Söldner des Geldes (German Edition)
Zusammenhang ab. Wir müssen uns auf die Jahreskonferenz Ende der Woche konzentrieren. Ich darf daran erinnern, dass wir viele hochkarätige Kunden, auch aus dem Nahen und Fernen Osten, eingeladen haben. Vielleicht», und dabei schaute er Hodel an, «wäre es wünschenswert, wenn sich Herr von Tobler besonders viel Zeit für sie nimmt.»
«Keine Angst», antwortete Hodel, «Herr von Tobler wird den grössten Teil seiner Zeit darauf verwenden, den geladenen Gästen unsere drei neuen Private-Equity-Fonds näherzubringen.»
Winter wurde hellhörig und fragte: «Was heisst das genau?»
Hodel: «Die Überlegungen sind noch in einem frühen Stadium, aber wir wollen vermehrt direkt investieren. Es ist vorgesehen, drei globale Vehikel zu kreieren, eines für Rohstoffe, eines für Infrastrukturen und eines für Immobilien. Die Kaufgelegenheiten sind momentan gut.»
«In Boston hatte ich die Gelegenheit, Professor Farmer von ‹Pyramid Investment Partners› kennenzulernen. Er unterstützt Al-Bader und andere arabische Familien bei ihrer Investitionstätigkeit in den Vereinigten Staaten.»
«Ja, er und andere sind eine harte Konkurrenz für unsere Vermögensverwaltung», sagte Schütz, «sie versprechen viel mehr Rendite. Allerdings ohne Tatbeweis. Sie haben keine Vergangenheit. Aber sie machen uns das Leben ganz schön schwer.»
«Um den Abfluss der Gelder zu stoppen, haben wir entschieden», Hodel meinte sich selbst und von Tobler, «dass wir das auch können. Die Gebühren für spezielle Dienstleistungen sind nun einfach einmal interessanter als für Produkte ab Stange.»
Dann fixierte Hodel Winter: «Und welche zusätzlichen Sicherheitsmassnahmen gedenkst du zu implementieren?» Ein als Frage formulierter Auftrag.
«Das Treffen der Kader ist seit Langem organisiert, aber ich werde den Personenschutz persönlich überprüfen und verstärken. Zudem werde ich zusammen mit der IT prüfen, ob der E-Mail-Verkehr und die Telefone wirklich sicher sind.»
Die Diskussion drehte noch einige Runden. Der Leiter Kommunikation wollte unbedingt wissen, welche Sprachregelung gelte.
Winter klinkte sich mental aus und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Es fiel auch ihm schwer, zu glauben, dass ein Mitarbeiter der Bank mit Extremisten zusammenarbeiten könnte. Winter war für die Sicherheitsprüfungen verantwortlich. Aber kein System war perfekt. Vielleicht hatte sich jemand in den letzten Monaten mit einer neuen Freundin eingelassen. Vielleicht hatte sich jemand verschuldet und war plötzlich bestechlich geworden. Vielleicht hatte jemand einen Berater oder eine Aushilfskraft eingestellt und auf die Sicherheitsprüfung verzichtet.
Oder vielleicht hatte einfach jemand die Nase gestrichen voll. Das Arbeitsklima war nicht schlecht, und die Bank entlöhnte ihre Mitarbeitenden anständig. Seit vor ein paar Jahren ein Mitarbeiter einer Zürcher Bank Amok gelaufen war und mehrere Kollegen erschossen hatte, gab man sich Mühe. Zumindest theoretisch. Känzig war trotzdem befördert worden.
Känzig war aufgestanden und versuchte an einer weissen Tafel die Diskussion zusammenzufassen.
Baumgartner erhielt einen dringenden Anruf und entschuldigte sich. Winter fragte sich, ob der Anruf nur vorgetäuscht war, um den Raum verlassen zu können. Mit den heutigen Mobiltelefonen war schliesslich vieles möglich. Dann lief es Winter kalt den Rücken herunter. Er hatte ganz vergessen zu prüfen, wer Anne in den letzten Stunden vor ihrem Tod angerufen hatte.
Ein paar Minuten später schloss Hodel die Sitzung: «Ich glaube nicht, dass ich Sie daran erinnern muss, dass alles, was in diesem Raum besprochen wurde, absolut vertraulich ist.»
Als Schütz die Tür öffnete, hielt ihn Winter am Arm fest und winkte mit dem Kopf in die andere Richtung: «Kann ich dich noch etwas fragen?»
Schütz nickte. Sie gingen in Winters Büro. Dieser öffnete das Fenster in den Hinterhof. Es roch wie immer, nach Pizza. Schütz liess sich in einen Ledersessel fallen, legte seine Mappe auf die Seite und sagte: «Unangenehme Sache, nicht wahr?»
«Schütz, in Amerika und Genf war die Rede von der Familie Baktar. Was weisst du über sie?»
«Ah, die Baktars.» Schütz grinste wissend. «Das ist ein ganz spezieller Fall. Dallas auf Arabisch. Meines Wissens sind die jungen Erben ziemlich zerstritten. Ein Teil der Familie hat Allah und den Koran wiederentdeckt, der andere Teil schert sich einen Dreck darum und geniesst den Jetset. Für diesen zweiten Teil verwalten wir
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