon gehört“, erinnert sich Botin schniefend, „Die Einhörner übertragen ihre tiefen Gefühle auf alles in ihrer Nähe.“
„Ich komme mir so albern vor“, erwidert Dalin, der sich am liebsten weinend auf den modrigen Waldboden kauern würde.
Mit ruhigen, langsamen Schritten geht Botin auf die Einhörner zu und versucht sie zu beruhigen. Er wirft einen entsetzen Blick auf das tote Geschöpf, das direkt neben Nassars leblosen Körper liegt, wendet sein Blick ab und schaut auf die Einhörner. Er erinnert sich an eine Phrase, die sich während der Gottesdienste, die er früher regelmäßig mit seiner Frau besuchte, immer wieder wiederholte. Doch durch den tiefen
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