Söldner des Geldes (German Edition)
erkennen.»
«Die Flasche war nicht eingepackt?»
«Nein, ja doch. Die Flasche war in einem dieser runden Flaschenkartons. Aber der Karton war nicht in Geschenkpapier eingewickelt.»
«Und Anne hat nichts dazu gesagt.»
Heinz schaute in eine Ecke des Raumes.
«Als ich die Frau fragte, ob sie ein Whiskyfan sei, und sie sagte, dass sie die Pralinen bevorzuge, da habe ich noch gesagt, dass ich die Flasche schon nehmen würde. Sie lachte nur und sagte: ‹Männergeschenke›. Ich habe das Thema dann fallen lassen, weil wir zum Parkfeld kamen und ich nicht in Verdacht kommen wollte, auf eine Zuwendung aus zu sein.» Heinz schaute Ben verlegen an, der ihn ignorierte und durch den Einwegspiegel ungerührt die Passagiere beobachtete.
«Männergeschenke», wiederholte Winter, «in dem Sinne, wie Männer zusammen ein Bier trinken oder gemeinsam auf die Jagd gehen?»
«Ja, genau. Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht. Ich würde einer Frau auch eher Schokolade als Whisky schenken.»
«Es kommt auf die Frau an», grunzte Ben in den Spiegel.
Winter warf einen Blick auf Fatima, die dem in Deutsch geführten Gespräch nicht folgen konnte und Pralinen naschte.
«Sonst hat sie nichts gesagt?»
«Nur das Übliche: Guten Abend. Danke und so.»
«Und die Personenkontrolle von Al-Bader, wie verlief die?»
«Reine Routine. Die Papiere waren in Ordnung.»
«Sonst nichts?»
«Man sollte über Tote nicht schlecht reden, aber ich habe bei diesen reichen Ausländern immer das Gefühl, dass sie uns wie Luft behandeln. Aber dieser war höflich und hat keinen Ärger gemacht. Da gibt es ganz andere. Ich könnte Ihnen –» Ben drehte sich um, und Heinz liess den Schluss des Satzes in der Luft hängen.
«Vielen Dank. Sie haben mir sehr geholfen.» Winter gab Heinz die Hand: «Sie haben wirklich ein gutes Auge. Wenn Ihnen noch etwas, auch nur ein Detail, in den Sinn kommt, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie es mir oder Ben sagen würden.» Heinz lächelte zufrieden. In seinem Beruf erhielt man selten Komplimente. Sie verabschiedeten sich.
Ben begleitete Fatima und Winter hinaus.
Im Korridor fragte Winter: «Ben, hast du schon einmal von der TAA gehört?»
«Meinst du diese netten Kerle der ‹True and Armed Americans›?»
«Genau die.»
«Klar, diese Spinner rücken im Ranking der gefährlichsten Gruppierungen unaufhaltsam nach vorne. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie zur Al-Qaida aufschliessen. Vor ein paar Jahren waren in der TAA nur Dorftrottel, die gern herumballerten und sich ab und zu selbst in die Luft sprengten. Heute sind die TAA viel besser organisiert: Unter Bush wurden sie bei einigen hochrangigen Militärköpfen und nationalkonservativen Intellektuellen salonfähig. Die verwirklichen sich beim Überlebenstraining in der Wüste.»
«Scheisse.»
«Genau. Ich habe von den amerikanischen Sicherheitsbehörden ein paar nette Sammelbildchen für das Album bekommen, darunter auch ein paar von der TAA . Die sind einfach zu erkennen. Keine Bärte und schön glatt rasiert.» Ben grinste, dann wurde er ernst: «Warum fragst du?»
«Unser Freund Meister glaubt, dass sie hinter der Brandbombe stecken.»
«Verflucht. Diese Sektenbrüder wissen auf jeden Fall, wie man etwas in die Luft jagt.»
5. August 14:23
Die Fahrt nach Bern war wortkarg. Obwohl sie sich erst vor Kurzem begegnet waren, hatten beide das Gefühl, sich schon lange zu kennen. Es war nicht nötig, höflich Konversation zu machen. Fatima wählte die CD , die auch Winter eingelegt hätte.
Auf der Autobahn lehnte sich Fatima zurück, legte die Haare mit einer kreisenden Armbewegung zurecht und schloss die Augen. Winter grübelte über Raum und Zeit nach. Das Schweigen verband. Tracy Chapman besang die Revolution. Bis Bern drei Mal. Dann schaltete Winter die Musik aus. Fatima rührte sich, setzte sich auf und schaute sich um.
«Hallo, Fatima.» Er wagte einen schnellen Seitenblick.
Sie blinzelte mit den Augen, rollte den Nacken und kämmte mit den Fingern die glänzenden Haare.
«Ich schlage vor, wir machen zuerst einen Zwischenhalt im Stadtzentrum. Da können wir etwas Kleines essen.»
«Klingt gut. Ich verhungere langsam.»
«Nachher muss ich im Hauptsitz etwas überprüfen. Es tut mir leid, aber ich kann im Moment nicht ganz freinehmen. Ich bin nur Angestellter und nicht Chef.» Fatima warf einen skeptischen Blick auf Winter und sah, wie er grinste. «Und morgen beginnt die Jahreskonferenz der Bank. In Interlaken. Da muss ich meinen Kopf
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