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Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
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der Toten beider Seiten wurden eingesammelt, soweit sie noch zu gebrauchen waren, genauso wie noch brauchbare Pfeile.
    Es waren längst nicht alle ausgebrochenen Brände gelöscht. Immer noch waren Löschtrupps dabei, die gefährlichsten Brandherde unter Kontrolle zu bekommen. Das Wimmern und Klagen der Verletzten schien neben den prasselnden Feuern die vorherrschende Geräuschkulisse zu sein.
    Als Cadros Bal die endgültigen Verlustberichte erhielt, schlug er vor Verzweiflung die Hände über dem Kopf zusammen. Seine beiden Feldwebel standen schweigend neben ihm. Keiner schien etwas sagen zu wollen oder es auch nur zu können.
    »Es bleibt uns keine andere Wahl«, erklärte der Hauptmann schließlich. »Wir ziehen die Hälfte unserer Männer von den anderen Mauern ab und schicken sie auf die Ostmauer. Die Reservetruppe postiert sich in der Nähe des Tores. Dort ist jetzt unsere verwundbarste Stelle. Falls sie irgendwo durchbrechen, dann dort. Karok Bula wäre dumm, würde er nicht versuchen, seine Angriffe dort zu konzentrieren.«
    Der Blick des Hauptmanns zuckte in die Richtung Arons. Der dickbäuchige Bäcker trug einen Verband um die Stirn, durch den immer noch Blut sickerte. Er wirkte ausgelaugt und sein Gesicht war aschfahl. Doch nach allem, was Kilian gehört hatte, hatte sich der Mann während der Schlacht ordentlich gehalten und selbst dem einen oder anderen Moyri den Garaus gemacht. Selbst der normalerweise ungnädige Hauptmann betrachtete Aron mit neu erwachtem Respekt.
    »Und was Euch betrifft, Aron«, fuhr Cadros Bal fort, »die Frauen werden sich ebenfalls bewaffnen müssen. Im Fall der Fälle, dass die Moyri tatsächlich durchbrechen, muss jeder kämpfen.«
    Aron nickte lediglich beinahe mechanisch. Kilian bezweifelte im ersten Moment, dass der Mann überhaupt zugehört hatte, doch ein schmerzerfülltes Glitzern in dessen Augen belehrte ihn eines Besseren. Schuldbewusst rief Kilian sich in Erinnerung, dass der Mann Frau und Kinder hatte und mehr verlieren konnte als nur das eigene Leben.
    Logan schlenderte erschöpft zu ihnen herüber, die beiden immer noch blutverschmierten Kurzschwerter in den Händen. Er bückte sich, um sie an einem am Boden liegenden Stück Stoff zu säubern, und steckte sie schließlich wieder in die Scheiden auf seinem Rücken. Er nickte den Männern wortkarg zu, doch Kilian entging nicht das kämpferische Funkeln, das in seinen Augen glitzerte.
    Der Kampf hat ihm gefallen. Logan hat eine Schwäche für Gemetzel und Blut. Ich wüsste zu gern, was in seinem Kopf vor sich geht.
    Kilian warf einen Blick zum Himmel. In weniger als einer Stunde würde die Nacht hereinbrechen. Mit etwas Glück benötigten die Moyri Zeit, um ihre Wunden zu lecken, und würden vor morgen früh nicht mehr angreifen. Die Sonne stand bereits weit im Westen und färbte den Horizont blutrot. Ein passender Abschluss für diesen Tag – und ein schlimmes Omen für den nächsten.
    * * *
     
    Pittro setzte sich schwermütig ans Feuer. Ihm gegenüber saßen drei seiner Kameraden, die entweder mit Essen, Trinken oder dem Säubern ihrer Waffen beschäftigt waren.
    Pittro seufzte und warf der Abtei einen wehmütigen Blick zu. Die Mauern waren in der Dunkelheit lediglich schemenhaft zu erkennen. Nur die wenigen Wachfeuer der Verteidiger spendeten hin und wieder sanftes Licht.
    Er warf einen Blick auf das karge Mahl, das über einem Spieß am Feuer briet: ein halb verhungertes Wildkaninchen, kaum genug für die zwanzig Moyri-Soldaten, die zu ihrer Truppe gehörten. Dabei gab es alles, was sie benötigten, hinter diesen Mauern – ausreichend Nahrungsmittel, frisches Wasser und vor allem Frauen.
    Dass der Angriff heute zurückgeschlagen worden war, stellte für alle Moyri einen Schlag ins Gesicht dar. Karok Bula hatte nach der Schlacht einen seiner berüchtigten Wutanfälle gehabt. Selbst wenn sie gewannen, war er schon in schlechter Laune. Doch wenn sie verloren (was zum Glück selten vorkam), wurde er zur tödlichen Bedrohung für seine eigenen Leute.
    Bula hatte befohlen, dass alle einhundert Schritt um die Abtei kleine Wachposten aus je zwanzig Mann aufgestellt wurden, um zu verhindern, dass die Eingeschlossenen sich bei Nacht und Nebel davonmachten. Das Ergebnis war ein undurchdringlicher Belagerungsgürtel.
    Pittro zog sein Messer und schnitt sich einen schmalen Streifen Fleisch von dem Kaninchen am Spieß ab und stopfte es sich lustlos in den Mund. Dass er sich dabei den Gaumen verbrannte, kümmerte ihn nicht

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