Sohn der Dunkelheit
Banderole, auf der Bourbon stand. Er nippte an einem Kristallglas und genoss das Brennen auf der Zunge. » Lecker. «
» Parker’s Heritage Collection, Small Batch. Vom Feinsten. «
» Ich dachte, du trinkst kaum. «
» Das ist keine Entschuldigung, seinen Gästen minderwertigen Fusel zu servieren. «
» Verstehe. «
» Also, wie sieht dein Plan aus? «
iAm legte den Kopf in den Nacken, goss sich das Glas in den Mund und schluckte vernehmlich. » Wir brauchen eine sichere Bleibe. Und zwar nicht nur wegen dieser Frau. Wir hatten letzte Woche Besuch vom Hohepriester – da wir in der Außenwelt leben, heißt das, sie machen allmählich Ernst zu Hause. Sie suchen ihn – und wenn sie ihn finden, tötet er am Ende einen Vertreter der s’Hisbe. Dann haben wir ein echtes Problem. «
» Glaubst du, er würde so weit gehen? «
» Ja, das glaube ich. « iAm schenkte sich nach. » Er geht nicht zurück, und ich brauche Zeit, um mir eine Strategie zurechtzulegen, bevor es zur Katastrophe kommt. «
» Wollt ihr in mein Haus im Norden ziehen? «
iAm stürzte seinen zweiten Bourbon hinunter. » Nein. « Er senkte den Blick. » Ich möchte bei der Bruderschaft einziehen. «
Während Rehv ein paar Verwünschungen murmelte, schenkte iAm sich ein drittes Glas ein. » Das ist der sicherste Ort für uns. «
Xcor war durchnässt von Lesser blut und Schweiß, als er zu ihrer neuen Bleibe zurückkehrte. Seine Männer kämpften in der Innenstadt weiter, aber er hatte sich abseilen müssen, um Schutz zu suchen.
Verdammte Schnittwunde am Arm.
Das Haus, das Throe für sie gefunden hatte, lag in einer einfachen Gegend mit einfachen Häusern mit Doppelgaragen und Schaukeln im Garten. Ein Vorzug war, dass es am Ende einer Sackgasse lag, gesäumt von einem leeren Baugrundstück auf der einen und einer Zweigstelle der Abwasserwirtschaft von Caldwell auf der anderen Seite.
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Er materialisierte sich durch die Fenster mit den schweren Vorhängen ins Wohnzimmer und warf dem L-förmigen Sofa einen verächtlichen Blick zu. Die Polster erinnerten an Speckfalten, die Farbe an Rindsgulasch.
Obwohl er die Heizung zu schätzen wusste, verstimmte es ihn, dass dieses Haus » möbliert « war. Doch mit dieser Ansicht schien er allein zu sein: in den letzten Tagen hatte er mehrfach beobachtet, wie sich der eine oder andere seiner Soldaten auf diesem schrecklichen Monstrum rekelte, den Kopf zurückgelegt, die Beine behaglich ausgestreckt.
Was kam als Nächstes? Häkeldecken?
Er blickte die schmale Treppe empor und vermisste die düster unheilvolle Atmosphäre der Burg, die sie im Alten Land besaßen. Er sehnte sich nach den dicken Steinmauern, die sie umgeben hatten, trauerte der Unbezwingbarkeit nach, die Gräben und Schutzwall garantierten.
Und er vermisste den Spaß, den sie gehabt hatten, wenn sie die Dorfbevölkerung mit Spuk vergrault hatten.
Gute Zeiten, wie man in der Neuen Welt sagte.
Im ersten Stock vermied er jeden Blick in die Kinderzimmer. Das erste war so Pink, dass es in den Augen wehtat, das zweite beleidigte mit Meerschaumgrün die Sinne. Und das elterliche Schlafzimmer war keinen Deut besser: geblümte Tapeten an den Wänden, Vorhänge, Bett, Sessel in der Ecke – alles geblümt.
Zumindest hinterließen seine Springerstiefel auf dem Weg zum Bad tiefe Abdrücke auf dem flauschigen Teppich, sodass sie wie Wunden wirkten.
Gütiger Himmel, er wusste nicht einmal, wie man die Farbgebung im Badezimmer nennen sollte.
Himbeere?
Am liebsten hätte er die Lampen über dem Waschbecken gar nicht erst eingeschaltet, doch die Vorhänge mit den Rosen schluckten den Schein der Straßenbeleuchtung von unten, und für sein Vorhaben brauchte er Licht …
Hilfe.
Er hatte die gerüschten Lampenschirme vergessen.
Wahrhaftig, in jeder anderen Umgebung bedeutete Rotlicht etwas Erotisches. Doch nicht an diesem Ort des Spießertums. Hier waren es zwei leuchtende Kaubonbons, die an der Wand klebten.
Das Östrogen schnürte Xcor die Kehle zu.
Entschieden riss er die Schirme von den Lampen und stopfte sie unters Waschbecken. Jetzt blendete das Licht ihn in den Augen, aber alles war besser als der unerträgliche Kitsch.
Als Erstes nahm er die Sense vom Rücken und legte sie auf die Ablage zwischen den beiden Waschbecken. Als Nächstes schnallte er den Halfter ab, dann zog er den Mantel aus und entledigte sich seiner Dolche und Schusswaffen. Das Hemd, das er darunter trug, war fleckig von dem langen
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