Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
Vom Netzwerk:
Ohr zu, während er die Pistole prüfte. Das Magazin war voll und die Pistole sauber. Der Nachrichtensprecher sagte etwas über Rücktrittsforderungen einer Oppositionspartei. Winter hörte nicht zu und hatte plötzlich das Bedürfnis, so schnell wie möglich aus der Tiefgarage herauszukommen.
    Dann versteifte er sich und konzentrierte sich auf die Stimme des Nachrichtensprechers: «… die Ölplattform sank innerhalb weniger Minuten. Bis jetzt gibt es noch keine Anhaltspunkte, wer hinter dem Anschlag steckt. Die Behörden rechnen mit bis zu dreissig Toten. Der kanadische Premierminister hat seine Ferien unterbrochen, um sich vor Ort ein Bild der Lage zu machen. Greenpeace gab sich in einem Statement besorgt über das auslaufende Öl. Die Börsen reagierten mit deutlichen Kursverlusten auf die Nachricht. Berlin: Die deutsche Kanzlerin empfing den russischen Präsidenten …»
    Winter steckte die Waffe ein und schaltete das Autoradio aus.
    Er lehnte sich erschöpft zurück und legte den Kopf auf die niedrige Nackenstütze. Er atmete tief. Sah er Gespenster, oder war er einfach müde? Seine Augen brannten, wahrscheinlich sah er furchtbar aus. Die Ringe unter seinen Augen mussten tiefschwarz sein. Er klappte die Sonnenblende mit dem Schminkspiegel herunter. Ein Briefumschlag fiel ihm in den Schoss.
    Der Umschlag war weiss, länglich, aus edlem Papier und in der Mitte einmal gefaltet worden. Er drehte ihn um. «Anne», in geschwungen eleganter Schrift.
    Winter war wieder hellwach. Vorsichtig öffnete er den unverklebten Umschlag. Darin steckte ein zweimal gefaltetes Blatt Papier. Handschriftlich beschrieben. Winter strich den Brief glatt und hielt ihn unter die Innenbeleuchtung des Wagens. Das Schriftbild kam ihm irgendwie bekannt vor. Fünf Abschnitte. Es war ein Liebesbrief an Anne, ein eindeutiger, unterschrieben mit «In ewiger Liebe, J.»

31.   Juli 18:19
    Winter fuhr auf der Autobahn Richtung Genfersee. Der Motor schnurrte bei dreitausend Touren und unterlegte U 2s «Rattle and Hum». Die Abendsonne schien ihm ins Gesicht, und er setzte die Sonnenbrille auf. Unter seiner Sonnenblende war kein Liebesbrief.
    Der Brief hatte seinen Jagdinstinkt geweckt. Er wollte endlich wissen, wer ihn abhörte, wer den Helikopter mit dem Fotografen geschickt hatte. Gegenspionage.
    Winter hatte einen geschäftigen Nachmittag hinter sich. Auch er hatte einen Brief geschrieben, allerdings keinen Liebesbrief. Von einem Internetcafé aus hatte er anonym eine Mailadresse eröffnet und sich selbst eine E-Mail geschickt. In schlechtem Deutsch, durchsetzt mit französischen Ausdrücken. Absender: Ein namenloser Bankier, der vom Absturz und vom Begräbnis gehört hatte, schockiert war und unbedingt mit Winter sprechen wollte. Aber nur unter vier Augen, denn die Informationen seien heikel. Sehr heikel!!! Mit drei Ausrufezeichen. Treffpunkt: «Le Baron Tavernier» oberhalb von Montreux.
    Später hatte Winter von zu Hause aus per E-Mail zugesagt. Das Kästchen in der Leitung würde seinen Dienst tun. Der Köder war ausgelegt. Winter war sich sicher, dass seine Gegner auf ihn und vor allem auf seinen erfundenen Informanten warteten. Er würde den Spiess umdrehen.
    Für die Rolle des Genfer Bankiers war Tibère vorgesehen. Tibère war ein Kollege aus Genf und mit den Jahren zu einem Freund geworden. Als Winter Tibère anrief, hatte dieser sofort zugesagt, allerdings unter zwei Bedingungen. Er wollte erstens bezahlen und zweitens das Restaurant auswählen. Er kenne da oberhalb von Montreux eines mit guter Aussicht und gutem Essen. Winter war skeptisch. Normalerweise galt: Je besser die Lage, desto schlechter das Essen. Und umgekehrt. Doch Winter vertraute seinem Freund. Und Restaurant und Umgebung passten.
    Die Autobahn führte steil nach unten, «When Love Comes to Town» rockte, und der Genfersee breitete sich vor Winter aus. Türkis das Wasser, dunkelblau die französischen Berge hinter Évian und hellblau der Himmel. Spielwiese der Schönen und Reichen. Nur Platin-Schlagzeuger und Formel-1-Weltmeister konnten sich die astronomischen Grundstückspreise hier leisten. Oder Charlie Chaplin.
    Winter verliess die Autobahn und fuhr durch die terrassierten Rebberge. Fünf Minuten später erreichte er den Parkplatz des Restaurants und schaltete Motor und Musik aus. Das mit der Aussicht stimmte.
    Bevor Winter ausstieg, wechselte er vom entspannten Fahr- in den Jagdmodus. Er studierte die parkierten Wagen und merkte sich deren Nummern. Die meisten

Weitere Kostenlose Bücher