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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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Lippen und spürte, wie seine Augen feucht wurden.
    Winter beugte sich nach vorne und raufte sich die Haare. Mit auf den Knien aufgestützten Ellbogen und verkrampft verschränkten Händen starrte er auf die vor ihm liegende Postkartenlandschaft.
    Ohne sie zu sehen.
    Fröhlich hängten die Leute am Fusse des Hügels zur Feier des 1. Augusts Lampions auf und bereiteten ihre Familienfeste vor. Die sonnige Landschaft machte Winter wütend. Er schnaubte. Vielleicht wäre es leichter, wenn es Herbst wäre und es regnen würde. Er schüttelte den Kopf. Die Vergangenheit konnte er nicht mehr ändern. Seine Fehler würden ihn ewig verfolgen. Blieb die Zukunft. Die konnte er beeinflussen. Glaubte er wenigstens.
    Winter atmete tief. Nach einigen Atemzügen beruhigte er sich. Er würde sich auf die Lösung der Morde konzentrieren. Wo waren die Telefonlisten? Er nahm die Papiere, stand auf und stützte sich mit dem Fuss auf der Bank ab. Stehend studierte er die Computerausdrucke.
    Die Anrufe der Bank waren einfach zu identifizieren, denn die ersten drei Ziffern waren immer dieselben. Winter lehnte sich zurück und schaute in die Ferne. Viel Grün. Dann wandte er sich wieder der Liste zu und erinnerte sich an eine offene Frage: Wer hatte Anne am späten Nachmittag angerufen, als sie auf dem Weg nach Zürich bei ihren Eltern in Fraubrunnen vorbeischaute. Zur fraglichen Zeit um fünf Uhr gab es zwei Anrufe:
    24.   07.   16   :   55   :   12   –   24.   07.   16   :   55   :   52. Die ersten drei Ziffern «gehörten» der Bank.
    24.   07.   17   :   02   :   01   –   24.   07.   17   :   02   :   42. Eine unterdrückte Nummer.

31.   Juli 12:10
    Winter knallte die Tür des Audis zu, schmiss die Listen auf den Beifahrersitz und fuhr los. Als er durch das Dorf fuhr, musste er sich konzentrieren, nicht zu schnell zu fahren. Kinder in Badekleidern tollten in den Fontänen eines Rasensprengers herum, dessen Wasser auf die Strasse floss.
    Trauer und Wut mischten sich. Er ärgerte sich über seine geringen Fortschritte und über seine Kollegen, die es offenbar mit der Wahrheit nicht allzu genau nahmen und nur an sich dachten. Und er war wütend über die diffusen, unfassbaren Kräfte hinter den Morden.
    Wie ein Hund hatte er sich festgebissen. Doch Gefühle waren ein zweischneidiges Schwert: Auf der einen Seite halfen sie, Entscheide schnell zu treffen. Gefühle konnten antreiben. Die Wut im Bauch konnte ungeahnte Kräfte freisetzen.
    Auf der anderen Seite trübten Gefühle die Wahrnehmung und führten manchmal zu unüberlegten Aktionen. Winter wusste, dass er nur dann im richtigen Moment präzise zuschlagen konnte, wenn er gelassen und geduldig war.
    Während der Fahrt auf der Landstrasse konzentrierte er sich auf die nächste Aufgabe. Er programmierte sein GPS mit der Adresse der Firma, unter welcher der Helikopter registriert war, den er über dem Höllentobel hatte kreisen sehen.
    Strittmatters Konkurrent hatte seine Basis in einem ländlichen Weiler, dessen Namen Winter bis gestern noch nie gehört hatte und der im Dreieck Zürich – Basel – Bern lag. Ein überdimensioniertes Schild in der Form eines Helikopters wies ihm den Weg von der Hauptstrasse durch einen Wald auf eine grosse Lichtung. Der Wald schirmte den Lärm ab.
    Die Helikopterbasis war ein alter Bauernhof. Winter fuhr über die Lichtung, an einer Rinderherde und an zwei weissen Helikoptern vom Typ Robinson vorbei. Er parkierte auf dem Vorplatz, stellte den Motor ab und stieg aus.
    Ein halbes Dutzend Autos, zwei glänzende Offroader mit breiten Reifen und Werbeklebern mit Helikoptern sowie dunkle Limousinen mit Zürcher Nummern. Geschäftswagen. Ein Militärfahrzeug der Luftwaffe. Die Scheune war zum Hangar umgebaut worden. Ein orangefarbener Windsack hing schlaff über dem Wellblechcontainer, der als improvisierter Tower diente.
    Winter schloss die Autotür und steuerte auf die Baracke zu. Es war kein Mensch zu sehen. Mittagspause. Bei der Baracke war eine Informationstafel angebracht, die Winter ignorierte. Er klopfte an die Tür und trat ohne eine Antwort abzuwarten ein. Das Innere des Containers war dunkel und zweigeteilt durch eine Art Bar, hinter der ein Doppelschreibtisch stand, an dem ein Mann mit einer Schirmmütze sass. Er ass ein Nudelfertiggericht und hatte eine Büchse Cola neben sich stehen.
    Er stand auf, und Winter machte im Halbdunkel ein glatt rasiertes, braun gebranntes Gesicht aus. Klare Augen, etwa

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