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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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war zum Skifahren in Laax. Die haben dort die grösste Eisbar der Welt mit geilen Schneehäschen.»
    «Apropos Bar: Sie wissen sicher, wo ich um diese Zeit einen Kaffee kriegen kann. Nach letzter Nacht brauche ich ein wenig Energie.»
    Der Wachmann lachte verschwörerisch und legte Winter eine Hand auf die Schulter: «Kommen Sie, die haben hier drin eine gute Kaffeemaschine, und um diese Zeit ist kein Schwein da.» Er führte Winter durch eine der Glastüren in einen Seminarraum.
    Die Tische waren u-förmig angeordnet, schwarze, drehbare Sessel, an der Decke ein Beamer und vorne eine Leinwand. In der einen Ecke standen zwei Flipcharts, in der anderen ein kleiner Tisch mit einer Kaffeemaschine und einer Fruchtschale. Der Wachmann ging durch den Raum und fragte: «Kaffee, Espresso, doppelter Espresso, Latte macchiato? Wir haben hier fast alles.»
    «Ein gewöhnlicher Kaffee wäre bestens.» Winter stellte mit heimatlichem Stolz fest, dass die Kaffeemaschine von der Firma Jura war.
    Während der Wachmann die Maschine bediente, sah sich Winter im Sitzungszimmer genauer um. Auf den Tischen lagen lose Fotokopien, gebundene Präsentationen, Plastikfolien, Hochglanzbroschüren. Zahlen und Grafiken.
    Auf dem einen Flipchart war eine Art Matrix. Wahrscheinlich das Resultat eines Brainstormings mit Bewertung anhand verschiedener Dimensionen. Nutzwertanalyse. In der Vertikalen war eine lange Liste: Telcos, Häfen & Schifffahrt, Strassen & Bahnen, Flughäfen, Energie (Gas, Kohle, H 2 O , Nuk), Trinkwasser, Pipelines. In der Horizontalen: Rendite, Marktdichte, Notwendige Investitionen, Risiken. Alles in bn. Milliarden US -Dollar. Die meisten Zahlen waren dreistellig.
    «Zucker? Milch?», fragte der Wachmann.
    Wo Milch und Honig fliesst. Trotzdem. «Nein, danke.»
    Winter nahm den Kaffee entgegen. «Danke. Das wird mich wieder in Form bringen.»
    Er drehte sich um und steuerte Richtung Glastür. Dabei blieb er mit einem Fuss an einem Kabel hängen und sah sich gezwungen, sich am nächststehenden Tisch abzustützen, um einen Fall zu verhindern. Dabei schwappte etwas Kaffee auf den Tisch.
    «Verflucht.» Winter sah sich nach einem Lappen um und tastete gleichzeitig erfolglos seine Hosen nach einem Taschentuch ab. «Tut mir wirklich leid.»
    «Keine Sorge, das haben wir im Griff.» Der Wachmann verliess den Raum. Winter schnappte sich einen Stapel loser Unterlagen, der nach Zusammenfassungen, Traktanden- und Teilnehmerliste aussah, faltete die Blätter und stopfte sie hinter seinem Rücken in den Hosenbund. Der Pulli verdeckte das Material, das einer der Sitzungsteilnehmer in ein paar Stunden vermissen würde.
    Der Wachmann kam mit einem Bündel Papiertücher aus der Toilette zurück, wischte die Kaffeeflecken weg und sagte: «Gehen wir.» Sie verliessen das Sitzungszimmer. Winter wartete, bis sein Kaffee die richtige Temperatur hatte, liess sich vom Wachmann die besten Kanuexkursionen erklären, trank das Gebräu und verabschiedete sich Richtung Haupthaus. Die Sonne war aufgegangen.
    Winter setzte sich an den Computer in der Lobby und rief seine E-Mails ab. Känzigs E-Mail mit der Betreffzeile «Statusreport asap» liess er ungeöffnet. Schütz hatte die Kontaktdetails des Wikingers, den er in Riad kennengelernt hatte, geschickt: Dr. H. Hansen, President, Galaxy – IIS Individual Investment Solutions. Eine Adresse in Bergen, inklusive Telefonnummern und einer persönlichen E-Mail-Adresse. «Viel Glück, Schütz» und ein  PS .: «Er sieht aus wie ein Wikinger, der mehr als eine Schlacht geschlagen hat …»
    In diesem Moment betrat ein Koloss von einem Mann die Lobby. Hinter sich wie ein Hündchen ein kleiner Rollkoffer. Sein schwarzer Massanzug war zerknittert, und der Mann war offensichtlich schlechter Laune, denn als die Empfangsdame ihm etwas zu fröhlich «Guten Morgen, Herr Hansen. Schön, dass Sie wieder da sind. Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Tag» zurief, grunzte er nur. Winter stand auf, schlenderte zum Lift und stellte sich neben Hansen. Hansen hatte tiefe Ringe unter den Augen und war unrasiert. Der gelockerte Hemdkragen war dort, wo er den schwulstigen Hals berührt hatte, fettig. Er roch säuerlich, nach Schweiss, Zigarettenrauch und einer langen Reise.
    «Morgen, Herr Dr. Hansen. Mein Name ist Winter, und wir haben einen gemeinsamen Freund, der tot ist.»

30.   Juli 05:42
    Sie verabredeten sich zum Frühstück. Winter ging direkt in den grossen, fast leeren Speisesaal, setzte sich in der Ecke an

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