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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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treffen. Die Kommunikationsabteilung hatte das Programm der Jahreskonferenz geschickt.
    Winter kniff die Augen zusammen und versuchte erfolglos, dieses auf dem kleinen Bildschirm zu entziffern. Von Fatima war nichts zu hören, und Winter schlich sich geräuschlos zum Wagen und holte frische Croissants.
    Vor der Bäckerei traf er den Briefträger, der ihm seine Post und die Zeitungen aushändigte. Ein Hedgefonds einer Schweizer Grossbank musste wegen dramatischer Kursverluste von den Behörden geschlossen werden. Die Investoren verloren fünfundneunzig Prozent. Die Spezialität des Fonds waren gehebelte Investitionen in Minenaktien gewesen. Winter dachte an Farmer und die verschiedenen Farben des Goldes: Schwarz, Weiss, Gelb.
    Zu Hause warf er die Zeitungen auf das Sofa, rückte die zerdrückten Kissen zurecht und setzte Kaffee auf.
    Fatima tauchte auf, winkte Winter verschlafen zu und verschwand wortlos im Badezimmer.
    Winter las in den verschiedenen Zeitungen die unterschiedlichen Versionen des Hedgefonds-Zusammenbruchs. Die Manager hatten dank grosser Hebel rasch riesige Gewinne gemacht, aber als sich der Trend gegen sie wendete, gerieten sie noch schneller in eine Abwärtsspirale. Runter kommen sie alle. Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Winter hatte kein Mitleid. Er trank Kaffee und Orangensaft und füllte Tigers Napf.
    Drei Viertelstunden später war Fatima bereit für eine Nordpolexpedition. Winter legte für die dreitägige Jahreskonferenz einen dunklen Anzug in einer Schutzhülle auf den Rücksitz und seinen Rollkoffer in den Kofferraum des Audis. Für den heutigen Ausflug genügte ein kleiner Rucksack mit etwas Verpflegung und einem Reservepullover. Sie nahmen die Autobahn Richtung Interlaken. Der rote Punkt auf dem Mobiltelefon von Max bewegte sich nun konstant in südlicher Richtung.

6.   August 10:23
    Winter verliess die Sustenstrasse und parkierte neben der Talstation der Seilbahn. Sie lösten zwei Billette und stiegen in die kleine rote Kabine für maximal acht Personen. Fatima und Winter waren die einzigen Gäste. Bergsteiger und Rentner waren früher unterwegs, Familienausflügler unter der Woche rar.
    An der Aussenwand der Kabine hingen zwei unförmige Kisten für das Gepäck, in welche der Kontrolleur Kisten mit Esswaren für die Berghütten packte.
    Um halb elf Uhr verliess die kleine Gondel die Talstation, schwankte ein wenig und schwebte dann zügig himmelwärts. Winter spürte, wie sich Fatima verkrampfte. Sie war flaches Land gewohnt, hielt sich jetzt tapfer an den seitlichen Stangen fest und versuchte, gelassen zu wirken. Fatima wollte zu einem Gletscher, also ging es in die Höhe. Als ob sie seine Gedanken lesen konnte, fragte sie: «Wo ist der Gletscher?»
    «Weiter oben und tiefer in den Bergen. Nach der Gondelfahrt müssen wir noch etwa zwei Stunden wandern.»
    «Das ist aufregend.»
    Winter kannte das Tal und die umliegenden Berge von einer Übung seiner Spezialeinheit her. Das damalige Szenario verlangte von seinem Team die Befreiung von Geiseln, die von einer Weltuntergangssekte entführt und in einer abgelegenen Alphütte festgehalten wurden. Eine unbemerkte Annäherung war nur in der Nacht möglich gewesen. Während des endlosen Wartens hatte sich sein Stellvertreter einen fürchterlichen Sonnenbrand eingefangen.
    Winter schmunzelte. Fatima würde keinen Sonnenbrand bekommen.
    Hinter den grossen Scheiben der Kabine schrumpften die Häuser, Autos und Menschen. Unter ihnen gingen die sattgrünen Matten in karge Wiesen über. Aus dem Buchenwald wurde ein Tannenwald.
    Winter und Fatima gähnten mehrmals, um den Druck in den Ohren auszugleichen.
    Zehn Minuten und dreihundertfünfzig Höhenmeter später stiegen sie aus der ehemaligen Werksbahn. Durch die Bergstation blies ein kühler Wind. Draussen sogen sie die frische Luft tief in die Lungen und marschierten los.
    Ein staubiger Pfad führte über eine Alp mit Kühen und Kuhfladen, frischen und getrockneten. Die wohlgenährten Kühe ignorierten die Touristen und kauten gelassen. Sie waren viel fetter als die mageren Kühe auf den Feldern entlang des Nils.
    Sie überquerten auf einer wackeligen Holzbrücke einen Bergbach. Genügsamere Schafe lösten die Kühe ab. Jedes Schaf hatte eine kleine Glocke umgehängt, und das Gebimmel entzückte Fatima. Danach wurde der Pfad steiniger und steiler; die Vegetation karger und zäher, Enziane blühten.
    Nach einer Geröllhalde entdeckten sie zu ihrer Linken einen kleinen Stausee. Oberhalb des

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