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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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rannte am Putzmann vorbei den Korridor entlang zum Steuerungsraum, den er von der Führung her kannte. Die Tür war halb offen.
    Der hagere Feldweibel stand hinter einem Techniker, der auf einer Tastatur herumhackte. Die sechs Flachbildschirme der Steuerungskonsole funktionierten. Noch. Winter musste unwillkürlich an den Kontrollraum zur Steuerung eines U-Bahnnetzes denken. Aber statt schemenhaften Gleisen mit Zügen sah man hier Datenleitungen mit Datenflüssen. Der Feldweibel griff ans Pistolenhalfter und fragte in schneidendem Ton: «Wer sind Sie? Was wollen Sie?»
    «Winter. Wir waren gerade auf Besuch.» Er gab ihm seinen Ausweis und deutete auf die Konsolen: «Wurde etwas manipuliert?»
    Der Feldweibel musterte Ausweis und Winter: «Ja.» Er zeigte auf zwei in der Mitte der Konsole eingelassene Glasplatten.
    Blutige Handabdrucke.
    Auf dem Irisscanner ein ausgefranster Augennerv.
    «Was wurde manipuliert?»
    Der Feldweibel gab Winter den Ausweis zurück: «Das wissen wir noch nicht. Die keimfreien Räume wurden nicht betreten. Alle Systeme funktionieren. Die Notstromaggregate sind bereit. Ein Löschen der Daten ist nur mit dem Einverständnis und dem Code der Kunden möglich. So wie es im Moment aussieht, sind wir sicher.»
    «Nein. Sehen Sie hier!» Aufgeregt zeigte der Techniker auf einen Bildschirm voller Codes: «Sie haben einen Computervirus hochgeladen.» Er fuhr mit dem Finger den Codezeilen entlang: «Sobald sich ein Kunde einloggt, verändert der Wurm die Zeitprotokolle.» Der Finger hinterliess auf dem Bildschirm eine schweissige Spur: «Unsere Zeitstempel haben immer Priorität. Verdammt.»
    «Was heisst das?»
    «Im Moment? Nichts. Aber wenn sich ein Kunde das nächste Mal einloggt, werden seine Daten an unserem Standort hier automatisch priorisiert. Der abgesicherte Abgleich wurde übersteuert.»
    «Was passiert, wenn wir die Daten hier verlieren?»
    «Dann verlieren wir alle Daten. Überall.»
    «Das verstehe ich nicht. Sie sind doch noch an den anderen Standorten gesichert.»
    «Ja. Aber diese Daten würden automatisch gelöscht. Es ist, wie wenn Sie die Harddisk ihres PC s mit lauter leeren Dokumenten überschreiben würden.»
    Der Feldweibel fluchte: «Unternehmen Sie etwas!»
    In diesem Moment blinkte eine Warnlampe.
    Der Techniker rollte zu einem benachbarten Bildschirm.
    «Die Klimakontrolle! Es wurde auch ins Standardprogramm zur Steuerung der Klimatisierung eingegriffen.» Er tippte hektisch, und ein Schema der Lüftungsanlage erschien. Die Säulendiagramme der Lüftungssysteme waren alle im grünen Bereich, keiner der Grenzwerte wurde unter- oder überschritten. Der Techniker atmete auf und lehnte sich zurück: «Scheint alles in Ordnung zu sein. Er hat nur die Lüftungsklappen geöffnet. Die Luftzufuhr funktioniert tadellos. Der Sauerstoffgehalt stimmt. Wir atmen frische, ungefilterte Bergluft. Solange uns da oben keine Kuh in die Lüftungsrohre scheisst, haben wir keine Probleme.»
    «Was bringt das?»
    «Keine Ahnung.»
    «Schliessen Sie die Lüftungsklappen wieder und setzen Sie das Programm sofort auf die normalen Einstellungen zurück», befahl der Feldweibel.
    «Kann ich nicht. Das kann nur von …» die Augen des Technikers glitten zu den blutverschmierten Glasflächen hinüber, «… autorisiert werden.» Die drei Männer schauten sich an und dann um. Baumgartner hatte die abgehackten Hände und die herausgeschnittenen Augen wohlweislich nicht liegen lassen.
    Der Feldweibel brummte ärgerlich und fragte: «Wollen die uns etwa vergasen?» Der Techniker suchte weiter in den Tiefen des Codes. Zu seiner eigenen Beruhigung bemerkte er: «Wir haben die Gasmasken.»
    «Vielleicht explosives Gas. Ein Feuer oder eine Explosion hier drinnen würden die Server nicht aushalten», dachte der Feldweibel laut.
    Auf dem Bildschirm erschien ein anderes Schema: «Die Löschanlage ist auf jeden Fall funktionstüchtig.»
    «Wir evakuieren trotzdem. Abmarsch!»
    Sie eilten in den Aufenthaltsraum zurück, in welchem sich die Belegschaft versammelt hatte. Die etwa dreissig Männer standen herum und trugen Gasmasken. Sie unterhielten sich gedämpft. Es war gespenstisch. Die mit graugrünem Gummi überzogenen Köpfe mit den verglasten Augen drehten sich den Neuankömmlingen entgegen. Der Feldweibel bellte: «Alle Mann herhören!», und begann mit einer Lagebeurteilung.
    Auf dem Weg zu Dirk und Fatima drückte jemand Winter eine Gasmaske in die Hände. Dirk lupfte seinen Gummirüssel und fragte bereits

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