Söldner des Geldes (German Edition)
Milliarden schwer ist, US -Dollar wohlverstanden. Und ich gehe davon aus, dass er seine Investments global gestreut hat. Vielleicht lohnt es sich, seine Geschäftsbeziehungen ein bisschen genauer anzusehen. Da müssten Sie als Banker doch an der Quelle sitzen.»
Ein fragender Blick.
«Ich bin nur für die Sicherheit verantwortlich. Und das Schweizer Bankgeheimnis würde es mir sowieso verbieten, über andere Kunden zu sprechen.»
«Ach kommen Sie. Erzählen Sie mir etwas Neues. Ihr Chef ist da viel redseliger. Er hat mir einmal von einem bekannten Deutschen erzählt, der mit Joghurts reich wurde und der wegen des Charmes Ihres Chefs sein Vermögen von der Deutschen Bank zu Ihnen gezügelt hat. Aus Dankbarkeit habe er jetzt bis ans Lebensende gratis Joghurt. Nächstes Mal angle er sich aber lieber einen Bierbaron.» Kaddour lachte.
Winter schien die Gelegenheit gut, eine heikle Frage nachzuschieben: «Warum haben Sie vorgestern eigentlich Husseini geschickt? Wäre es nicht angebrachter gewesen, persönlich in die Schweiz zu fliegen?»
Kaddour hörte auf zu lachen. Er zögerte einen Bruchteil zu lange mit der Antwort, um ganz glaubwürdig zu sein, und warf Fatima einen schnellen Seitenblick zu.
«Ursprünglich wollte ich tatsächlich persönlich in die Schweiz fliegen. Ich liebe die Schweiz. Aber ich musste kurzfristig ins Ministerium. Der Energieminister bat mich um meinen Rat, und deshalb habe ich Husseini geschickt.» Pause. «Sind in der Schweiz Hinweise aufgetaucht, die darauf hindeuten, dass ich auch in Gefahr bin?» Kaddour hatte Winters direkte Frage offenbar nicht persönlich genommen oder war einfach gut mit Ablenkungsmanövern.
Fatima warf ein: «Wissen Sie, hier müssen wir die Fundamentalisten im Auge behalten. Wir erhalten immer wieder Drohungen, aber wir sind überzeugt, dass der Fortschritt nicht aufzuhalten ist.» Winter fragte sich, wen Fatima mit dem «wir» gemeint hatte.
«Nein, nein. Sie können beruhigt sein, ich habe zu Hause nichts dergleichen gehört. Aber es gibt Gerüchte, dass Al-Bader islamische Terroristen finanzieren soll.»
«Das ist absoluter Quatsch! Al-Bader steht den Amerikanern viel näher als der Al-Qaida. Im Westen landet jemand mit arabischer Herkunft und Geld sofort auf einer Terroristenliste.»
Winter beruhigte: «Das habe ich mir auch gedacht, aber in meinem Geschäft gilt: Sicher ist sicher.»
Die Diskussion wogte hin und her und wurde immer spekulativer. Nach Mitternacht entschuldigte sich Kaddour und verschwand im Restaurant. Rechnung? Toilette? Telefon?
Winter war allein mit Fatima. Sie war wunderschön, und Winter war ein wenig verunsichert. Sie schwiegen, und nach einer Weile beugte sie sich vor, schaute Winter mit ihren grossen Augen flehend an: «Ich habe Angst. Kaddour war ein hohes Tier im Militär und hat heute viele Feinde. Wenn Sie etwas wissen, das ihn bedroht, müssen Sie mir das sagen! Bitte. Er ist ein guter Mensch. Ich arbeite seit drei Jahren für ihn, und er will nur das Beste für Ägypten.» Das intensive Flehen überraschte Winter, und spontan legte er seine rechte Hand beruhigend auf Fatimas.
«Ich habe wirklich keine Hinweise, und mein Chef hat auch nichts gesagt.»
«Danke.» Sie zog die Hand nicht weg, aber die Situation war ihr offensichtlich ein wenig peinlich. Winter öffnete die Lippen. Für einen Augenblick schauten sie sich an, und Winter spürte eine unsichtbare Bande. Die Pyramiden als einzige, stumme Zeugen.
Fatima brach den Bann und erklärte umständlich: «Sie müssen wissen, der Präsident der Orafin getraut sich schon gar nicht mehr aus dem Haus wegen den Anschlägen. Er verlässt sein Haus nur noch, wenn er unbedingt muss, und lässt sich rund um die Uhr von bewaffneten Männern schützen.»
Kaddour trat wieder auf die Terrasse, mit einem Mobiltelefon in der Hand und einem breiten, ein wenig künstlichen Grinsen: «So ihr Turteltauben, wollen wir?» Winter liess Fatimas Hand los, und sie standen auf.
Als sie sich unter dem Baldachin vom Besitzer verabschiedeten, klingelte Kaddours Telefon. Er schaute aufs Display, entschuldigte sich erneut und trat ein wenig beiseite.
Ein vertrauliches Gespräch.
Fatima schwatzte derweil mit dem Besitzer.
Winter nutzte die Gelegenheit, um vor der Heimfahrt rasch auf die Toilette zu gehen. Er ging zurück ins Restaurant und fand hinter einem Vorhang versteckt die WC -Tür. Er trat in den spärlich beleuchteten Raum und hielt die Luft an. Winter entspannte sich und entleerte stehend
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