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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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sorgfältig nachgeführt. Winter druckte sich die Liste aus. Detaillierte Kundenrapporte konnte er keine finden. Nach einer halben Stunde gab er auf. Er mailte eine dringliche Anfrage an den Leiter der Analyse- und Researchabteilung und bat ihn, eine ausführliche Dokumentation über Orafin zusammenzustellen.
    Er spürte die Müdigkeit und entschied sich, Al-Baders Dossier zu Hause zu studieren. Er war gerade dabei, den Computer herunterzufahren, als sich jemand lautlos heranschlich.
    «Hallo, Winter.»
    Winter erschrak und sah Dirk im Türrahmen stehen. Dirk war der IT -Chef und einer von Winters besten Kollegen. Beide hatten Känzig als Chef, beide arbeiteten in Querschnittfunktionen, und beide bevorzugten ab und zu nicht ganz konventionelle Wege. Dirk hatte für einen Bankangestellten einen bemerkenswert unkultivierten Haarschnitt und lotete die Grenzen des Dresscodes gegen unten aus.
    «Hallo, Dirk. Was machst du noch hier?»
    «Die Handelsplattform macht wieder einmal Probleme.» Das Übliche. Dann sagte er mit betroffenem Gesicht: «Hab vom Helikopterabsturz gehört. Wie geht es dir?»
    «Nicht schlecht. Ich muss morgen nach Kairo. Auftrag vom Big Boss.»
    «Verflucht, warum musste es gerade Anne treffen?»
    «Ich weiss es nicht. Noch nicht.» Pause. «Eigentlich hätte ich in diesem Helikopter sitzen müssen.»
    «Mach dir keine Vorwürfe! Die Wege des Herrn sind unergründlich.» Dabei hob Dirk Augen und Hände gegen den Himmel.
    «Wie bei Microsoft?»
    «Nein. Ich meine es ernst. Da kannst du nun wirklich nichts dafür.»
    «Ja, ich weiss. Danke.»
    «Dafür sind Freunde da.» Dirk grinste.
    «Dirk. Kannst du herausfinden, mit wem Anne in den letzten Tagen und vor allem gestern telefoniert hat?»
    «Festnetz ist kein Problem. Voice over IP  records haben wir alles auf Festplatten gespeichert. Doppelt gesichert und gespiegelt. Hier und im Bunker. Mobil brauche ich ein wenig Zeit. Da bin ich auf den Provider angewiesen. Ich hoffe, mein Kontakt ist nicht in den Ferien.»
    «Und wenn du dabei bist, könntest du auch Al-Baders Nummer prüfen? Wen hat er in der Bank angerufen?» Winter öffnete das Dossier von Schütz, schrieb die Telefonnummern von Al-Bader auf einen Haftzettel und gab diesen Dirk.
    «Du glaubst nicht an einen Unfall?»
    «Ich weiss es nicht. Sicher ist sicher. Auf unserer Seite haben nur ganz wenige Leute gewusst, dass Al-Bader kommt, geschweige denn das genaue ‹Wann› und ‹Wo›. Ich will einfach sicher sein, dass wir kein Leck haben.»
    Dirk nickte, hob zum Abschied wortlos den gelben Post-it in die Höhe und verliess das Büro. Winter streckte sich. Es war ein langer Tag gewesen. Er ging in Gedanken versunken zum Parkhaus und fuhr nach Hause.
    Das Ganze war ihm ein Rätsel. Wer profitierte vom Absturz? Al-Bader war ein Geschäftsmann und hatte sicher nicht nur Freunde. Aber warum gerade jetzt und hier?
    Als er die Hauptstrasse verliess und über Land fuhr, tauchte am Horizont der Weiler mit seinem Haus auf. Da überkamen Winter wieder die Erinnerungen an Anne. Gestern Abend noch hatte er sich vorgestellt, wie schön es wäre, zusammen zu sein. Und heute lagen seine Zukunftspläne im Höllentobel. Die Trauer überschwemmte Winter.
    Winter hielt an, schaltete den Motor aus und blieb einen Moment über das Steuer gebeugt sitzen. Er war müde, hungrig und brauchte eine Dusche.
    Morgen war ein neuer Tag. Dann nahm er die Unterlagen von Schütz, seinen kleinen Rucksack, stieg aus und ging über den erdigen Vorplatz zum Bauernhaus. Wenn es regnete, war der Vorplatz sumpfig, wenn es trocken war, staubig. Seit er eingezogen war, dachte er beim Überqueren jedes Mal dasselbe: Ich sollte den Vorplatz endlich mit einer Ladung Kies abdecken. Heute Abend gesellte sich zum wiederkehrenden Gedanken ein neuer: Unbekannte Fussspuren.

25.   Juli 21:58
    Die Spuren waren frisch, und Winter konnte sie nicht einordnen. Er kannte die Fussabdrücke des Bauern, der das Land um sein Haus herum bewirtschaftete und immer Gummistiefel trug. Er kannte die Spuren des Briefträgers, der mit seinem Motorrad immer so nahe wie möglich zur Tür fuhr. Diese hier stammten von jemandem mit grossen Turnschuhen.
    Obwohl die soziale Kontrolle durch die Nachbarn gross war, hatte Winter einen einfachen Sicherheitsmechanismus eingerichtet: Durch die Tür und den Rahmen hatte er von der Seite her ein Loch gebohrt. Neben dem Eingang hing ein vertrockneter Blumenstrauss. Jedes Mal, wenn er das Haus für längere Zeit verliess,

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