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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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Archiv und dem Materiallager erreichen.
    Der Liftordner enthielt neun Subordner. Für jedes Geschoss einen. Winter öffnete den für das dritte Untergeschoss. Eine Liste mit Personalnummern und den exakten Fahrzeiten öffnete sich. Ein Zahlenfriedhof.
    Im SAP -Modul der Personalabteilung fahndete Winter erfolglos nach den Namen zu den Nummern. Nach fünf aufreibenden Minuten rief er die Personalabteilung an und liess sich über das Telefon zur Liste der Mitarbeitenden führen. Winter bedankte sich, hängte auf und druckte die Liste aus. Als Winter die Papiere aus dem Drucker nahm, war er wieder einmal erstaunt, wie viele Leute auf der Gehaltsliste standen.
    Anne war im System noch nicht gelöscht worden.
    Sie war mit dem Lift um 19   :   19 Uhr in das dritte Untergeschoss hinunter, und zwei Minuten später wieder hinaufgefahren. Anne hatte sich schnell die im Ordner verzeichnete Pralinenschachtel geholt. Ein weiteres Teilchen des Puzzles.
    Winter klickte sich weiter durch die Ordner. Die Eingangstür zur Zürcher Filiale hatte Anne um 19   :   10 Uhr geöffnet. Das deutete auf eine Zugfahrt hin, denn die Schnellzüge von Bern kamen immer zur vollen Stunde in Zürich an. Vom Bahnhof aus war die Bank in zehn Minuten erreichbar.
    Elf Minuten nach dem Betreten verliess Anne die Bank wieder. Die Zeitstempel bestätigten Frau Obrists Aussage. Winter fragte sich, ob Anne mit dem Märchenprinzen wirklich ihn gemeint hatte.
    Annes Bewegungen in Raum und Zeit wurden immer klarer. Winter kritzelte auf einem Schreibblock. Zuerst eine Whiskyflasche, dann ein: Wer? Und ein: Wo? Es blieben zwei offene Fragen: Wer hatte Anne die als Laphroaig getarnte Brandbombe ausgehändigt? Und: Wo fand die Übergabe statt? Er malte nachdenklich die Flasche aus und zog mehrmals die Worte Wer und Wo nach.
    Dann schaute er auf die Uhr. Er wollte Fatima auf keinen Fall warten lassen. In diesem Moment klingelte sein Mobiltelefon: Fatima. Doch Gedankenübertragung: «Hallo, Winter.»
    «Hallo, Fatima.»
    «Etwas gefunden?»
    «Vielleicht.» Pause «Wo bist du?»
    «In einer Umkleidekabine. Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich ein wenig verspäten werde. Nur ein paar ägyptische Minuten.»
    «Kein Problem. Hast du etwas Schönes gefunden?»
    «Ja, ihr habt tolle Geschäfte hier.»
    Winter hatte keine Ahnung von den Kleidergeschäften.
    Fatima meinte: «Aber ich muss einiges ändern lassen. Bis dann.»
    Er hatte Zeit für sein Puzzle. Neugierig klickte sich Winter durch die Ordner mit den elektronischen Zeitstempeln des Berner Hauptsitzes. Am 24. Juli zwischen 17 und 18 Uhr hatte Anne dort keine elektronischen Spuren hinterlassen. Von wo hatte Anne die Whiskybombe?
    Zurück im Ordner der Zürcher Filiale, begann er mit Hilfe der Personalliste die Bewegungen anderer Mitarbeiter zu analysieren. Eine Viertelstunde später murmelte Winter: «Interessant.» Ägyptische Verspätungen hatten auch Vorteile.
    * * *
    Keine Verspätung hatte Max. Er fuhr etwa hundert Kilometer Luftlinie südlich von Winter einen voll beladenen grünen Allradantrieb Landrover. Er hatte den Wagen sechshundert Kilometer westlich gegen bar gekauft. Um genug Platz für die Ladung zu schaffen, hatte er die Rücksitze umgeklappt.
    Die Achsen ächzten unter der mit einer Militärplane zugedeckten Ladung. Langsam kroch der Landrover das einspurige Strässchen hoch, das sich durch den Gebirgswald schlängelte. Max konsultierte die feine Karte im Massstab 1   :   25.000 auf dem Beifahrersitz, dann sein Mobiltelefon. Keine Bewegung des roten Punktes und noch vier Haarnadelkurven bis zum Treffpunkt.

5.   August 20:15
    Fatima war nur etwa eine halbe Stunde verspätet. «Ägyptische fünf Minuten», wie sie betonte. Als Winter die Taschen in den Kofferraum lud, erkannte er eine Schachtel mit schweren Gebirgsschuhen und obendrauf ein Dutzend chemischer Wärmebeutel. Aus einer Tasche quoll eine sich aufplusternde Winterjacke. Hellgrün wie ein Leuchtstift.
    Er lächelte: «Fatima, willst du zum Nordpol?»
    «Nein, aber Gletscher sind aus Eis, und Eis ist kalt. Nicht wahr?»
    «Wir werden sehen.»
    «Ich friere nicht gern.»
    Winter legte in der kühlen Tiefgarage spontan einen wärmenden Arm um Fatimas Schultern: «Keine Angst. Es ist Sommer.»
    Sie verliessen die Stadt auf einem Schleichweg. Winter nahm die landschaftlich schönere Route. Die Sonne schien. Eine Viertelstunde später hielten sie vor Winters kleinem Haus.
    «Da sind wir.»
    Fatima lächelte, schwieg und schaute

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