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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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eine, mal das andere Geräusch gehört, aber Zane war nicht gekommen. Merrick schaute auf die Uhr, und das Unbehagen, das sich in den letzten Stunden in ihm aufgebaut hatte, vertiefte sich. Bald würde er wieder gehen müssen. Katie würde vom Hos pital nach Hause kommen, und er durfte es nicht wagen, sie ohne Schutz zu lassen. Während er hier in Zanes Unter schlupf auf ihn wartete, konnte dieser vielleicht schon ganz ähnlich in Katies Haus auf der Lauer liegen.
    Er hat sie in seinem Notizbuch skizziert. Ich werde noch dreißig Minuten warten, entschied Mer rick. Komm schon, Zane, nun komm doch.
    Als er am Empfangstisch vorüberkam, bemerkte Zane die Position seines Schlüssels in der Box. Sie schien unverändert. Bestimmt war es in Ordnung, direkt nach oben zu gehen ...
    Vergiß nicht, wer dich jagt.
    Er wartete, bis keine Gäste mehr in der Nähe waren. Dann schwang er sich geräuschlos über den Schalter, holte den Pla stikschlüssel aus seiner Box und studierte die Perforationen. Auf seiner Kopfhaut prickelte es. Eine Sekunde lang sog ihm die Furcht alle Kraft aus den Beinen, und dann erfüllte ihn ein gewaltiger Groll. Du Bastard! Wie hast du mich gefunden?
    Wieder einmal vernahm Merrick das entfernte Läuten des Aufzugs. Er hob den Hammer und zählte die Sekunden.
    Leise näherten sich Schritte über den Teppich des Flures. Er preßte sich ganz flach an die Wand, von einer plötzlichen, wil den Spannung erfüllt. Er holte tief Luft und hielt sie dann an, um sich zu absoluter Ruhe zu zwingen.
    Jemand klopfte an die Tür.
    Merrick runzelte ungläubig die Stirn. Was war denn das?
    »Bellmann«, sagte eine Stimme auf der anderen Seite der Tür, und wieder erklang das Klopfen. Danach trat einen Augenblick lang Schweigen ein, dann hörte Merrick das typi sche Geräusch, mit dem Papier über die Schwelle aus Marmor geschoben wurde. Das Kuvert war jetzt in voller Länge im Zimmer, ohne daß noch irgendein Rest über die Schwelle in den Flur hinaus geragt hätte. Sorgfältig darum bemüht, kein Geräusch zu machen, hob Merrick es auf. Es war nicht versie gelt. Die Nachricht lautete:
    >Lieber Dad,
    treffen wir uns doch auf einen Drink bei den O'Keefes.<
    Zane hatte mit einem mit roter Tinte geschriebenen >Z< unterzeichnet. Vor seinem geistigen Auge sah Merrick das >Z<, das Zane mit Blut auf Susan Zarellis Stirn geschrieben hatte. Vor Angst begann sein Herz unregelmäßig zu schlagen. Von Furcht getrieben, rannte er aus der Suite.
    Die Furcht schwang noch immer in Merrick nach, als er schon in Katies Wohnzimmer saß und Kaffee mit ihr und Audrey trank. Zehn Uhr, und noch immer kein Lebenszeichen von Zane, aber er könnte jetzt in diesem Augenblick draußen sein, das Haus beobachten und abwarten.
    Wie, zum Teufel, hatte er die Falle nur gerochen?
    Und dann diese Notiz, unverschämt, höhnisch. Das war nicht mehr der Zane von vor zwölf Jahren.
    Ich werde die Nacht mit ihr verbringen müssen, dachte Merrick.
    Er versuchte, Katies Blicke aufzufangen, aber sie war tief in die Unterhaltung mit ihrer Mutter vertieft. Den ganzen Abend über war ihr Blick freundlich, aber verschwommen gewesen, sie hatte ihm keine Signale übermittelt. Bedauerte sie die letzte Nacht? Aber ja doch, so mußte es sein. Ganz gleich, wie sehr sie beide auch vorgegeben hatten, es sei nur ein kurzer Ausflug in das Refugium ihrer gemeinsamen Vergangenheit, es war eben doch nicht die Vergangenheit gewe sen, es war jetzt gewesen und es hatte alle die alten Wunden wieder aufgerissen.
    Ich werde draußen bleiben, dachte Merrick.
    Zumindest wußte er, daß Zane sich nicht im Inneren des Hauses befand. Während des Abends hatte er es geschafft, seinen Kopf in jeden Raum zu stecken. Jetzt, nachdem das Abendessen vorüber war, konnte er sich entschuldigen und vorgeben, davonzufahren und dann in den Büschen draußen seine Wache beginnen.
    Er sollte es jetzt tun.
    »Noch Kaffee?« fragte Audrey.
    »Ja, vielen Dank.«
    Katie ging zum vorderen Fenster, zog die Vorhänge ausein ander, blickte hinaus und drehte sich dann plötzlich weg. »Diese Gitterstäbe«, sagte sie. »Ich frage mich, ob ich mich je an sie gewöhnen werde.«
    »Ich finde, sie sehen gut aus«, sagte Merrick, »ganz wie in New Orleans.«
    »Es bleiben immer noch Gitterstäbe.«
    »Es ist aber eine gute Idee, hier so mitten in der Stadt.«
    »Ja, Mom und ich sind zu derselben Entscheidung gelangt.«
    Merrick wußte, da war mehr - die unsichtbare Berührung, die Katie in der Kirche gespürt hatte,

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