Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
Vom Netzwerk:
und waren erfüllt von einer vagen Sehnsucht, die er sich nicht recht erklären konnte. Aber aus irgendeinem Grund erinnerte ihr Gesichtsausdruck an die Stimmung, die ihn erfaßte, wenn er sich wieder nähren mußte.
    »Fühlst du dich schläfrig?« fragte er sanft.
    »Wie ein Baby.« Sie blickte ihn wieder voll an, und er konnte sehen, welche Anstrengung es sie kostete, ihren Gesichtsausdruck in ein Lächeln zu überführen. Das Telefon klingelte, und sie griff mit plötzlich angespannter Energie nach dem Hörer. »Hallo?« Ihre Schultern sanken erkennbar entspannt nach vorn. »Ja, er ist hier.«
    Er nahm den Hörer. »Merrick.«
    »Hallo, Lieutenant, ich bin's, Des. Ich bin unten an der Washington Marina, abseits der Maine Avenue. Ich meine, Sie sollten am besten mal herkommen. Unser Psychopath hat wieder zugeschlagen.«
    Merrick sank das Herz.
    »Zumindest glaube ich, daß es sich um unseren Killer han delt«, sagte Desmond.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Nun, diesmal ist das Opfer ein Mann. Sein Nacken ist rundum durchgekaut worden, genau wie bei den beiden Frauen. Gott, wie hasse ich dieses verdammte Tier.«
    Merrick fluchte lautlos. Er mußte hin, er hatte keine Wahl. Er müßte nur Katie mitnehmen.
    »Die Leiche war gut unter einem Pier verborgen«, sagte Des. »Wir hätten sie sicherlich eine Woche lang nicht entdeckt, aber irgend jemand hat uns angerufen - anonym natürlich.«
    »Ich werde gleich dasein«, sagte Merrick und hängte den Hörer ein.
    »Ein neuer Mord?« Katies Augen waren weit geöffnet.
    »Ja. Es könnte erforderlich werden, daß du dir das Blut ansiehst.«
    »Dr. Byner wird doch da sein, richtig? Wenn es irgend wel ches Blut gibt, könnte er doch einen Objektträger voll davon für mich mitnehmen.«
    »Ja«, gab Merrick zu.
    »Ich ... ich wäre nicht gern wieder in der Nähe eines neuen Mordopfers, Merrick. Selbst wenn ich die Leiche nicht sehe, würde ich sie mir vorstellen.«
    Er nickte matt. Würden die Gitterstäbe vor den Fenstern reichen?
    Bis zur Maine Avenue war es eine Fahrt von gut vierzig Minuten. Dazu eine Stunde am Tatort. Wenn er Glück hatte, konnte er in knapp zwei Stunden wieder hiersein. Falls er sich nicht am Tatort blicken ließ, hätte Rourke jeden denkbaren Grund, den er brauchte, um den Fall Cooke zu übertragen.
    Merrick nahm Katies Hand. »Gute Nacht. Und vielen Dank für das Abendessen.«
    »Du bist willkommen.« Sie hielt seine Hand fest und zog sich an ihr von der Couch in die Höhe. Sie blickte auf seinen Mund, lehnte sich aber nicht zu einem Kuß vor.
    Bevor er in seinen Wagen stieg, machte er noch eine Runde ums Haus und suchte Bäume und Hecken ab. Nirgendwo ein Anzeichen von Zane.
    Und doch prickelte Merricks Nacken voller Vorahnung, als er in Richtung Maine Avenue davonfuhr.
     
    Voll ungezähmter Freude beobachtete Zane, wie Merricks Wagen sich von Katies Haus entfernte. Er wartete ein paar Minuten, um sicher zu sein, daß Merrick nicht noch einmal zurückkehrte, dann hob er den Aktenkoffer vom Rücksitz und holte seinen Glasschneider und ein Bowie-Messer heraus, das er früher einmal im 18. Jahrhundert einem Mann in Tennessee abgenommen hatte. Er nahm das Messer zur Hand und genoß sein Gewicht und die hervorragende Balance, während er den Daumen über die rasiermesserscharfe Klinge streichen ließ. Das ist für deine Geliebte, Vater. Und für das, was du mir heute antun wolltest.
    Zane merkte, daß er die Klinge des Messers gegen seine andere Hand geführt hatte; er war so wütend über Merrick, daß er sich fast selber geschnitten hätte. Er zog die Klinge zurück, aber seine Wut blieb. Er hatte es kurz zuvor so einge richtet, seinen Skizzenblock und einige seiner Kleider zurück zuholen, als klar war, daß Merrick vorhatte, die ganze Nacht bei der Ärztin zu bleiben, aber das war das letzte Mal, daß er in die Nähe des Hotels gehen konnte. Schlimmer noch, er
    hatte keine Ahnung, wie Vater ihn dort gefunden hatte. Von nun an würde er alle Hotels meiden, selbst wenn er jetzt in seinem Wagen bleiben mußte.
    Geben wir diese Runde an Vater, dachte Zane, aber nur mit einem halben Punkt, weil er mich nicht in die Finger gekriegt hat.
    Jetzt bin ich an der Reihe.
    Wieder kochten Wut und Abwehr in Zane hoch. Er hatte vorgehabt, zuerst Vater zu fangen, ihn in Ketten zu legen und ihn zu zwingen, zuzusehen. Aber Merrick würde wahnsinnig werden bei dem Gedanken, daß er Katie im Stich gelassen hatte, für ihr Leiden verantwortlich sei.
    Ich brauche sie gar nicht

Weitere Kostenlose Bücher