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Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
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Feld führen werde. Der Widerstand der Varis endet dort. Ein für alle Mal.«
    Pollok seufzte. »Als du deinen Blick nach Westen hast schweifen lassen, hast du auch Erys einen Besuch abgestattet?«
    »Ja, Herr.«
    »Dann berichte. Wie sieht es dort jetzt aus? Wie viele Truppen haben sie? Wie sehen ihre Verteidigungsstellungen aus?«
    Ephraim schluckte erneut.
    »Alle Varis, die uns entkommen konnten, sind jetzt dort. Ich weiß nicht genau, wie viele Truppen sie haben, aber es sind Tausende. Ich würde ihre Stärke auf zwischen zehn- und fünfzehntausend Mann schätzen. Und fast siebzigtausend Zivilisten.«
    Pollok lachte laut auf. »Pah … in einer Stadt, die normalerweise für gerade mal dreißigtausend Menschen ausgelegt ist. Ihnen werden schon sehr bald die Nahrungsmittel ausgehen. Sprich weiter.«
    »Der Graf von Erys hat seine Leute gut im Griff und organisiert die Verteidigung sehr geschickt. Er hat mehrere Bäche und einen Fluss stauen und umleiten lassen, sodass die Verteidiger ausreichend Wasser zur Verfügung haben. Außerdem lässt er seine Soldaten Gräben vor der Stadt ausheben. Und die Gräben sind mit angespitzten Pfählen gespickt. Wir werden uns mit Belagerungstürmen den Mauern nicht nähern können.«
    »Das ist in der Tat ärgerlich. Und für Katapulte sind die Mauern zu dick. Dann werden wir es wohl auf die altmodische Weise mit Leitern erledigen müssen.«
    »Ein kostspieliges Unterfangen.«
    »Natürlich«, brauste Pollok erneut auf. »Aber welche andere Wahl hätte ich denn? Im Endeffekt spielt es keine Rolle, solange Erys am Ende fällt.«
    Ephraim hörte die Worte, doch er las zwischen den Zeilen und hörte einen Unterton aufkeimender Unsicherheit heraus. Ein Schauder lief ihm über den Rücken. Er bückte sich und hob eines der Bärenfelle vom Boden auf, das er sich eilig um die Schultern legte. Doch der Schauder wollte einfach nicht aufhören.
        
     

18
     
    Erys war zweifelsohne die größte Stadt, die Kilian je gesehen hatte. Gegen Mittag bestiegen sie den westlichen von vier Hügeln, die die Stadt umgaben und vor den eisigen Winden aus den Bergen im Norden abschirmten.
    Die Menschen ihrer kleinen Flüchtlingsgruppe ließen vor Erschöpfung die Schultern sacken, doch ihre Gesichter strahlten. Sie hatten es geschafft. Endlich!
    Die Mauern der Stadt reichten von einem Ende des Horizonts bis zum anderen. Von den Mauern hingen zahlreiche farbenfrohe, prächtige Banner mit dem Wappen der Stadt: ein weißer Pegasus mit ausgebreiteten Schwingen. Die Stadt selbst wurde auf der einen Seite von einem breiten Strom eingerahmt und auf der anderen von Felsen und einem Bergmassiv. Angreifbar schien Erys nur von einer einzigen Seite zu sein, was sich als überaus nützlich erweisen würde, sobald die Moyri eintrafen.
    Die einzelnen Mauerabschnitte der Stadt wurden unterbrochen von Türmen, in denen Dutzende von Schießscharten jedem Angreifer drohten. Vor den Mauern arbeiteten Tausende von Soldaten und Zivilisten daran, Gräben auszuheben und Pfähle anzuspitzen. Ein steter Strom von Menschen passierte die massiven Tore, in der Hoffnung, dort die sehnlichst erwartete Sicherheit zu finden. Soldatentrupps brachten sämtliche Nahrungsmittel, die in der Umgebung zu finden waren, in die Festung. So sah es also aus, wenn sich eine Stadt auf eine Belagerung vorbereitete.
    Als sich ihre ausgelaugte Gruppe an den Abstieg machte, wurden sie von einem berittenen Trupp Varis-Soldaten abgefangen, der von einem Hauptmann angeführt wurde.
    Feldwebel Marek salutierte zackig vor dem Offizier, der die Ehrenbezeugung mit merklich weniger Enthusiasmus erwiderte und dabei die Flüchtlingsgruppe mit erheblichem Widerwillen musterte. Kilian und Lyra gesellten sich zu den beiden Soldaten. Seit ihrer gemeinsamen Nacht wichen sie sich nicht von der Seite. Miriam folgte in einigem Abstand.
    »Feldwebel«, grüßte der Offizier Marek, »wie viele Soldaten habt Ihr bei euch?«
    »Etwa fünfzig. Wir waren mehr, doch wir hatten unterwegs … Schwierigkeiten.«
    Der Offizier nickte. »Besser als nichts. Wir können jeden Mann gebrauchen. Die Moyri sind noch etwa einen Tag entfernt.« Er warf den Flüchtlingen einen weiteren düsteren Blick zu. »Auch die Zivilisten werden ihren Beitrag leisten können.« Am Gesicht des Mannes war allerdings abzulesen, dass er von der Ankunft weiterer einfacher Menschen nicht begeistert war. Die Stadt musste inzwischen aus allen Nähten platzen. Und auch eine kurze Belagerung konnte die

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