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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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zeigen. Du bist als Kundin natürlich eingeladen.»
    «Danke. Ich lege einfach vertrauensvoll mein Schicksal in deine Hände.»
    Winter dachte: Das hat Anne auch. Er schaute zu Fatima hinüber, um seinerseits zu sehen, wie ernst sie das gemeint hatte.
    Sie fügte lachend hinzu: «Solange ich in der Schweiz bin.»
    «Wohin soll ich dich denn entführen?»
    «In die Berge. Auf den Schnee oder noch besser auf einen Gletscher. Da war ich noch nie.»
    «Ich hätte da einen schönen Gletscher im Berner Oberland im Angebot.»
    «Ist es da nicht kalt? Ich habe nichts zum Anziehen. Ich habe nur Sommerkleider dabei.»
    Winter unterdrückte eine unhöfliche Bemerkung und sagte: «Keine Angst. Im Sommer und bei schönem Wetter kriegen wir das hin. Notfalls leihe ich dir einen Pullover.»
    Sie verliessen die Autobahn, wanden sich durch das System der Einbahnstrassen und stellten den Audi in die Tiefgarage. Als sie aus dem Beton auftauchten, waren sie in der Berner Altstadt.
    Die historischen Sandsteinhäuser wurden an drei Seiten von der Aare begrenzt. Winter liebte seine Heimatstadt, die übersichtlich und bedächtig ist. Manchmal machte er auf dem Weg zum Büro einen Umweg und schlenderte durch die gepflasterten Gassen und Lauben oder durch den Gemüse-, Früchte- und Blumenmarkt.
    Heute setzten sie sich auf die Casinoterrasse mit den ausladenden Platanen. Fatima weidete ihre Augen am satten Grün der Bäume: «Angenehm kühl.»
    Und Winter: «Im Schatten ist es erträglich.»
    Sie lachten, bestellten zwei Fitnessteller und begannen die kommenden Tage zu planen.
    «Kann ich den Tresorraum besuchen?»
    Winter schüttelte den Kopf und sagte todernst: «Aus Sicherheitsgründen ist das leider nicht erlaubt. Aber selbstverständlich eröffnen wir für dich gern ein Schliessfach.»
    «Kann ich mir da den Nachbarn eigentlich auswählen?»
    Winter war perplex: «Warum?»
    «Ich will nicht, dass meine Wertsachen neben dem gestohlenen Gold eines Diktators liegen. Da bin ich heikel.»
    Zum Glück kam der Kellner mit der Rechnung, und Winter konnte der Frage ausweichen.
    «Komm, ich zeige dir die Stadt.»
    Sie schlenderten zum Parlamentsgebäude. Der Bundesplatz davor war vor ein paar Jahren von den Autos befreit worden. Jetzt kreischten halb nackte Kinder verzückt, rannten durch ein Wasserspiel hindurch und versuchten den senkrecht in die Luft spritzenden Wasserfontänen auszuweichen.
    «Darunter liegen die Goldreserven der Schweiz.»
    Jetzt war Fatima nicht sicher, ob Winter einen Scherz machte oder nicht.
    «Tonnen von Goldbarren», sagte dieser grinsend und deutete auf ein stattliches Gebäude neben dem Bundeshaus: «Schau, das hier ist die Nationalbank. Siehst du die Hausnummer?»
    Fatima sagte erstaunt: «Die Nationalbank hat die Nummer 1? Nicht das Parlament?»
    «Das zeigt die Prioritäten der Schweiz.»
    «Und das in einer Demokratie.»
    «Geld regiert die Welt. Wir hatten schon im Mittelalter die besten Söldner.»
    Eine Bundesrätin ging über den Platz.
    Winter nickte mit dem Kinn in ihre Richtung: «Hier kommt unsere Justizministerin.»
    Jetzt war Fatima sicher, dass Winter sie aufzog: «Das glaube ich nicht.»
    «Die Bundesräte fahren manchmal sogar im Tram. Bei uns ist die Macht auf viele Köpfe verteilt.»
    Sie spazierten über den Blumenmarkt.
    Winter kaufte Fatima einen kleinen Blumenstrauss mit drei Sonnenblumen. Sie freute sich riesig und gab Winter einen Kuss, der diesen erröten liess. Einem kleinen Schuljungen gleich hoffte er, dass keiner seiner Kollegen ihn beobachtete.
    Er zeigte Fatima den Käfigturm mit den mittelalterlichen Gefängniszellen und der grossen Uhr. Dann kamen sie zur Bank. Sie verabredeten sich für sechs Uhr. Winter hatte ein schlechtes Gewissen, Fatima die Stadt allein erkunden zu lassen. Dieses legte sich, als sie ihm erklärte, welche Tortur es für ihn wäre, sie in Kleidergeschäfte zu begleiten.
    Sie gab ihm den zweiten Kuss innerhalb von fünf Minuten, strahlte ihn an und winkte, als sie in der Menge verschwand. Winter studierte für einen Moment die Menschen, die hinter Fatima gingen, entschied sich aber gegen seine Paranoia.
    Er stieg die Treppe zu seinem Büro hoch und schüttelte dabei den Kopf, um die gehauchten Küsse, sein Verlangen nach Fatima abzuschütteln. Ein unfertiges Puzzle wartete.
    In seinem Büro startete er den Computer und hörte die Telefonnachrichten ab. Eine Frau aus der Kommunikationsabteilung, von der er noch nie gehört hatte, wollte, dass er sich sofort melde,

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