Sohn Der Nacht
Vater werden. See you later, Alligator?
Zane glitt wieder in den Flur zurück und zur Tür der Ärz tin. Sie stand offen, zweifelsohne, damit sie notfalls ihr Kind hören konnte. Zane ging direkt zu ihrem Bett. Sie lag auf der Seite, das Gesicht von ihm ab und dem Fenster zugewandt. Der langsame, gleichmäßige Rhythmus ihres Atems sagte ihm, daß sie schlief, aber noch nicht sehr tief. Eine Minute lang beobachtete er sie, dann zog er das Bowie-Messer aus sei nem Futteral. Er ging auf die andere Seite ihres Bettes, so daß er leichter an ihren Nacken kommen konnte. Das Mondlicht ergoß sich durch das Vorderfenster und warf einen cremigen Schimmer auf ihren Hals und ihr Gesicht.
Sie mußte noch leben, während er all die kleinen Schnitte überall auf ihrem Körper anbrachte, damit sie für den Pathologen auch ordentlich blutete. Aber er würde ihr Bewußtsein stark reduzieren und auf diese Weise sicherstellen, daß sie nichts spürte. Es gab keinen Grund, warum sie leiden sollte - aber Vater sollte glauben, daß sie höllische Schmerzen durch litten hatte. Am Schluß ein einziger sauberer, tiefer Schnitt durch die Kehle, und er würde seinen Anteil trinken.
Zane beugte sich tiefer hinunter und bereitete sich darauf vor, das Stammhirn zu komprimieren und die Ärztin in tiefe Bewußtlosigkeit zu versetzen.
Das Telefon neben ihrem Bett klingelte und ließ ihn auf springen.
Sofort versenkte er sie in tiefe Bewußtlosigkeit. Plötzlich wurde ihm bewußt, daß das Telefon die ältere Frau auf wecken mußte, vielleicht würde sie sogar hierherkommen, und dann müßte er sie töten. Das wäre eine unnötige Kompli kation.
Er trat zurück. Beim dritten Klingeln stöhnte die Ärztin, griff nach dem Telefonhörer und führte ihn an das Ohr, ohne die Augen zu öffnen. »O'Keefe«, murmelte sie.
»Oh, Dr. O'Keefe, ich bin's, Schwester Rosa von der Ost- Drei. Tut mir leid, Sie geweckt zu haben.«
»Ist schon in Ordnung. Ich mußte sowieso aufstehen, um ans Telefon zu gehen.«
Am anderen Ende der Leitung erklang ein leises Lachen. »Ich glaube, Sie werden nicht böse sein, daß ich Sie dafür geweckt habe. Es hat eine dramatische Wende bei Jenny gege ben. Sie ist wach und kräftiger als seit Wochen.«
Die Augen der Ärztin sprangen auf, und sie setzte sich im Bett aufrecht, das Gesicht plötzlich ganz verändert vor Freude. Zane verspürte einen plötzlichen, seltsamen Schmerz in der Kehle.
»Sie hat viel mehr Farbe«, sagte die Schwester, »und sie fragt nach etwas zu essen.«
»Das ist wundervoll.«
»Meinen Sie, wir sollten ihre Verwandten rufen?«
»Lassen Sie uns bis morgen warten. Ihre Eltern haben in
der letzten Zeit nicht viel Ruhe bekommen, und wenn sich dies als eine dauerhafte Besserung herausstellt, werden die Neuigkeiten dann genauso gut sein.«
»Richtig. Und entschuldigen Sie nochmals, daß ich Sie so spät noch angerufen habe, aber ich wollte Ihnen einfach nur gratulieren. Wenn Sie und Dr. Shields heute nicht so schnell gehandelt hätten, als Jenny den Blutsturz bekam, dann hätte sie wohl nicht mehr die Kurve bekommen.«
»Und es war auch gut, daß Sie da drin Ihre Zeit vertrödelt haben, Schwester Rosa.«
»Wie wahr«, sagte die Frau und lachte.
Dr. O'Keefe hängte den Hörer ein und blickte glücklich zur Decke empor. Zane starrte sie an, unfähig sich zu bewegen, ein schockierter Atemzug in seinen Lungen eingeschlossen. Jenny hatte einen Blutsturz gehabt? Plötzlich erinnerte er sich, wieviel schlechter sie ausgesehen hatte, als er mit dem Blut zurückgekommen war - so aschfahl. Er hatte Angst gehabt, sie könnte zu schwach sein, um zu trinken. Hatte ihr Dr. O'Keefe wirklich das Leben gerettet? Ein Schauder durchrann Zane, ein verzögerter Schock, als ihm klar wurde, daß er zu spät mit dem Blut gekommen wäre, wenn es diese Frau nicht gegeben hätte.
Auf dem Flur erklangen Schritte, die sich ihnen näherten. Zane, der noch immer wie an seinem Platz angefroren war, sah zu, wie die ältere Frau, die er in der anderen Nacht gese hen hatte, auf Zehenspitzen hereinkam. »Katie, bist du in Ordnung?«
Die Leute nennen sie Katie, dachte Zane.
Sie schwang die Beine aus dem Bett und grinste die Frau an. »Es war das Hospital. Mom, es ging um Jenny. Ich glaube, sie ist auf dem Weg der Besserung!«
»Wundervoll!«
Katie stand auf und schwenkte ihre Mutter in einem tapsigen Tanz umher, bis sie die Slipper verlor und beide lachend auf dem Bett saßen.
Zane spürte ein ganz sonderbares Brennen mitten
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