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Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)

Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)

Titel: Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Bergemann
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Zauber, mit dem die Einhörner die Gefühle der Menschen in ihrer Umgebung ins Chaos stürzten, haben diese Worte noch nie ehrlicher gewirkt als in diesem Augenblick.
    „Wir bringen euch in Sicherheit. Wir schützen eure Göttlichkeit“, ruft er den trauernden Wesen mit ehrfürchtiger Trauer zu.
    Die Einhörner schauen gemeinsam, zeitgleich zu Botin. Die Soldaten, die eben noch weinend und von tiefer Trauer gezeichnet auf dem nassen Waldboden kauerten, scheinen wieder sie selbst. Immer mehr Soldaten der Hurth erreichen den Ort des Geschehens. Freiwillig und ohne Aussicht auf Erfolg, die Hurth jetzt noch im Kampf zu besiegen, ergeben sich die Karden und lassen ihre Waffen fallen.
    „Was machen wir jetzt mit ihnen?“, fragt Dalin seinen langjährigen Weggefährten.
    „Es sind Kreaturen Gottes, oder?“, fragt Botin seinen Freund und greift ihm zuversichtlich auf die Schulter. Dieser nickt. Beide spüren, wie der geistige Griff dieser mystischen Wesen langsam zu schwinden beginnt.
    „Dann geben wir sie in seine Obhut.“
    „Wie stellst du dir das vor?“, möchte Dalin wissen.
    „Etwa achtzig Kilometer südlich von hier liegt ein altes Kloster. Es ist weit abgeschieden und schwer zugänglich. Dort werden sie sicher sein“, antwortet Botin.
    „Dann werden wir verspätet in Bilanis Ixis eintreffen“, gibt Dalin zu bedenken.
    „Wir haben diesen Krieg vier Jahre ohne die Sagettari geführt. Auf eine Woche kommt es nicht mehr an“, antwortet ihm Botin. Dabei weiß er sehr wohl, dass es bei dem derzeitigen Verlauf des Krieges durchaus auf eine Woche ankommen kann.
    „Und was machen wir mit den Karden?“, möchte Dalin wissen.
    Botin seufzt. Er weiß, dass auch die Karden nur für ihr Land kämpfen, weshalb er solche Befehle nicht gern gibt.
    Mit einem konzentrierten, emotionslosen Blick schaut er Dalin an. „Sie werden das Schicksal ihres Generales teilen. Kümmere dich darum.“
    Dalin nimmt diesen Befehl mit einem nüchternen Nicken zur Kenntnis. Botin weiß, dass sein Freund genau so ungern unbewaffnete Kriegsgefangene umbringt wie er. Doch beide wissen, dass sie mit der Zeit im Nacken keine andere Wahl haben.
    Mit der Gewissheit, dass ein beschwerlicher und riskanter Weg vor ihm und seinen Kameraden liegt, lässt Botin seine Leute sich auf den langen, nicht eingeplanten Weg in den Süden vorbereiten. Doch dieser Weg ist keineswegs so sicher, wie Botin es gern glauben möchte. Doch weder sein Glauben, der in den Wirren des Krieges immer härter getestet wird, noch sein Pflichtgefühl lassen ihm eine andere Wahl.
     
    Einige Kilometer weiter südlich.
     
    Liebste Mutter. Die ersten Tage bei meinen heiligen Brüdern liegen nun hinter mir. Du wirst dich ohne Zweifel fragen, wie ich mir die Zeit stehlen konnte, dir jetzt schon diesen Brief zu schreiben. Eine berechtige Frage. Tatsächlich bestehen die ersten Tage im Kloster hauptsächlich aus Ritualen zur Reinigung von Körper und Seele, deren Einzelheiten ich dir an dieser Stelle ersparen möchte. Über diese Zurückhaltung wirst du mit Sicherheit verwundert den Kopf schütteln und glauben, dass ich mir wahrscheinlich ersparen möchte, mich mit diesen Dingen auseinanderzusetzen. Das möchte ich nicht abstreiten. Nicht länger möchte ich auf meine Sicht der Dinge eingehen, denn ungern erinnere ich mich an unser letztes, streitvolles Gespräch vor meiner Abreise. Ich möchte dich darüber informieren, dass ich trotz meiner Bedenken und persönlicher Zweifel die Traditionen unserer Familie so gut ehren werde, wie es mir möglich ist. Ich beende diesen kurzen Brief an dich mit der Gewissheit, dass dir dieses Versprechen nicht ausreichen wird. Bitte richte meine Grüße an meine Brüder und Schwestern, die ich sehr vermisse. Dein Sohn Lithan.
     
    Wird seine Mutter enttäuscht sein, wenn Lithan am Ende seines Briefes nicht erwähnt, das auch er sie vermisst? Darauf möchte Lithan keine Rücksicht nehmen. Der Umgang mit seiner Mutter war immer ehrlich, auch wenn diese Ehrlichkeit ihr und auch ihm meist wehgetan hat. Noch immer schmerzen die Fingerspitzen seiner linken Hand. Bei dem letzten Ritual wurden die Fingerspitzen angeritzt und blutend in das Wasser des heiligen Flusses getaucht, welches er anschließend trinken musste. Von den heilenden Kräften des Wassers merkt Lithan allerdings nichts. Noch immer brennen die Wunden und er ist froh, dass er bei dem Ritual nicht seine rechte Hand, seine Schreibhand hingehalten hat. Heute wurde er vor einem weiteren Ritual

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