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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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blätterte weiter und zeigte auf die dritte Seite, «die Anrufe von und zu ihrem Mobiltelefon, ebenfalls für die letzten vier Wochen. Das war nicht so einfach, aber da wir ein guter Kunde sind, war der Provider bereit, uns die Daten individuell zu übermitteln. Einige Nummern sind anonymisiert, das heisst, der Anrufer hat seine Identität unterdrückt oder von einem Computer aus angerufen.»
    Die Listen zeigten die Nummer des Anrufers, das Datum und die auf die Sekunde genauen Zeitangaben, Beginn und Ende des Anrufes. Bei den unterdrückten Nummern war nur die Dauer angegeben. Dirk händigte Winter die Liste aus.
    «Danke. Ich hoffe, das hilft mir weiter. Und Al-Baders Nummer? Hattest du da Erfolg?»
    «Nein, leider nicht. Keine Chance. Zero. Nada. Seine Nummer ist nicht in Europa registriert, und wir müssten über die offiziellen Kanäle gehen.»
    Winter schlug die vierte Seite auf. Die beiden letzten Anrufe von Annes Mobiltelefon gingen an eine Nummer, die Winter gut kannte. 24.   07.   20   :   41   :   22   –   24.   07.   20   :   41   :   45. Annes Statusmeldung. 25.   07.   00   :   08   :   06   –   25.   07.   00   :   08   :   22. Der Anruf von Anne hatte dreiundzwanzig, derjenige des Polizisten im Höllentobel sechzehn Sekunden gedauert.
    Winter hörte Annes Stimme. «Hallo, Tom. Ich bin’s. Alles in Ordnung. Wir sind unterwegs mit zwanzig Minuten Verspätung, aber der Sonnenuntergang ist phantastisch, unglaublich.» Dann sah er wieder ihre verdreckte, verrenkte Leiche im Höllentobel vor sich. Wenigstens lag Anne jetzt sauber gewaschen und gerade in einem schlichten Holzsarg. Komischerweise gab diese Vorstellung Winter für einen Moment das Gefühl, dass ordentlich aufgeräumt war. Zum Glück hatte er die Rose mitgebracht. Er schüttelte den Kopf, um die Bilder in seinem Kopf loszuwerden.
    Winter schaute Dirk an und fragte: «Und hast du etwas über meinen Einbrecher und dessen Auftraggeber herausgefunden? Die E-Mail-Adresse des Kerls muss doch irgendwohin führen.»
    Dirk zuckte mit den Schultern und schüttelte seinen Kopf. «Nein.»
    «Das kann doch für einen Crack wie dich nicht so schwierig sein?», insistierte er ärgerlich.
    «Du unterschätzt das. Und vielleicht hat das gar nichts mit dem Helikopterabsturz zu tun. Vielleicht –»
    «Bullshit!», bellte Winter. Er konnte seinen Ärger nicht mehr unterdrücken. Das Begräbnis hatte an seinen Nerven gezehrt. Die Trauer beeinträchtigte ihn. Das machte ihn wütend. Er war wütend, dass er nicht wusste, wer hinter den Morden stand. Er war wütend auf sich, weil er noch keine rechten Fortschritte gemacht hatte. Und jetzt liess er seine Wut an Dirk aus, der es ja nur gut meinte. Nach einer Weile war er ruhiger: «Entschuldige, Dirk. Das meinte ich nicht so.»
    Dirk schaute weg: «Schon gut.»
    «Was ist los?»
    «Es tut mir leid, aber Känzig hat mir klargemacht, am Arbeitsplatz keine ‹privaten› Sachen mehr zu machen und mich voll auf die  IT zu konzentrieren.»
    «Bloody Bullshit. Seit wann hörst du auf Känzig?»
    Dirk ereiferte sich: «Er hat mich wegen der Handelsplattform am Wickel und deine privaten Geschäfte haben wirklich nicht erste Priorität.»
    «Ruhig. Lass es gut sein. Auf jeden Fall danke für das da.» Winter steckte die Listen ein. Sie hatten Dirks Passat erreicht, gaben sich die Hand und Dirk stieg ein. Winters Audi stand hundert Meter weiter unten schon ziemlich einsam an der Strassenseite. Er dachte: Alle hatten es wohl eilig, zum nächsten Termin oder zum Leichenschmaus zu kommen.
    Winter setzte sich auf eine Bank, von der aus er das von Feldern umgebene Dorf überblicken konnte, und vertiefte sich in die Listen. Aber die Zahlen verschwammen vor seinen Augen. Er war endlich allein und musste nicht mehr Haltung bewahren. Die Mundwinkel zitterten. Er legte die Listen zur Seite und lehnte sich zurück. Die unendliche dunkle Leere, die ihn den ganzen Morgen verfolgt hatte, breitete sich aus und ergriff Besitz von ihm.
    Anne war tot und begraben. Er würde sie nie mehr in den Armen halten. Er würde nie mehr ihr Lachen hören. Er würde nie mehr ihre strahlenden Augen sehen. Es war seine Schuld, aber er konnte nichts dafür. Winter schlug mit der flachen Hand auf die Bank.
    Und er hatte ihr nie gesagt, wie er sie geliebt hatte. Er war ein Idiot. Winter presste seine Handballen gegen die Schläfen. Der körperliche Schmerz war nichts im Vergleich zur Trauer in seinem Herzen. Er biss sich auf die

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