Söldner des Geldes (German Edition)
Investigator.»
«Wer ist dein Auftraggeber?»
«Das weiss ich nicht.»
Ohne Vorwarnung brach Winter dem Mann das Handgelenk. Als die Sehne riss, machte sie ein Geräusch, als ob bei einer Gitarre eine Saite zersprang. Die Knorpel zwischen Unterarm und Handrücken knirschten. Der Mann stiess einen unterdrückten Schrei aus.
Winter: «Zweiter Versuch: Wer ist dein Auftraggeber?»
«Bitte nicht!», keuchte Romero, und Winter fühlte mit der Hand im Haar, wie Angstschweiss aus der Kopfhaut strömte. Winter dachte: Gut gegen Schuppen. Er schwieg und wartete. Er hatte alle Zeit der Welt.
Der Mann röchelte und murmelte etwas.
Winter: «Bitte lauter.»
«Heute Nachmittag habe ich einen Anruf bekommen von der Detektei ‹Schmitt, Berger & Partner›.» Winter hatte schon von dieser Detektei gehört. Sie waren spezialisiert auf Wirtschaftskriminalität, verrechneten horrende Ansätze und nutzten die Grauzonen des Gesetzes aus. «Wenn sie knapp an Leuten sind, arbeite ich manchmal für sie. Sie haben Aufträge, an die ich nur schwer herankomme.» Unter dem sanften Druck sprudelte es plötzlich aus dem jungen Mann heraus. «Schmitt meinte, er hätte einen einfachen Eilauftrag in einem grossen Fall von Wirtschaftsspionage. Er wollte wissen, mit wem Sie sich treffen. Ich sagte zu, und Schmitt mailte mir ein Foto von Ihnen und die Adresse des Restaurants. Das ist alles.»
Winter schwieg. Er wollte spüren, ob der junge Mann ihm absichtlich etwas verschwiegen hatte. Winter verlegte sein Gewicht und erhöhte den Druck auf den Ellbogen.
«Bitte lassen Sie los. Ich habe Ihnen alles gesagt», bettelte der weinerliche Privatdetektiv.
«Wo ist das Foto von mir?»
«In meiner Innentasche.»
Winter liess das Haar los, wischte die klebrigen Reste des Gels an der Schulter des Mannes ab und griff in die innere Jackentasche. Das Foto in seiner Hand war stark vergrössert. Es war aus dem Begleitheft einer internationalen Konferenz zur Verbrechensbekämpfung. Jeder konnte dieses Bild finden. Winter steckte das Foto ein.
Aus der Gesässtasche des Mannes zog er ein Portemonnaie. Ein Fahrausweis auf den Namen Romero Sanchez. Billige Visitenkarten. Ein verliebtes Foto von Romero und seiner Freundin im Bikini an einem Strand. Winter stopfte das Portemonnaie wieder in Romeros Hosentasche und sagte: «Das ist also deine Freundin?»
«Ja. Ich dachte, wir könnten einen schönen Abend zusammen verbringen.» Deshalb sah es so echt aus. Romero wollte das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.
Winter liess den Arm des Mannes los. Dieser schlug den Kopf am Geländer an. Er richtete sich auf und begutachtete sein gebrochenes Handgelenk. Tibère liess Romeros Freundin los, die den Blumenstrauss aufhob.
Julia explodierte und schlug mit den mittlerweile arg gebeutelten Blumen auf ihren Freund ein: «Du Idiot hast mir gesagt, wir machen nur einen Ausflug! Und nebenbei ein wenig beobachten! Und jetzt haben die», sie zeigte verächtlich auf Winter und Tibère, «uns fast umgebracht!» Romero versuchte sich so gut wie möglich gegen die Angriffe seiner Freundin zu verteidigen.
Winter und Tibère schauten sich grinsend an und gingen zurück zum Parkplatz des Restaurants. Das Paar stritt unterdessen lauthals weiter.
Tibère wischte sich die Hände ab und fragte: «Welches Interesse haben ‹Schmitt, Berger & Partner› an dir? Bist du jemandem auf die Füsse getreten?» Er schaute Winter an und fügte nach einer kurzen Pause an: «Oder hast du einem ihrer Freunde das Handgelenk gebrochen?»
«Keine Ahnung. Ich habe in den letzten Jahren nie direkt mit ihnen zu tun gehabt. Ich muss ihnen wohl in den nächsten Tagen einen Freundschaftsbesuch abstatten.»
«Lass uns noch einen Drink nehmen.»
Der Himmel war mittlerweile beinahe schwarz, und die beiden Männer sahen die Sterne und den Mond. Sie erreichten über die Treppe wieder die praktisch leere Terrasse. Winter bestellte sich einen Talisker, Tibère einen Ginfizz. Sie liessen den Abend mit Räubergeschichten ausklingen. Gegen elf Uhr schüttelten sie sich auf dem Parkplatz die Hände, und Tibère brauste mit seinem Alfa GT Richtung Genf davon.
Bevor sich Winter in seinen Audi setzte, warf er einen letzten Blick über den See und die Lichter der Dörfer entlang des Ufers. Tibère hatte recht gehabt: Aussicht, Essen und Gesellschaft waren gut gewesen. Winter liess den Motor an, schaltete Scheinwerfer und CD -Spieler ein. U 2s «Helter Skelter». Er löste die Handbremse und schaute in
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