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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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Pläne, aber von Tobler hatte nichts von Amerika erzählt. Hatte Al-Bader von Tobler an der Nase herumgeführt? War das ein Motiv? Von Tobler hasste es, wenn seine Geschäfte nicht erfolgreich waren. «Einen Private-Equity-Fonds für Infrastrukturprojekte», echote Winter.
    Dann hörte er Fatima sagen: «Ja. Sie legen das Geld zusammen und investieren gemeinsam. Ich fliege in ein paar Stunden nach Boston, um Al-Baders Bruder zu treffen. Er hat übernommen, und ich will für Orafin die Investitionen für das Kernkraftwerk sichern. Wir treffen uns am Sitz der ‹Pyramid Investment Partners›.»
    «Hat Al-Baders Bruder etwas über den Helikopterabsturz gesagt?»
    «Nein. Aber wenn du willst, kannst du ihn selbst fragen.»
    Winter wusste nicht, was er sagen sollte.
    Nach einer Pause fragte Fatima direkt: «Kommst du mit?»
    Er war hin- und hergerissen. Er wollte Fatima wiedersehen. Er sah Fatima im Hof des Hauses ihrer Grossmutter am Tisch sitzen. Er bildete sich ein, im Hintergrund das Plätschern des kleinen Springbrunnens im gekachelten Teich zu hören. Fatima sprang nackt in den Hardangerfjord. Orafin war ein guter Kunde der Bank, und ein bisschen Kundenbetreuung konnte nichts schaden. Winter rieb nachdenklich an der verheilenden Narbe über seinem Ohr und sagte etwas verlegen: «Boston?»
    «Ja, das liegt in Amerika», scherzte Fatima.
    Er schaute sich im Restaurant um und debattierte mit sich. Den Freundschaftsbesuch bei «Schmitt, Berger & Partner» konnte er auch später machen. Und Boston sollte um diese Jahreszeit angenehm sein. Dagegen sprachen die Risiken: Sollte von Tobler in den nächsten Tagen etwas passieren und er war in Amerika, wäre das schlecht. Und die Untersuchung auf eigene Faust weiterzuführen, könnte ihm Ärger einbringen. Aber Winter war nur seinem Gewissen verpflichtet.
    Fatima: «Hallo, Winter, bist du noch da?»
    «Ja. Ich komme.» Sie hatte bereits ein Hotel gebucht, und Winter versprach anzurufen, sobald er dort sein würde. Sie fragte zum Schluss: «Und dir geht es auch wirklich gut?» Sie wollte es tatsächlich wissen.
    «Ja, ausser ein paar Kratzern geht es mir gut.» Und das war – abgesehen von der Müdigkeit – die Wahrheit. Der Sturz von der Brücke hatte seinen Körper mit Adrenalin vollgepumpt. Er würde im Flugzeug schlafen. Die Amerikaner waren sechs oder sieben Stunden im Rückstand. «Ich erzähle dir alles heute Abend.»
    Zu Hause buchte Winter einen Platz in der Nachmittagsmaschine der Swiss nach Boston.
    Vierzehn Stunden später landete Winter auf dem Logan Airport bei Boston. Er hatte die Hostess gebeten, ihn während des Fluges nicht zu stören, und die ganze Zeit geschlafen. Er fühlte sich erstaunlich frisch. In den langen Gängen des Flughafens schaltete er sein getrocknetes Telefon an. Eine SMS von Tibère. Alles i.   O., bald Party. Ein Smiley; mit zwinkerndem Auge.
    Die schwarze Beamtin der US -Immigrationsbehörde in ihrem Glaskasten war guter Laune. Sie erinnerte ihn an eine der Sprecherinnen, welche auf CNN manchmal das Wetter präsentierte. Er händigte seinen Pass aus, lächelte in den Fotoapparat, gab seine digitalen Fingerabdrücke, sagte «Business» sowie «Parker Hotel» und wurde mit einem strahlenden Lächeln und den besten Wünschen für den Aufenthalt belohnt. Ungehindert passierte er die Grenze der Vereinigten Staaten von Amerika.
    Die Wettervorhersage passte: Draussen war die Temperatur bei angenehm lauen zweiundzwanzig Grad. Ein Taxi brachte Winter durch den Sumner Tunnel unter dem Hafen und vorbei an einigen Restbaustellen des Big Dig innerhalb weniger Minuten ins Zentrum von Boston. Während der Fahrt rief er Fatima an, die eine halbe Stunde vorher im Hotel eingetroffen und kurz angebunden war: «Wir sind in Suite 62.»
    * * *
    Sechs Zeitzonen östlich war Mitternacht längst vorbei. Piet beobachtete einen Trupp betrunkener Japaner, die aus einem rosarot beleuchteten Karaokelokal in Wien-Mariahilf südlich des Westbahnhofs torkelten. Ein vorbeifahrender Streifenwagen verlangsamte und nahm nach einem Moment wieder Fahrt auf. Piet schaute auf die grünlichen Ziffern der Uhr im Armaturenbrett des BMW s, fluchte und rieb sich den mehrmals gebrochenen Nasenrücken.
    Während seines Chemie- und Brückenbaustudiums in Kapstadt hatte er gelernt, exakt zu arbeiten. Präzision. Die Kunden seines spezialisierten Import-Export-Logistikgeschäfts schätzten seine Zuverlässigkeit. Qualität hatte ihren Preis. Er streckte seinen lädierten

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