Sohn Der Nacht
zu quälen, dachte Zane. Sie einfach nur zu töten.
Er beobachtete das Haus noch einen Augenblick länger. Die Lichter im Erdgeschoß waren jetzt gelöscht, und nur im Schlafzimmer der Ärztin brannte noch Licht. Dann verlöschte auch dieses. Er studierte die phantasievoll gearbeiteten Eisen stäbe, die jedes Fenster schützten.
Er schlüpfte aus dem Wagen und rannte zur Rückseite ihres Hauses. Die oberen Fenster auf der Rückseite waren ebenfalls vergittert. Widerwillig mußte er ihr Respekt für ihr Urteilsvermögen zollen. Die meisten Leute brachten nur an den unteren Fenstern Gitterstäbe an, aber die Ärztin ging keinerlei Risiko ein.
Zane wählte ein Fenster auf der ersten Etage an der Ecke des Hauses, um die Gefahr auf ein Minimum zu beschränken, daß irgendwelche Geräusche über das zentral gelegene Trep penhaus nach oben drangen. Er packte die Stangen und pro bierte es; sie verharrten fest in ihrer Verankerung. Es war gutes/ gedrilltes Eisen, zwei Zentimeter Durchmesser. Es müßte leichter sein, ihre Verankerung aus dem Mörtel zu rei ßen, als sie zu verbiegen - aber das würde zuviel Lärm verur sachen.
Zane spreizte die Füße und griff nach den beiden Stangen, die der Mitte des Fensters am nächsten waren. Sie bewegten
sich ein wenig. Er biß die Zähne zusammen und verstärkte den Druck, und sie verbogen sich einige weitere Inches. Seine Muskeln begannen unter der Anstrengung zu brennen. Wut wallte in ihm auf. Du sollst verdammt sein! Ich werde hereinkom men, und du kannst mich nicht davon abhalten .,.
Zarte ließ die Eisenstangen los und trat keuchend einen Schritt zurück. Seine Wut hatte den Höhepunkt überschritten, als er einen etwa dreißig Zentimeter großen Zwischenraum geschaffen hatte - einen engen Durchschlupf zwar, aber gut genug. Er brachte den Saugnapf auf dem Fenster an, fuhr ein mal mit dem Glasschneider drumherum und holte das runde Stück Glas durch die Stangen. Er öffnete den Verschluß des Fensters und zog es in die Höhe, dann packte er die Stangen und wand sich durch die Öffnung in eine kleine Speisekam mer.
Im Haus war alles ruhig. Er verstaute den Glasschneider wieder in seiner Jacke und eilte durch die dunkle Küche zum Fuß der Treppe, wo er stehenblieb, um noch einmal zu lau schen. Dort oben war es ruhig und völlig dunkel, aber die Ärztin konnte noch nicht länger als ein paar Minuten im Bett sein. Wenn sie müde genug gewesen war, könnte sie bereits schlafen, aber er durfte kein Risiko eingehen.
Zane bückte sich und legte die Handflächen auf die äußer sten Ecken einer Stufe. Dann verteilte er sein Gewicht zwi schen Füßen und Handflächen und kroch die Stufen hinauf, wobei er immer die schwächsten Punkte im Holz mied. Als er etwa zur Hälfte oben war, verschätzte er sich einmal, und eine der Stufen quietschte leise. Er erstarrte zu Eis, aber von oben her erfolgte keinerlei Antwort. Ohne weiteres Geräusch been dete er seine Kletterpartie.
Oben hielt er sich nahe der Wand, wo die Fußbodenbretter weniger nachgaben, und bewegte sich zielstrebig auf das Schlafzimmer der Ärztin zu - und blieb plötzlich stehen, als eine hohe Stimme wie von einem Baby direkt hinter ihm etwas murmelte. Er wandte sich erschreckt um. Was war das?
Eine halboffene Tür in der Nähe des Badezimmers warf
den sanften Widerschein einer Nachtlampe in den Flur. Zane kroch den Flur zurück, bis er in der Türöffnung stand. Ein kleines Kind saß in seiner Krippe und blickte ruhig auf die Tür. Einem Impuls gehorchend setzte Zane seinen >Einfluß< ein, und das Kind zwinkerte mit den Augen, lächelte ver schmitzt und deutete in seine Richtung.
Das Kind hatte Merricks Augen.
Zane verspürte eine seltsame Mischung aus Amüsement und Pein. Vater, Vater, dachte er. Du lernst es aber auch nie, nicht wahr? Und Dr. O'Keefe bewahrt ein kleines Geheimnis vor mir. Ist das etwa mein Halbbruder?
»Hallo«, sagte das Kind mit leiser, zögernder Stimme.
Zane winkte ihm mit dem Finger.
Das Kind wollte noch etwas sagen, und Zane berührte mental sein Stammhirn, gerade genug, um es zur Seite fallen zu lassen. Schläfrig steckte das Kind den Daumen in den Mund. Einen Augenblick später fielen ihm die Augen zu.
Hat dieses Kind auch unser Gen? fragte sich Zane. Ich weiß - noch können sie es nicht sagen. Lauert unter diesem süßen Kindergesicht ein echter Menschenfresser? Im Moment habe ich es mit deiner Mutter zu tun. Aber wenn sie erst einmal weg ist, kannst du meine neue Waffe gegen unseren
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