Söldner des Geldes (German Edition)
letzte Argument fehlte auf dem Flipchart.
Känzig unterbrach den Kommunikationsverantwortlichen mit einer Handbewegung und erläuterte das weitere Vorgehen bezüglich der Beerdigungen. Für Strittmatter werde er eine Karte schicken.
Aus dem Lautsprecher tönte es: «Einverstanden. Und ich habe gehört, dass Winter heute Morgen bereits im Gespräch mit Orafin war.» Der Chef war offensichtlich gut informiert. Winter fragte sich, welche Beziehungen hier spielten. «Orafin ist ein guter Kunde. Wie Sie wissen, betreue ich diesen Account persönlich.» Winter hatte davon keine Ahnung, aber er schloss daraus, dass Orafins Vermögen bei der Bank beträchtlich war. «Und ich will, dass alles unternommen wird, damit unsere Bank gemeinsam mit Orafin wachsen kann. Ich schlage deshalb vor, dass Winter nach Kairo fliegt und den Herren von Orafin vor Ort erläutert, wie sicher und gastfreundlich wir hier in der Schweiz sind. Okay?»
Der Boss war lange Zeit in Amerika gewesen und bekannt für sein Okay. Es hiess im Klartext: Keine weiteren Diskussionen. Ausführen! Marsch!
«Ja. Ich lasse mir von Schütz die Kontakte geben.»
Winter sah, wie Schütz unmerklich den Kopf schüttelte.
«Gute Arbeit, meine Herren. Känzig hat den Lead. Ich erwarte, dass ihr die Situation rasch bereinigt.» Känzig unterdrückte ein stolzes Lächeln, als von Tobler hinzufügte: «Und Baumgartner. Grüssen Sie mir den Chairman schön. Ich werde ihm beim Lunch nächste Woche meine Version erzählen.» Winter hatte richtig geraten. Der Anzug war der Verbindungsmann zum Konzern. Und von Tobler traute ihm auch nicht.
Baumgartner nickte, realisierte, dass ihn von Tobler nicht sehen konnte, und sagte mit erstaunlich tiefer Stimme, aber einer Prise Ironie und Überheblichkeit: «Verstanden, Herr von Tobler. Der Verwaltungsratspräsident hat mich ermächtigt, Ihnen auszurichten, dass die Konzernzentrale selbstverständlich bereit ist, alle erdenklichen Mittel einzusetzen, um die Situation diskret zu lösen.» War das ein Hilfsangebot oder eine Drohung?
«Ich weiss dies zu schätzen und wünsche allseits einen schönen Abend.» Mit einem Klick verabschiedete sich der Patron. Als alle begannen ihre Unterlagen zusammenzusuchen und aufzustehen, blieb Känzig nichts anderes übrig, als das Meeting als geschlossen zu erklären.
Auf dem Weg zur Tür musste Winter an Hodel vorbei, der ihn mit einer Geste stoppte und sagte: «Lass uns schnell nach drüben gehen.» Hodel und Winter gingen in einen kleinen Nebenraum für diskrete Kundengespräche. Hodel schloss die Tür, blieb aber stehen.
«Welche Fakten stützen deine These von einem Attentat?»
«In einem Helikopter bricht nicht einfach so Feuer aus. Strittmatter war gut, zuverlässig und vorsichtig. Seine Helikopter waren immer bestens gewartet. Wahrscheinlich war Sprengstoff an Bord. Die Laboranalyse wird das schlüssig beweisen. Und die Leute von der Orafin waren heute Morgen ein bisschen nervös. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass etwas nicht stimmt. Zu viele Dinge passen nicht zusammen. Die linke Hand weiss nicht, was die rechte macht. Seit wann kümmert sich der Chef direkt um ägyptische Kunden?»
«Bei Orafin bin ich bis jetzt nur am Rande involviert gewesen. Aufgrund der Summen handelt es sich wahrscheinlich um Ölgeld aus dem Nahen Osten. Aber der Chef ist da ziemlich verschwiegen. Ich nehme an, dass auch diese Aktionäre ihr Portfolio breiter diversifizieren wollen.»
«Von welchen Beträgen reden wir?»
«Ich weiss es nicht genau, aber sicher von einigen Milliarden. Damit ist das Thema klar Chefsache.»
Winter machte sich eine mentale Notiz, die Orafin genauer unter die Lupe zu nehmen. Laut sagte er: «Wie sicher bist du, dass Al-Bader und Orafin nicht Terroristen finanzieren? Vielleicht sind wir nur eine Station auf dem Weg des Geldes vom Öl zur dreckigen Bombe. Kannst du in deiner Funktion als Chefjurist und Chief Risk Officer die Hand ins Feuer legen, dass wir hier kein Kuckucksei haben?»
«Die kurze Antwort heisst: Nein! Die lange Antwort ist komplizierter. Gemäss dem Schweizerischen Justizdepartement ist sowohl Al-Bader als auch Orafin offiziell sauber. Irgendwo zwischen blütenrein und hellgrau. Aber unter diesen Summen kannst du immer beträchtliche Beträge verstecken. Mit ein paar hunderttausend Dollar ‹Spesen› kommst du in armen Ländern schon weit. Nichts bewegt sich so schnell wie das Kapital. Entscheidend ist unsere Reputation.»
«Und die Wahrheit.»
«Wir müssen
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