Söldner des Geldes (German Edition)
Unterseite des Helikopters und verliess das Cockpit durch eines der gewölbten Dachfenster. Ausser den zusätzlichen Lüftungslöchern entstand kein Schaden.
Überrascht durch das plötzliche Abdrehen rutschte Winter aus und schlitterte aus dem Helikopter. Seine Finger krallten sich in die leicht gerippte Gummimatte am Boden des Helikopters. Erfolglos.
Fatima wollte helfen und beugte sich vor. Doch der Sicherheitsgurt hielt sie zurück. Sie war blockiert.
Winter rutschte weiter, griff verzweifelt nach der Schiebetür, bekam aber nur Luft zu fassen und fiel ganz aus dem abdrehenden Helikopter. Dieser war jetzt wieder über dem Abgrund des Tales. Vor den Augen Winters öffnete sich ein dreihundert Meter tiefes Loch aus dunklem Grün.
Der Schreckensschrei von Fatima ging im Lärm unter.
«Was zum Teufel war das?», fragte der Pilot.
«Winter ist aus dem Helikopter gefallen!», schrie Fatima.
«Was?»
«Winter ist weg!»
«Wo ist …?»
Winter klammerte sich mit einer Hand an die Kufe. Er baumelte in der Luft. Mit der anderen Hand versuchte er die Metallschiene zu erreichen, aber der Helikopter schraubte sich in einer weiten Kurve nach oben. Gravitation und Beschleunigung wirkten gegeneinander.
Er pendelte hin und her und packte im Schwung mit der zweiten Hand die Schiene. Die scharfen Kufen schnitten sich in seine Hände, aber er fühlte sich wieder sicher. Das grüne Loch war weg. Sie flogen einige Meter über dem See. Mit einem Klimmzug hievte er sich seitlich nach oben und hakte sich mit dem Bein ein.
Der Pilot stabilisierte den Helikopter ausser Schussweite über dem See. Dann sah er durch das Bodenfenster Winters Bein: «Er hängt an der Kufe.»
«Was?»
«Er ist noch da.» Der Pilot deutete nach unten.
Fatima beugte sich vorsichtig durch die offene Tür und sah nur Winters Hände, den einen Fuss und seine vergeblichen Bemühungen, auf die Kufe zu klettern. Das Haar verwehte ihre Sicht.
«Landen Sie! Fliegen Sie auf die andere Seite des Damms.»
«Geht nicht.»
Fatima drehte den Kopf. Auf der anderen Seite schloss der Damm nahtlos an eine Felswand an. Weit und breit kein Platz. Viel zu steil für einen Helikopter.
«Können Sie direkt auf dem Damm landen?»
«Zu gefährlich.»
«Warum?»
«Wegen der Kabel und dem Wind.»
«Versuchen Sie es. Wir dürfen keine Zeit verlieren.»
«Ich versuche es.» Langsam und mit Fingerspitzengefühl manövrierte der Pilot den Helikopter wieder an den Damm heran. Unmittelbar über der Kante blies ein starker Fallwind. Fatima beugte sich wieder vor.
Winter war verschwunden.
7. August 13:01
Das Wasser schlug über Winter zusammen. Im ersten Moment spürte er die Kälte nicht. Erst als das Wasser seine Kleider durchdrang, drohte eine riesige Eisfaust seinen Brustkorb zu zerdrücken.
Winter tauchte auf, holte tief Atem und sog die Bergluft in seine Lungen. Er blinzelte sich das Wasser aus den Augen. Der Helikopter kreiste hoch über seinem Kopf und verschwand hinter der Staumauer. Er kraulte zu einer rostigen Leiter, stieg hoch und kletterte über das Geländer auf den menschenleeren Damm.
Die tropfnasse Jacke warf Winter weg.
Bewegungsfreiheit.
Schlotternd wischte er sich das Wasser aus Haar und Gesicht. Die Lippen zog er in die wärmende Mundhöhle und ballte mehrmals seine Fäuste, um die Finger zu wärmen.
Auf der anderen Seite des Damms warf er einen schwindligen Blick in die Tiefe. Unwillkürlich hielt er die Luft an und festigte seinen Stand. Zu seinen Füssen bildeten sich zwei kleine Pfützen.
Die Mauer fiel senkrecht in die Tiefe. Sie bog sich leicht gegen innen. Konkav gegen den See war sie dem Wasserdruck besser gewachsen. Tief unten erkannte er im Schatten das steinige, ausgetrocknete Bachbett und die weissen Punkte weidender Schafe.
Wer hatte geschossen?
Winter zog die .45er aus dem Halfter, prüfte den Schlitten und begann über den Damm zu joggen. Die Bewegung liess sein Blut zirkulieren und wärmte. Der Helikopter war weit unten im Tal. Er konnte den Felskopf über dem Secer-Bunker erkennen. Zu seiner Rechten war der See spiegelglatt und reflektierte die Mittagssonne. Die von seinem Sprung verursachten Wellen hatten sich gelegt.
In der Mitte des Dammes kam Winter an der Halterung des Wartungsliftes vorbei. Die Liftseile vibrierten. Er stoppte und schaute vorsichtig über das Geländer in die Tiefe. Weit unten sah er zwei orange Helme einer Servicecrew. Der Lift fuhr ganz langsam nach oben.
Winter konnte nicht warten und rannte im
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