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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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aufgestützt, betrachtete er eine Weile Fatimas geschwungene Linien unter dem Leintuch. Dann legte Winter den Kopf auf die Kissen zurück, die ihren feinen Duft angenommen hatten. Er war hellwach und wunderbar klar.
    Nach zehn Minuten wickelte er sich vorsichtig aus der Decke, zog sich leise an, nahm einen Apfel aus dem Früchtekorb und ging in den Park. Er wollte die frühmorgendliche Ruhe geniessen, nachdenken und einen Erkundungsgang machen.
    Die Luft war sauber und frisch, der Himmel hellblau. Ein paar hohe, vorbeiziehende Wolken wurden bereits von der noch hinter dem Horizont liegenden Sonne angestrahlt und leuchteten. Der Hardangerfjord war glatt. In der Ferne zog ein erleuchtetes Kreuzfahrtschiff vorbei.
    Winter stieg zum grossen Haupthaus hinauf. Es war gut, an der frischen Luft zu sein. Der Traum war ein Traum, und Winter entschied, dass er gar nicht erst den Versuch machen wollte, diesen zu analysieren, sondern es wohl besser war, diesen zu vergessen. Vielleicht gab es irgendwo Kaffee.
    Er spazierte in Richtung des Haupthauses, kam am Konferenzgebäude vorbei, dessen Vorhänge heute Morgen nicht zugezogen waren. Die Fenster waren offen. Davor sass auf einem der Gartenstühle ein Mann in Schwarz. Schwarze Jeans, schwarzer Rollkragenpulli und schwarze Schirmmütze mit einem stilisierten Löwen und einem grossen «S», wie Sicherheit, Security. Der Mann schaukelte gelangweilt auf den Hinterbeinen des Gartenstuhls und schaute in die Unendlichkeit. Winter kannte das: warten, warten und nochmals warten. Für den Organismus waren die frühen Morgenstunden am härtesten.
    «Morgen.»
    «Morgen.»
    «Wunderbarer Tag heute, nicht wahr? Glauben Sie, dass das Wetter gut genug sein wird, um mit dem Kanu rauszufahren?» Winter machte eine ausladende Armbewegung über den Fjord. Der schwarze Mann stoppte das Schaukeln, stand langsam auf, rollte seine Schulterblätter, schaute sich die hohen Wolken an und wackelte mit dem Kopf hin und her. Eine Ich-weiss-nicht-recht-bin-mir-nicht-ganz-sicher-Geste.
    «Vielleicht.»
    Winter dachte: Vielleicht ist er kurz angebunden, weil sein Englisch nicht so gut ist. Aber der Wachmann grub ein zerknautschtes Zigarettenpack aus seinen Jeans, klopfte es gegen seinen linken Handrücken und hielt es Winter hin. Dieser schüttelte den Kopf.
    «Danke, nein. Mein Vater starb an Lungenkrebs.»
    Der Wachmann zündete sich eine Zigarette an, inhalierte tief. Er hatte einfach Zeit. Winter begann seinen Apfel zu essen.
    «Sie haben ihren Vater wenigstens gekannt.» Gutes Englisch. «Meiner ist kurz nach meiner Geburt auf eine Bohrinsel abgehauen. Auf Nimmerwiedersehen. Dieser Arsch war nicht einmal ein schlechtes Vorbild.» Wehmut. Pause. Themenwechsel.
    «Wie ist es, frisch verheiratet zu sein?»
    Winter fragte sich das auch. Annes Leiche. Fatima im grossen Doppelbett. Er nickte anerkennend: «Wie haben Sie das herausgefunden, Detektiv?» Er schaute an sich herab und hielt als Gegenargument seine unberingte linke Hand auf Brusthöhe.
    «Keine Angst. Es war einfach. Gestern Abend habe ich gesehen, wie das Zimmermädchen, das, das wie ein Bodybuilder aussieht, Rosen und Champagner in den zweiten Bungalow gebracht hat.»
    «Gutes Auge. Wenn ich ganz ehrlich bin: Es kommt mir noch ein bisschen komisch vor.» Nach letzter Nacht war das nicht gelogen. Winter erinnerte sich an das gemeinsame Schwimmen, wie sie danach nackt über den Holzsteg rannten und wie Fatima in seinen Armen eingeschlafen war. Aber er war hier, um herauszufinden, wer Al-Bader, Anne und Kaddour auf dem Gewissen hatte. Er grinste kumpelhaft und fragte: «Was bewachen Sie denn? Ich dachte immer, Norwegen sei eines der sichersten Länder der Welt.»
    «Ja, da haben Sie recht. Normalerweise ist das nicht nötig. Aber die haben da eine Konferenz mit stinkreichen Geschäftsmännern. Und einer von ihnen ging hops. Da haben sie uns gerufen, und seither bin ich hier. Zwölf Stunden pro Schicht. Aber das ist besser als die Besoffenen auf den Fähren.»
    «Sie meinen ein Attentat?»
    «Ja, mein Boss hat gesagt, dass er in die Luft gejagt wurde.»
    «Weiss man schon, von wem und warum?»
    «Nein, keine Ahnung. Mein Boss meint, es gehe wieder einmal um die Weltherrschaft, und da sei mit Verlusten halt zu rechnen. Aber wenn sich die reichen Säcke nicht mehr sicher fühlen, ist das gut für unser Geschäft.» Der Wachmann schnippte die Zigarette weg und fragte: «Von wo kommen Sie? Deutschland?»
    «Nein, ich komme aus der Schweiz.»
    «Schön. Ich

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