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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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des grossen Parkplatzes. Beim Aussteigen reichte der Professor Fatima galant die Hand und half ihr aus dem Helikopter. Sie stiegen in einen wartenden weissen Personentransporter mit dem Logo einer Energiefirma und fuhren auf die dampfenden Kühltürme zu.
    Sie passierten das Personalrestaurant, einen Besucherpavillon mit einer grossen blinkenden Tafel, auf welcher verschiedene Kreisläufe illustriert waren, und hielten vor einem zweistöckigen Verwaltungsgebäude mit Flachdach.
    Farmer kannte sich aus. Am verglasten Empfang füllten sie Besucherformulare aus, zeigten ihre Pässe und lächelten in eine Digitalkamera. Als Gegenleistung wurde eine Plastikkarte zum Umhängen ausgefertigt.
    Winter beobachtete neugierig die Abwicklung der Sicherheitsprozesse. Er wusste, dass jeder Prozess nur so gut war wie die Mitarbeitenden. Eine ältere wasserstoffblonde Frau kontrollierte die Pässe. Sie schien Farmer zu kennen. Winter zweifelte, ob sie einen professionell gefälschten Pass erkennen konnte. Jeder Ausweis konnte gefälscht werden. Pässe wurden gestohlen. Botschaftsangehörige verloren Rohlinge.
    Farmer händigte ihnen die Besucherpässe aus: «Zuerst machen wir einen kleinen Rundgang.»
    Ein junger Führer mit Schirmmütze tauchte auf und begrüsste sie, als wären sie eine Schulklasse, die als Höhepunkt einer naturwissenschaftlichen Projektwoche ein Kernkraftwerk besuchen durfte. Winter folgte artig als Letzter und hörte dem Studenten nur mit einem Ohr zu. «Drei Viertel der Stromproduktion von Vermont stammt aus dieser Fabrik.» Der Student führte sie zum Besucherpavillon, erklärte fröhlich die Funktionsweise des Kernkraftwerkes, merkte, dass seine Kleingruppe nur mässiges Interesse zeigte, und ging deshalb rasch zum Eingangsbereich zurück.
    Sie passierten eine Sicherheitsschleuse. Einer der drei Uniformierten prüfte die Ausweise, dann mussten sie wie am Flughafen durch einen Metalldetektor gehen und sich für einige Sekunden in einer Sprengstoffschnüffelnische mit Luft besprühen lassen. Nachdem sie alle drei Tests schweigend bestanden hatten, wurden sie durch eine hydraulisch gesteuerte Schiebetür in die nächste Zone eingelassen. Der Führer, Farmer, Fatima und Winter waren im Innenhof.
    Winter warf einen Blick zurück: Die ganze Anlage war durch eine hohe Betonwand abgeschirmt. Auf deren Kante lag eine dicke Röhre, die deutlich über die Mauer herausragte und es einem kletternden Eindringling erschwerte, Halt zu finden. Wahrscheinlich war die Mauer von der gleichen Firma aufgestellt worden, welche auch die Mauer zwischen den Israelis und den Palästinensern hochgezogen hatte. Ein Schwarm schwarzer Raben liess sich davon nicht aufhalten und landete auf dem Flachdach einer Lagerhalle.
    Sie kamen an einem Maschinenhaus, Transformatoren und summenden Hochspannungsleitungen vorbei.
    Drei Kühltürme dominierten das Areal. Die riesigen, sich in der Mitte verjüngenden Zylinder ragten fast hundert Meter in die Höhe und überschatteten die Anlage. Der Beton war an einigen Stellen schmutzig. Ablagerungen der Witterung oder Algen.
    Winter kam sich ausgeliefert und klein vor. Obwohl er wusste, dass die Betonhülle einem direkten Selbstmordanschlag durch ein mit Sprengstoff vollgepacktes Flugzeug oder dem Einschlag einer Rakete standhalten würde, beschlich ihn ein mulmiges Gefühl.
    Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken herunter. Was geschehen kann, wird früher oder später geschehen. Fukushima war überall. Aber die grössten anzunehmenden Unfälle wurden nicht nur in der Wirtschaft verdrängt.
    Auch sein Haus stand keine zwanzig Kilometer östlich des Atomkraftwerkes «Mühleberg», einer der ältesten Atommühlen Europas. Der Westwind würde austretendes radioaktives Material rasch zu ihm herüberwehen. Die Regierung hatte als Beruhigungspille prophylaktisch an die Bevölkerung im Umkreis von dreissig Kilometern Jodtabletten verteilt. Winter verscheuchte seine trüben Gedanken.
    Sie marschierten durch das Gebäude mit den Steuerungsanlagen, die Entkarbonisierungsanlage und schauten vom Pumphaus auf den Fluss hinunter, dessen Wasser zur Kühlung diente. Keine Schwäne. Schon gar keine schwarzen.
    Das meistgebrauchte Wort des Führers war Sicherheit. Er erklärte die inhärente Sicherheit, die Sicherheitsprinzipien, das Reaktorschutzsystem und die Störfallbeherrschung. Statistische Berechnungen hätten ergeben, dass in den nächsten tausend Jahren kein grösserer Unfall zu erwarten sei. Der Student schien

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