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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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Maximaler Schmerz. Wenige Körperstellen waren empfindlicher. Vielleicht das Ohrläppchen. Das Zahnfleisch war in der Regel ein bisschen unappetitlich.
    Der zweite Mann stand wie vom Schlag getroffen daneben.
    «Und?»
    «Herr Kaddour möchte, dass Ihnen in Kairo nichts geschieht. Er hat gesagt, wir sollen schauen, dass Sie sich nicht verirren.»
    Das war schon besser und entsprach wahrscheinlich etwa der Hälfte der Wahrheit. Winter liess den kleinen Finger los, und der Mann richtete sich auf.
    «Das ist sehr nett, aber Sie müssen sich nicht mehr bemühen.»
    Er liess die beiden stehen, ging auf sein Zimmer, duschte und ruhte sich ein wenig aus. Dann setzte er sich auf die Terrasse, bestellte eine grosse Flasche Mineralwasser und ein ägyptisches Bier. Er wartete und schaute dem Sonnenuntergang auf der anderen Seite des Nils zu. In letzter Zeit war er sehr populär. Gestern ein Privatdetektiv, heute zwei Anzüge. Als die Sonne ganz hinter dem Horizont verschwand, tauchten die Bilder der Absturzstelle, von Anne, Al-Bader und Strittmatter wieder auf.

26.   Juli 21:07
    Zwei Stunden später zeigte ein Steward auf Winter. Hinter ihm erschien ein Mann auf der Terrasse. Kaddour trug einen dunklen Anzug, war um die fünfzig und hatte einen Bauchansatz. Zu viele Geschäftsessen. So wie er den Steward behandelte, war er es gewohnt, Anweisungen zu geben. Sein strammer Gang und die kurzen Haare deuteten auf eine militärische Karriere hin.
    Doch Winters Gedanken wurden abgelenkt. Hinter Kaddour trat eine etwa dreissigjährige Frau auf die Terrasse. Sie trug einen hellen sandfarbenen Hosenanzug, eine weisse Bluse mit spitzem Kragen und war fast gleich gross wie Kaddour. Sie hatte langes schwarzes Haar und bewegte sich geschmeidig, etwa einen halben Schritt seitlich hinter Kaddour.
    Winter stand auf, und sie begrüssten sich. Aus der Nähe betrachtet erkannte Winter, dass Kaddours Anzug dunkelbraun und aus feiner Wolle war. Darunter trug er ein elfenbeinfarbenes Hemd mit kurzem Stehkragen. Als sie sich die Hände schüttelten, bemerkte Winter eine echt aussehende mechanische Golduhr. Der Händedruck war fest und bestätigte den ersten Eindruck. Der Gesichtsausdruck war neutral und schwierig zu lesen.
    «Guten Abend, Herr Winter.» Englisch, wie erwartet, wenig Akzent.
    «Herr Kaddour? Es freut mich, Sie kennenzulernen.»
    «Ganz meinerseits. Darf ich Ihnen meine rechte Hand vorstellen, Frau Hakim, Fatima Hakim.»
    Fatima Hakim lächelte zurückhaltend, als sie Winter die Hand gab, und nickte ihm zu. Makellos weisse Zähne. Winter schaute einen Augenblick in die dunklen Augen mit den weit geschwungenen Augenbrauen. Mascara. Er bemerkte grosse goldene Ohrringe und eine feine, ebenfalls goldene Halskette, deren Anhänger sich im Ausschnitt der Seidenbluse versteckte. Als er sich ein wenig verneigte, nahm er den Hauch eines dezenten Parfums wahr.
    Winter machte eine einladende Bewegung: «Wollen wir etwas trinken?» Er hatte sich einen runden Tisch ausgesucht und rückte für Fatima jetzt einen der dick gepolsterten Gartensessel zurecht.
    «Gute Idee. Wir nehmen den Aperitif hier und fahren dann nach Giseh. Ich habe einen Tisch in einem Restaurant reservieren lassen, das Ihnen sicher gefällt. Keine Touristen.»
    Ein Kellner kam. Da Winter ein Bierglas vor sich stehen hatte, entschied sich Kaddour ebenfalls für ein Bier. Fatima bestellte etwas auf Arabisch. Kaddour richtete sich bequem in seinem Sessel ein und verschränkte die Finger vor seinem Bauch.
    «Bitte entschuldigen Sie die Verspätung, aber wir sind hier in Ägypten, und da laufen die Uhren ein bisschen anders als in der Schweiz. Eine ägyptische Minute entspricht etwa fünf in Europa.»
    «Keine Ursache. Ich bin froh, dass wir uns in Ruhe unterhalten können. Das letzte Mal war das Klima etwas kühler.»
    «Ah, Sie meinen Ali, mein lieber Controller. Er hat von den Bergen und Ihrer Gastfreundschaft geschwärmt. Die Aussicht soll grandios gewesen sein.»
    Kaddour grinste, das Bier kam und sie stiessen an. Winter auf Ägypten, Kaddour auf den Abend und Fatima auf die Zukunft. Sie unterhielten sich über Kairo, den drohenden Verkehrskollaps, die Umfahrungsstrasse, die Auswirkungen des Arabischen Frühlings auf den Tourismus. Small Talk. Kaddour war früher Finanzchef der Orafin gewesen und leitete das Unternehmen seit einigen Jahren operativ.
    Als Winter sich erkundigte, wo Fatima ihr akzentfreies Englisch gelernt habe, schenkte sie ihm zuerst ein strahlendes Lächeln.

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