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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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formulierte Aufgebot: «Winter, wo zum Teufel stecken Sie? Ein Helikopter mit einem unserer besten ausländischen Kunden stürzt ab, und Sie sind nicht erreichbar. Wir treffen uns um sechzehn Uhr dreissig im ‹Eiger›, um die Lage zu analysieren und das weitere Vorgehen zu koordinieren.»
    Im verspiegelten Lift packten ihn wieder Trauer und Wut. Er verdrängte die Trauer für den Moment und versuchte die Wut zu kanalisieren. Die Lifttür öffnete sich. Wortlos nickte Winter der adretten Empfangsdame mittleren Alters im Kostüm zu und steuerte den kleinen Konferenzraum am Ende des Korridors an. Vor der Milchglastür hielt Winter inne. Dahinter schimmerten die groben Umrisse von Personen. Der Raum war schalldicht isoliert, und neben der Tür stand « EIGER ». Grosse Buchstaben hatten den Vorteil, dass auch die vielen älteren Kunden sie problemlos lesen konnten. Alle Konferenzräume in Zürich waren nach Bergen benannt: Mönch, Jungfrau und natürlich Matterhorn. Gab es auch einen «Gemsstock»-Raum?
    Winter betrat den Raum, zog die Tür hinter sich zu und sah seinen Vorgesetzten am anderen Ende des Raumes vor einem Flipchart stehen.
    Er war wie üblich am Reden.
    Der Flipchart vollgekritzelt mit teilweise unterstrichenen Stichworten. Känzig trug einen seiner tadellosen dunkelgrauen, fast schwarzen Anzüge, darunter ein weisses Hemd. Heute wurde die Uniform durch eine ebenfalls fast schwarze Krawatte ergänzt, die mit feinen roten Punkten gesprenkelt war. Er stellt sich bereits auf die Beerdigung ein, ging es Winter durch den Kopf. Winter nickte zur Begrüssung in die Runde und schickte sich an, sich zu setzen.
    Känzig unterbrach seinen Redefluss: «Ah, der Herr Winter beehrt uns mit seiner Anwesenheit. Lieber spät als nie.»
    Winter lächelte über den Zynismus seines Vorgesetzten und ignorierte ihn. Känzig litt unter dem John-Wayne-Syndrom. Er wollte immer alles völlig unter Kontrolle haben und war dadurch im Vornherein zum Scheitern verurteilt. Überfordert durch zu viel Arbeit und emotional ausgelaugt durch zu wenig Vertrauen.
    Beidhändig zog Winter die Pistolen der Ägypter aus dem Hosenbund und legte diese auf den Konferenztisch. Die Läufe waren auf den Schönling von der Kommunikationsabteilung gerichtet. Dieser sank in sich zusammen. Dann setzte sich Winter in aller Ruhe in den letzten freien Sessel: «Al-Bader, Anne und Strittmatter wurden ermordet.» Spätestens jetzt hatte er die volle Aufmerksamkeit seiner Kollegen.
    Känzig: «Wer sagt das?»
    «Ich. Im Helikopter brach Feuer aus. Ich gehe davon aus, dass das Feuer durch Sprengstoff verursacht wurde. Es sollte wie ein Unfall aussehen.»
    Känzig rümpfte den Mund: «Kollegen. Zurück zu den Fakten: Wir waren gerade daran, die Kommunikationsstrategie festzulegen.» Er drehte Winter den Rücken zu und deutete auf den Leiter Kommunikation.
    Der Kommunikationschef lehnte sich zurück, formte seine Hände zu einem Dreieck, an dessen Spitze sich die Fingerkuppen wippend berührten, und sagte maliziös: «Wie ich schon gesagt habe: Zum Glück ist der Unfall gestern am späteren Abend geschehen. Für die Printmedien war es nicht wichtig genug und zu spät zum Recherchieren. Wir haben einzig eine kleine Meldung in einem Luzerner Lokalblatt. Dort hat wahrscheinlich jemand den Funkverkehr abgehört und die Geschichte aufgeschnappt. Wir wurden aber nicht namentlich erwähnt. Für die Spätnachrichten war der Informationsgehalt gering und nicht interessant genug. Sie brachten keine Geschichte. Im Internet …»
    Winter musterte die Anwesenden. Vis-à-vis von Känzig am anderen Ende des kleinen Konferenztisches sass Schütz, der Kundenberater, dessen offiziöser Titel pompös Vice President Client Relations lautete. Er sah müde, geistesabwesend und trotz seines ansehnlichen Gewichts ein wenig eingefallen aus. Einer seiner ausländischen Kunden war im Helikopter der Bank abgestürzt, und das erschwerte die Kundenbeziehung natürlich erheblich.
    Obwohl Schütz träge wirkte, war er für seinen Killerinstinkt in der Abschlussphase berühmt. Er konnte sich perfekt auf jeden Kunden einstellen. Vor ihm lag eine überquellende Präsentationsmappe.
    Der Kommunikationsmensch war aufgestanden und klammerte sich an den Flipchart. Während er redete, schrieb er:
    1.  CONTAINMENT !!!
    2.  PASSIVE KOMM .
    KEY MESSAGE :
    –  PRIVATER BESUCH
    –  GEBIRGE = GEFAHR !
    –  UNFALL !
    Links neben Winter sass Hodel, der hagere Chefjurist und Chief Risk Officer der

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