Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
Vom Netzwerk:
Steinplatten.
    Winter gab Annes Mutter ebenfalls die Hand und wiederholte die Beileidsformel.
    «Das war Annes Lieblingsplatz. Hier konnte sie stundenlang schaukeln, lesen oder einfach in den Tag hineinträumen.»
    Winter sagte nichts.
    Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben die Schaukel.
    Alle drei schauten durch den Garten zum Haus und schwiegen. Winter verstand nun, warum Anne Gefallen an seinem Garten gefunden hatte. Es zog ihm das Herz zusammen, und er war froh, dass er für den Moment nichts sagen musste. Annes Mutter sprang auf: «Entschuldigen Sie. Ich habe ganz vergessen, Ihnen etwas zu trinken anzubieten.»
    «Vielen Dank, aber machen Sie sich keine Mühe.»
    «Es macht keine Umstände, ich wollte uns sowieso einen Tee machen.»
    Sie ging, ohne Winters Antwort abzuwarten, zum Haus und verschwand im Innern. Die beiden Männer schwiegen gedankenverloren.
    Der Abend war angenehm warm, und in der Ferne hörten sie das Geschrei der Hockey spielenden Kinder. Winter hatte den Eindruck, dass ihn Annes Vater ohne Worte verstand. Er wusste nicht, wie viel Anne ihren Eltern von ihm erzählt hatte. Nach einer Weile kam Annes Mutter mit einem Tablett zurück, auf welchem eine Teekanne und drei Tassen standen. Sie prüfte gedankenverloren die Farbe des Tees und schenkte drei Tassen ein.
    «Vielen Dank.»
    «Gern geschehen.»
    «Wie geht es Angela und Andrea?» Anne hatte ihm von den drei As erzählt. AAA . Triple  A , sozusagen.
    «Ich habe sie sofort angerufen. Angela studiert in den USA und kommt so schnell wie möglich. Andrea war heute Nachmittag da, musste aber wegen der Kinder zurück.»
    Winter rührte in seinem Tee, obwohl er weder Zucker noch Milch nahm. Er starrte gebannt auf den Wirbel in seiner Tasse und wartete.
    «Darf ich Sie fragen, was genau geschehen ist? Der Polizist heute Nachmittag wusste nur, dass es ein Helikopterabsturz war.»
    Es war am besten, wenn man diese Fragen so schnell wie möglich beantwortete: «Anne hat einen Kunden am Flughafen abgeholt und wollte ihn zu einem Treffen mit Geschäftspartnern begleiten. Wie Sie wissen, ist das bei den reichen Kunden Routine. Der Kunde liebte die Schweizer Alpen und wollte zu einer Gebirgshütte fliegen. Wir benutzen diesen Helikopterservice schon seit Jahren, und ich kannte den Piloten persönlich. Soviel ich bis jetzt weiss, hat der Helikopter unterwegs gebrannt und ist dann abgestürzt. Ich bin sicher, dass das Büro für Flugunfalluntersuchungen die genaue Absturzursache herausfinden wird. Und ich persönlich werde mich dafür einsetzen, dass alle Steine umgedreht werden.»
    Annes Mutter schaute ihn immer noch fragend an. Winter wusste, dass er ihre eigentliche Frage noch nicht beantwortet hatte, und suchte nach Worten: «Ich glaube, Anne hat alles getan, um den Absturz zu verhindern», er dachte an die Telefonnachricht, «und am Ende ist es sehr schnell gegangen. Sie hat bestimmt nicht gelitten.»
    Annes Mutter tupfte mit einem zerknüllten Papiertaschentuch ihre Augen trocken und versuchte verzweifelt zu lächeln. Verschiedene Gefühle zuckten in ihren Mundwinkeln.
    «Sie hat ihre Arbeit geliebt. Sie hat immer gesagt, das sei ein Traumjob; spannende Leute, grosse Verantwortung und Vertrauen, Juristerei und Polizeiarbeit unter einem Hut. Sie war mit der Arbeit verheiratet.»
    Winter nickte und liess sie reden.
    «Anne war gestern auf dem Weg nach Zürich noch hier, hier im Garten, und wir haben zusammen geplaudert. Sie war guter Laune und hat sich auf das Wochenende gefreut. Sie war daran, Ferien zu planen, und fragte mich über Portugal aus. Wir waren dort im Urlaub, als die Mädchen noch klein waren. Aber dann erhielt sie einen Anruf und musste dringend noch einmal zurück ins Geschäft nach Bern, und jetzt ist sie tot.»
    Winter horchte auf. Er hatte Anne gestern Nachmittag nicht angerufen, und sie arbeitete für ihn und niemand anderen.
    «Sie war gestern Nachmittag hier?» Zuerst eine rhetorische Frage.
    «Ja, aber sie wollte nicht zum Nachtessen bleiben.»
    «Um wie viel Uhr kam denn dieser dringende Anruf?»
    «Kurz vor fünf Uhr. Nachdem Anne gegangen war, haben wir die Nachrichten im Radio gehört.»
    «Und sie hat nicht gesagt, wer angerufen hat?»
    «Nein, sie hat nur gesagt, dass sie dringend noch einmal zurück nach Bern müsse.» Fraubrunnen lag zwischen Bern und Zürich. Das bedeutete, dass Anne noch einmal nach Bern zurückfahren musste. Hin und zurück je etwa zwanzig Minuten. Der Anruf hatte dazu geführt, dass ihr

Weitere Kostenlose Bücher