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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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steckte er einen dürren Strohhalm ins Loch. Jetzt zog er diesen heraus und sah, dass er gebrochen war. Jemand hatte die Tür geöffnet.
    Winter stellte den Rucksack ab und zog eine der Orafin-Pistolen heraus, entsicherte diese geräuschlos und schlich ums Haus herum. Falls der Einbrecher noch da war, hatte dieser sicher gehört, dass ein Auto parkiert worden war. Winter duckte sich und spähte in sein Wohnzimmer.
    Im Halbdunkel sah er die Umrisse einer Gestalt zur Balkontür eilen.
    Der Hausmauer entlang glitt Winter den Hang hinunter und duckte sich beim Eingang des Weinkellers unter die Holztreppe. Über ihm hastete jemand über den Balkon. Der Eindringling versuchte erst gar nicht, die Geräusche des uralten Holzes zu unterdrücken. Er hetzte die Treppe hinunter und starrte in die Mündung der Pistole.
    «Guten Abend», begrüsste Winter seinen ungebetenen Gast.
    Der Typ war etwa gleich gross wie Winter, zwischen fünfzig und sechzig Jahre alt, trug Jeans und Rollkragenpullover, aber keine sichtbaren Waffen, nur eine kleine Sporttasche. Sein Gesicht zeigte keine Angst. Er schien sich vielmehr zu ärgern, dass er erwischt worden war.
    Winter dachte: ein Profi und sagte: «Die Tasche auf den Boden fallen lassen und die Hände langsam über den Kopf, damit ich sie sehen kann. Ich hatte einen langen Tag und habe keine Lust, eine Leiche zu entsorgen.»
    Der Mann gehorchte widerstandslos, aber Winter sah, wie seine Augen das Gelände nach einem Fluchtweg absuchten. Sie flitzten unentwegt nach links, nach rechts.
    «Was suchst du hier?»
    «Nichts, ich bin bloss auf einer Wanderung und habe gehofft, auf dem Balkon etwas zu essen zu finden.»
    «Schlechter Witz. Du gehst jetzt ganz langsam ein paar Schritte zurück!» Rückwärts schob sich der Eindringling vorsichtig Richtung Stall. «Gut so. Und jetzt stehen bleiben.»
    Winter kauerte nieder und öffnete mit der linken Hand die Tasche: technische Ausrüstung zum Abhören. Vorletzte Generation. Winter stand auf und bedeutete dem Mann: «Vorwärts! Wir machen einen kleinen Spaziergang.»
    Sie gingen den Weg zum Stall hoch. Dabei kamen sie am Miststock mit dem Güllenloch vorbei. Winter versetzte dem Eindringling mit der rechten Hand einen Handkantenschlag in den Hals. Während der Mann sein Gleichgewicht suchte, stellte sich Winter neben ihn und trat ihm ins Knie.
    Es knackste.
    Der Eindringling schrie, versuchte sich abzustützen und fiel ins Güllenloch. Das Austauschen der Höflichkeiten war vorbei.
    Das Güllenloch war nach dem Zweiten Weltkrieg mit billigem, sandversetztem Beton gebaut worden. Der runde Tank war sieben Meter tief und hatte einen Durchmesser von zwei Metern. Der Bauer pumpte die stinkige, aber nährstoffreiche Flüssigkeit regelmässig aus dem Loch und brachte den Flüssigdünger auf den umliegenden Äckern aus.
    Heute war das Loch halb voll, und Winter musste schnell ein paar Schritte zurücktreten, um nicht bespritzt zu werden. Er hörte, wie der Schmerzensschrei des Eindringlings abgewürgt wurde. Die Gülle in der Luftröhre dämpfte den Schrei.
    Der Besucher unter ihm spuckte, fluchte und versuchte sich erfolglos irgendwie hochzustemmen.
    Winter ging zurück, nahm die Tasche seines Gastes mit, machte Licht und prüfte rasch alle Zimmer. Niemand. Er holte den Rucksack mit Al-Baders Unterlagen, setzte Kaffee auf und begann das Wohnzimmer, das auch als Büro diente, genauer zu untersuchen.
    Er prüfte die niedrig hängende Lampe, schraubte den Hörer und die Basisstation des Telefons auf, folgte den Kabelsträngen seines Computers und fand hinter dem Router ein unscheinbares Kästchen eingesteckt, das nicht von ihm stammte. Er beliess es dort.
    Zeit für einen kleinen Schwatz. Er nahm den Kaffee und ging zurück zu seinem Gast: «Wie gesagt: Ich habe keine Zeit. Du kannst mir die Wahrheit in den nächsten sechzig Sekunden sagen, oder ich lasse dich da unten verrecken. Wenn ich das Loch abdecke, wirst du in den nächsten Minuten durch das Methan ohnmächtig, säufst ab und erfüllst als Dünger zumindest einen guten Zweck.»
    «Holen Sie mich hier raus. Bitte!», flehte es grunzend aus dem Loch.
    «Was hast du in meinem Haus gemacht?»
    «Ich bin Privatdetektiv, und heute Abend hat mich ein Typ angerufen, mir diese Adresse gegeben und gesagt, ich solle den Computer überwachen. Internet ist meine Spezialität. Er hat gesagt, Sie seien nicht da.»
    «Name?»
    «Der Kerl hat sich Müller genannt und von einem Prepaid-Telefon aus angerufen. Das habe

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