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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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aber ich würde sagen, nicht viel später als sechs Uhr.«
    Favel sagte nachdenklich: »Es ist jetzt zwei Uhr – das läßt uns noch vier Stunden, oder drei, im ungünstigsten Fall. Was wird von jetzt ab bis dahin vorgehen?«
    »Nicht viel«, sagte Wyatt. »Die Wolken werden in der nächsten Stunde merklich dichter werden, und ein leichter Wind wird aufkommen. Danach wird er einfach laufend stärker.«
    »Charles, wie sieht es mit der Evakuierung im Osten aus? Können wir schon auf die zweite Linie zurückgehen?«
    Manning nickte unwillig. »Ich habe das ganze Gebiet schon geräumt – aber Sie machen es ziemlich knapp. Wenn Rocambeau durchbricht – und das könnte er, wenn wir bei diesem Rückzug nicht aufpassen –, ist er mitten unter uns, und wir sind erledigt.«
    Favel zog ein Telefon heran. »Wir gehen zurück«, sagte er fest. »Beschleunigen Sie die Dinge, Charles! Ich möchte, daß alle Anstrengungen gemacht werden.«
    »In Ordnung, Julio«, sagte Manning matt. »Ich werde mein Bestes tun.« Er schritt hinaus. Wyatt stand noch da und überlegte, ob er auch gehen sollte, aber Favel hob die Hand, während er telefonierte. Daher lehnte er sich an den Tisch und wartete.
    Favel legte den Hörer sachte hin und sagte: »Sie erwähnten Regen, Mr. Wyatt. Wird der große Schwierigkeiten bereiten?«
    »Sie müssen mit einer Menge Regen rechnen – mehr, als Sie bisher erlebt haben; er wird das Flutproblem im Negrito-Tal verschärfen, aber ich habe das schon einkalkuliert, als Sie mich baten, sichere Gebiete zu markieren. Der stärkste Regen wird im rechten vorderen Quadranten des Hurrikans fallen, aber ich glaube, das wird westlich von hier sein. Sie können aber zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig Zentimeter Niederschlag in vierundzwanzig Stunden erwarten.«
    »Eine Menge Regen«, bemerkte Favel. »Das dürfte größere militärische Operationen unmöglich machen.«
    Wyatt lachte auf. »Ich hoffe, Sie denken überhaupt nicht an militärische Operationen. Für etwa einen Tag werden gar keine möglich sein. Der Sturm wird Sie daran hindern, wenn der Regen es nicht tut.«
    Favel sagte: »Ich dachte an nachher. Vielen Dank, Mr. Wyatt. Geben Sie mir bitte Bescheid, wenn sich etwas Wichtiges ergibt!«
    Wyatt stieg wieder auf das Dach und beobachtete den sich am Horizont vergrößernden dunklen Streifen des Nimbostratus.
    ***
    Rocambeaus zweiter Schlag traf ins Leere. Gewiß, das Artilleriefeuer war ebenso schwer wie vorher, aber es kam kein Gewehrfeuer, bis seine Leute fast einen Kilometer weit in die Stadt eingedrungen waren. Sie stießen schnell in dieses unerwartete Vakuum hinein und dehnten sich zu weit aus, und als sie auf Widerstand stießen, waren sie sehr auseinandergerissen. Die Zurückhängenden hatten Glück, aber die Übereifrigen in der vordersten Front erlitten schwere Verluste durch Maschinengewehrfeuer und zogen sich ein Stück zurück, um sich zu erholen. Aber es machte ihnen nicht viel aus, weil sie plötzlich Geschützdonner von der anderen Seite der Stadt hörten und wußten, daß Serrurier endlich auch angriff. Jetzt würde Favel mit seinen Aufständischen sicher zwischen ihnen zermalmt.
    Serrurier jagte seine Leute noch brutaler und kaltherziger hinein als Rocambeau. Sein ungestümer Angriff gegen die erbärmlich dünne Verteidigungslinie war durchschlagend. Trotz der Artillerie und der vielen Maschinengewehre durchbrach er Favels Front an drei Stellen und drohte, die kleine Streitmacht in einzelne Gruppen aufzusplittern. Favel nahm die Sache sofort energisch in die Hand und befahl den sofortigen Rückzug in die Stadt. Im offenen Gelände hatte er keine Chance gegen eine achtfache Übermacht, aber Straßenkämpfe waren etwas anderes.
    Die Kämpfe wurden an beiden Fronten recht lebhaft, und Favels Leute wurden langsam zurückgedrängt und erlitten schwere Verluste, aber bei weitem nicht so schwere wie die Regierungstruppen. Es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen im Imperiale, während Favel Berichte und immer neue Berichte über die Evakuierungsaktion verlangte und sein Rückzugstempo an beiden Fronten sorgfältig so einrichtete, daß der langsam abebbende Menschenstrom aus St. Pierre hinauskommen konnte. Schrittweise gab er Boden auf, den der Feind mit Menschenverlusten bezahlte. Es war eine riskante Sache, und er verlor mehr tüchtige Leute, als ihm lieb war, aber er hielt sich hartnäckig an seinen Plan und setzte ihn auch durch.
    Die Stadt brannte im Osten und im Westen, wo er sich

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